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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Johann I. (König von Frankreich) - Johann (von Österreich)
Magnaten traten in alter Lehnstreue wieder zu ihm
über, die in die Enge getriebenen Gegner riefen
Frankreich zu Hilfe und boten dem Dauphin, dem
fMern Ludwig VIII., die Krone an. Schon stand
diefer auf engl. Boden, als ein günstiges Geschick
den König 19. Okt. 1216 aus der Welt nahm. I.
war ein Mann von polit. Verstand, von großer Aus-
dauer, aber treulos und feige, wollüstig und grau-
sam; seine Negierung bezeichnet die Ausartung der
von Wilhelm dem Eroberer in England begründeten
königl. Autokratie, die zu einer doppelten Katastrophe
des Königtums führte, zu der Zertrümmerung des
von Heinrich II. m England und Frankreich gegrün-
deten Großreichs der Anjou-Plantagenets und zur
Erschütterung der Stellung der Krone in England
gegenüber der Gesamtheit ihrer geistlichen und welt-
lichen Vasallen. - Vgl. Pauli, Geschichte von Eng-
land, Bd. 3 (Gotha 1853); Hook, I^ives ok tks arcb-
diLkops of 0Nut6rdui-5 (12 Bde., Lond. 1860-76);
Pearson, Histor^ ok Anband, Bd. 2 (1868).
Johann I., König von Frankreich, warder
Sohn Ludwigs X. Er wurde erst nach dem Tode
seines Vaters 15. Nov. 1316 geboren und starb be-
reits nach 4 Tagen.
Johann II., der Gute, König von Frankreich
(1350-64), geb. wahrscheinlich 1319, folgte 1350
feinem Vater Philipp VI. Er hatte eine unruhige
und unheilvolle Regierung durch die Erneuerung
des Krieges mit England. Bei Maupertuis in der
Nähe von Poitiers, 19. Sept. 1356, von Eduard,
dem schwarzen Prinzen, geschlagen und gefangen
genommen, konnte I. lange Zeit seine Freiheit nicht
erwirken, da der Dauphin (später Karl V.) durch
die Fehde mit Karl dem Bösen von Navarra, durch
den Aufstand unter Marcel (s. d.) in Paris und
durch den Bauernaufstand der Jacquerie (s. d.)
außer stände war, die engl. Bedingungen zu er-
füllen. Endlich kam es (Mai 1360) zu dem für Frank-
reich höchst nachteiligen Frieden von Vretigny (s. d.),
infolgedessen I. freigelassen wurde. Weil aber sein
jüngerer Sohn Philipp, den er als Geisel gestellt
hatte, noch vor der Ausführung des Vertrags aus
England entfloh und I. ohne Mittel war, das aus-
bedunHene Löfegeld aufzubringen, kehrte er frei-
willig m die Gefangenfchaft zurück; in London starb
er, mit glänzenden Ritterspielen und abenteuerlichen
Kreuzzugsplünen beschäftigt, 8. April 1364. Die
Krone erhielt nun Karl V.; der nächste Sohn, Phi-
lipp der Kühne (s. d.), war schon 1363 mit dem Her-
zogtum Burgund ausgestattet worden, was sich
bald als schwere Schädigung der franz. Macht erwies.
Johann Friedrich, Herzog von Hannover,
s.JohannFriedrich,HerzogzuBraunschweig(S.927g.).
Johann, Graf von Brienne, König von Jeru-
salem, Kaiser von Byzanz, s. Vrienne.
Johann von Luxemburg, s. Johann (von
Luxemburg), König von Böhmen (S. 925).
Johann, Graf von Nassau, Erzbifchof von
Mainz (1397-1419), wurde 1390 Domherr in
Mainz und erreichte 1397, während das Domkapitel
den Grafen Gottfried von Leiningen wählte, bei
Papst Bonifaz IX. die Ernennung zum Erzbifchof.
Durch drei Jahre hindurch fortgesetzte Intriguen er-
reichte er dann 1400 die Absetzung des Königs Wen-
zel und die Wahl Ruprechts von der Pfalz, und da
dieser ihm nicht alles gewährte, brachte er gegen den-
selben 1405 den Marbacher Bund zu stände. Rup-
recht mußte nachgeben, geriet aber in neuen Streit
mit I., weil dieser zu dem Papst des Pisaner Kon-
M, Alexander V., Ruprecht zu Gregor XU. hielt.
