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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Jodnatrium; Jodocus; Jodoform; Jodoigue; Jodol; Jodphosphor; Jodpräparate; Jodquecksilber; Jodsalbe; Jodsäure

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Jodnatrium - Jodsäure

entsteht ähnlich wie Jodäthyl (s. d.) aus Methylalkohol. In seinen Eigenschaften ist das J. dem Jodäthyl sehr ähnlich; es siedet bei 44° C.

Jodnatrium, Natriumjodid, Natrium jodatum, NaJ, wird analog dem Bromnatrium (s. d.) oder durch Zersetzung eines Jodmetalls mit kohlensaurem Natrium dargestellt. Die Lösung ist zur Trockne zu verdampfen, da eine Krystallisation derselben wegen der sehr großen Löslichkeit des Salzes nicht lohnt. Es bildet ein weißes, an der Luft zerfließliches und auch in Weingeist lösliches Pulver, findet die gleiche Verwendung wie Jodkalium und wird auch technisch in der Edelmetallausbringung benutzt. Das Kilogramm kostet (1893) im Großhandel 28 M.

Jodocus oder Jobst, Markgraf von Mähren (1375-1411), Sohn des Markgrafen Johann Heinrich von Mähren, des zweiten Sohnes des Königs Johann von Böhmen, war ein unruhiger und ländersüchtiger Fürst, der die Verlegenheiten und Zwistigkeiten seiner Vettern von der königl. Linie der Luxemburger, der Könige Wenzel von Böhmen und Sigismund von Ungarn, benutzte, um als Freund oder Feind ihnen ihre Länder abzudrängen. J. erwarb so nach und nach den Pfandbesitz von Luxemburg, der Mark Brandenburg und der Lausitz, des nordwestl. Ungarns und einmal sogar die Regentschaft in Böhmen. Aber da diese Pfänder ihn in viele Kriege verwickelten, hatte er von ihnen geringen Vorteil, und sie dienten ihm nur als Quellen der Erpressung. Nach dem Tode Ruprechts von der Pfalz ward J. von einem Teil der Kurfürsten 1. Okt. l410 zum deutschen König erwählt, starb aber, ehe er ins Reich kommen konnte, 18. Jan. 1411. Da er kinderlos war, fielen die Pfandgüter an ihre Herren zurück.

Jodocus Praténsis, Komponist, s. Deprés.

Jodoform, Trijodmethan, Formyljodid, Methenyltrijodid, CHJ3, die dem Chloroform entsprechende, 1822 von Serullas entdeckte Jodverbindung, entsteht bei der Einwirkung von Jod auf Alkohol bei Gegenwart von wässerigem Alkali oder von Lösungen kohlensaurer Alkalien. Außer dem gewöhnlichen Alkohol liefern auch die demselben homologen höhern Alkohole, Aceton und andere Körper J.; aus Methylalkohol, Äther, Chloroform und andern ist dagegen kein J. zu erhalten. Zur Darstellung löst man nach Mohr 5 Teile kohlensaures Kalium und 6 Teile Jod in 12 Teilen Wasser und erwärmt nach Zusatz von 6 Teilen Alkohol, bis die Flüssigkeit entfärbt ist. Nach dem Erkalten krystallisiert das J. Die dabei zu erzielende Ausbeute entspricht ungefähr einem Drittel des angewandten Jods, der Rest desselben bleibt als Jodkalium gelöst. Das J. bildet kleine glänzende, gelbe Krystallblättchen von süßlichem Geschmack und eigentümlichem, vielen höchst widerwärtigem Geruch. Es ist unlöslich in Wasser, löslich in 50 Teilen kaltem und 10 Teilen kochendem Alkohol, leicht löslich in Äther. Aus der alkoholischen Lösung scheidet es sich bei langsamem Verdunsten in großen Krystallen ab. Es schmilzt bei 119°, bei höherer Temperatur wird es unter partieller Zersetzung verflüchtigt. Das J. wird in neuerer Zeit als antiseptisches Mittel vielfach in der Medizin und Chirurgie bei Skrofulose, Syphilis, Krebs und Tuberkulose, ganz besonders aber in der modernen Wundbehandlung angewendet; die Wunde wird entweder mit einem pulverförmigen J. bestreut oder mit der eigens hierzu präparierten Jodoformgaze bedeckt oder ausgestopft (tamponiert). In größern Gaben kann das J., auch bei äußerlicher Anwendung auf Wunden, giftig wirken. Die Jodoformvergiftung giebt sich in leichtern Fällen durch Unbehaglichkeit, Kopfschmerz, Schlaf- und Appetitlosigkeit, Durst und Erbrechen und hohe Pulsfrequenz zu erkennen, welche sich in schwerern Fällen zu tobsüchtigen Delirien steigern und endlich unter den Erscheinungen von Herzschwäche zum Tode führen. Im Großhandel kostet (1893) das Kilogramm 35 M.