Nach Ruprechts Tode 1410 wählte I. mit Köln
Iodocus von Mähren zum König und trat erst 1411
der zweiten Wahl Sigismunds bei. Wegen Unter-
stützung des Papstes Johann XXIII. auf dem Kon-
stanzer Konzil entzog ihm Sigismund die Vogtei
m der Wetterau, gab sie ihm aber später zurück
und begünstigte ihn offen. 1416 mußte sich I. vor
dem Konzil von dem Verdacht reinigen, er wolle
den gefangenen Johann XXIII. befreien, und schloß
mit den rhein. Kurfürsten den Binger Bund gegen
alle Schädiger ihrer Privilegien. Stete Kämpfe
hatte I. außerdem mit der Stadt Mainz zu be-
stehen. Er starb 23. Sept. 1419. - Vgl. Huckert, Die
Politik der Stadt Mainz während der Regierungs-
zeit des Erzbischofs I. II. (Mainz 1878).
FohannMoritz,Fürst von Nassau-Siegen,
s. Nassau-Siegen.
Johann von Osterreich, gewöhnlich Don
Juan d'Austria genannt, natürlicher Sohn Kai-
ser Karls V. von der schönen Regensburger Bürger-
meisterstochter Barbara von Blomberg, ward
24. Febr. 1545 in Regensburg geboren und wuchs
seit 1550 unter dem Namen Geronimo im Dorfe
Leganes unweit Madrid bei Pflegeeltern geringen
Standes heran. 1554 übergab man ihn der Gemah-
lin Quixadas, Madalena da llüoa, und seitdem
wurde er auf dem Schlosse Villagarcia unweit
Valladolid erzogen. Karl V. hatte bereits durch
ein geheimes Kodicill vom 6. Juni 1554 den Kna-
ben als seinen Sohn anerkannt und aufs dringendste
seinem Thronfolger empfohlen. Philipp II. erkannte
chn 1559 als Sprößling des Hauses Österreich
an. Seitdem hieß der Knabe Don Juan d'Austria
und erhielt eine fürstl. Hofhaltung, erst in Valla-
dolid, dann in Madrid. 1561 bezog er mit dem
Insanten Don Carlos und Alexander Farnese von
Parma die Hochschule zu Alcala und blieb daselbst
bis Ende 1564. I. zeigte entschiedene Neigung zum
Kriegswesen, erhielt aber erst 1568 den Befehl über
ein Geschwader von 33 Galeeren, mit denen er vom
Juni bis September glücklich gegen die afrik. See-
räuber kämpfte. Dann unterdrückte er nach lang-
wierigem Kampfe den Aufstand der Morisken in
Granada (April 1569 bis Nov. 1570). Eine glän-
zendere Laufbahn eröffnete sich für I., als im Mai
1571 Papst Pius V., Spanien und Venedig sich z,i
einer "ewigen Liga" gegen die Türken vereinigten
und ihn zum Oberbefehlshaber ihrer Flotte bestell-
ten. Am 7. Okt. 1571 schlug er die glorreiche See-
schlacht bei Lepanto (s. d.). Doch die Früchte des
Sieges gingen durch die Eifersucht der Verbündeten
verloren, und Venedig trat schon im März 1573
von der Liga zurück. Dennoch nahm I. im Okt.
1573 Tunis ein, das aber schon im Sept. 1574 wie-
der den Türken zufiel.
I. hatte erst daran gedacht, sich eine selbständige
Herrschaft in Morea und Albanien zu erkämpfen,
dann aber ein Königreich in Tunis zu beaMnden.
Philipp II. wies solche Pläne entschieden zurück und
verweigerte seinem Stiefbruder auch die Erhebung
zum Infanten von Spanien, übertrug ihm dagegen
die Statthalterfchaft über die span. Provinzen in
Italien und 1576 die Statthalterschaft in den Nie-
derlanden. I. reiste von Madrid aus verkleidet
durch Frankreich und traf 4. Nov. 1576 in Luxem-
burg ein, wo den Winter hindurch über einen Ver-
gleich mit den niederländ. Ständen verhandelt
wurde. Am 7. April 1577 erließ er das sog. Näie-