Jodoigue (spr. schodŏánnj, lat. Geldonia; vläm. Geldenacken), Stadt in der belg. Provinz Brabant, 38 km im OSO. von Brüssel, an der Geete und an den Linien Tienen-Ramillies der Staatsbahn und J.-Wavern der Vicinalbahnen, hat (1889) 4582 E., Wollspinnerei, Tabakfabriken und Steinbrüche.

Jodol, Tetrajodpyrrol, C4J4NH, ein geruch- und geschmackloses gelbbraunes, aus glänzenden, mehrere Millimeter langen Prismen bestehendes Pulver, welches künstlich durch Einwirken von Jod auf Pyrrol (C4H4NH), im großen aus ätherischem Tieröl (Oleum animale Dippelii) und Jod-Jodkalium-Lösung dargestellt wird. Es löst sich in Alkohol, Äther, Eisessig und fettem Öl, ist unlöslich in Wasser und zersetzt sich allmählich durch Lichteinwirkung sowie durch Erhitzen auf 140-150°. Das J. wird wegen seines hohen Jodgehaltes neuerdings wie das Jodoform als desinfizierendes und antiseptisches Mittel empfohlen; vor dem Jodoform hat es voraus, daß es weniger giftig und vollkommen geruchlos ist. Im Großhandel kostet das Kilogramm 110 M.

Jodphosphor, als Phosphorjodür, PJ2, und Phosphorjodid, PJ3, bekannte Verbindung des Jods mit Phosphor. Man erhält beide Verbindungen, wenn man zu einer Lösung von 31 Teilen Phosphor in trocknem Schwefelkohlenstoff nach und nach 254 Teile Jod (für PJ2) oder 381 Teile Jod (für PJ3) hinzufügt. Durch Destillation wird der Schwefelkohlenstoff entfernt, worauf die Jodverbindungen sich in großen roten Krystallblättern ausscheiden. Durch Wasser werden beide Körper unter Bildung von Jodwasserstoff und phosphoriger Säure zersetzt.

Jodpräparate, die in der Heilkunde verwandten Jod enthaltenden Substanzen. Seitdem die bei Erkrankungen des Drüsensystems äußerst wirksame Heilkraft vieler Jodverbindungen erkannt war, hat man sich mit Vorliebe dieser Präparate bedient und nach und nach eine Masse derselben, häufig sehr überflüssigerweise, in den Arzneischatz gezogen. Namentlich franz. Ärzte und Apotheker haben sich in der Aufstellung immer neuer jodhaltiger Arzneiformeln hervorgethan. In dem Arzneibuch für das Deutsche Reich sind nur noch die folgenden offizinell: Hydrargyrum bijodatum, Quecksilberjodid (s. d.); Jodoform (s. d.); Jod (s. d.); Kalium jodatum, Jodkalium (s. d.); Natrium jodatum, Jodnatrium (s. d.); Sirupus Ferri jodati, Eisenjodürsirup (s. Eisenjodür); Tinctura Jodi, Jodtinktur (s. d.); Unguentum Kalii jodati (s. Jodkaliumsalbe).

Jodquecksilber, s. Quecksilberjodid.

Jodsalbe, s. Jodkaliumsalbe.

Jodsäure, als Hydrat (JO2)OH, als Anhydrid J2O5, entsteht durch Einwirkung von konzentrierter Salpetersäure auf Jod, krystallisiert in sechsseitigen Tafeln von saurem Geschmack, ist leicht in Wasser