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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Jupiter pluvius - Jura (Gebirge)
Umbrern, Ostern und Latinern als höchster Gott
verehrt worden. Ursprünglich wnrde er als Herr des
Donners und Blitzes sowie des himmlischen Segens,
von dem das Gedeihen der Feldfrucht abhängt, ange-
sehen; bald aber faßte man ihn anch als den Schützer
der Treue und des Rechts, namentlich im inter-
nationalen Verkehr auf, während ihm als Schwurgott
für das Privatleben der ursprünglich mit ihm iden-
tische Dius Fidius (s. d.) zur Seite trat. Sehr früh
bildete sich aber auch die Vorstellung heraus, daß
er es sei, der die ro'm. Heere zu Ruhm und Sieg
führe, und so erhielt er als Kriegsgott und Sieg-
verleiher unter verschiedenen Beinamen (Stator,
Victor) eigene Kulte, und die ausgezeichnetste Kriegs-
beute (die 3p0lia o^ima) wurde ihm geweiht. Auf
diefe Weise wurde er zum polit. Gotte; erst in La-
tium, wo er als I. Latiaris auf dem Albaucr-
berge einen berühmten Tempel, das Vundeshcilig-
tum der latinischcn Städtevcreinigung, besaß, dann
in Rom selbst; hier war er alsI. Öptimus Mari -
mus (der Beste und Größte) das ideale Haupt der
Stadt und thronte als solches mit seinen beiden
Hausgenossinnen Juno und Minerva in dem Kapi-
tolinischen Tempel. Sein Priester war von alters
her der Flamen Dialis, dessen Amtshandlungen
und Privatleben noch mit den Vorschriften uralten
Zeremoniells umgeben waren; aber auch andere
Priesterschaften, wie die Fetialen und die Augurn,
standen in engster Veziehuug zur Verehrung des I.
Hinsichtlich der bildlichen Darstellungen s. Zeus
und die beigcsügte Tafel: Jupiter Otricoli -
Juno Ludovifi.
^npiter pluvius (lat.), Jupiter Negenfpender,
durch Goethe (in "Wanderers Sturmlied" und dein
22. der "Venetianifchen Epigramme") in Deutfch-
land zum geflügelten Wort geworden.
Iupitersbart, Pflanzenart, f. sempoi-vivum.
5upon (frz., fpr. fchüpöng), Diminutiv von ^up6
(s. d.), kurzer Frauenunterrock.
Iuppiter, s. Inpiter.
"/n?"., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Louis Iurine (fpr. fchürihn), franz.
Arzt und Naturforscher, geb. 6. Febr. 1751 zu Genf,
gest. daselbst 20. Okt. 1819.
5ura. (Mehrzahl von ^u8, s. d.), die Rechte, die
Rechtswissenschaft; "I. äomeLtic^, f. DomL3tien8.
Jura. 1) I. oder Schweizer Jura, das etwa
400 li^n lange und 30-50 km breite Faltengebirge,
welches, hauptsächlich aus Kalksteinen der Jurafor-
mation (s. d.) und der Kreide gebildet, sich in einem
konvexen Bogen um die fchweiz. Hochebene herumlegt.
Phyfikalifcher und geologischer Vau.
Die ersten Faltcnzüge beginnen im Winkel zwifchen
Isöre und Rhone und werden von den Alpen durch
die Isere von St. Nazaire bis Voreppe und weiterhin
durch eiue tiefere Linie getrennt, welcher entlang die
Straße über St. Laurent du Pont und Les Echelles
nach Chambe'ry und weiter über Aix-les-Vains,
Albens und Alby nach Annecy folgt. Der I. besteht
aus langgezogenen, nach NO. allmählich niedriger
und breiter werdenden Parallelketten, welche fast
genau den Gewölben der Faltenbildung entspre-
chen und an welche sich im N. und N. breite, durch
tief eingefchnittene Flußthäler gegliederte Hoch-
flächen anlegen. Der höchste Rücken ist der südöst-
liche, der mit steilen Felswänden aus dem schweiz.
Hügellande aussteigt; gegen die Thäler der Saone,
des Doubs und des Rhems senkt sich das Gebirge
stufenweife. In den Hochstächen sind die Schichten
des Gesteins horizontal gelagcrt; im Kettcnjura
bilden sie Gewölbe, bald geschlossene, bald geöffnete
oder gesprengte, zlmschen deren Schenkeln sich in
der Längsrichtung ^paltenthäler (Gewölb- und
Combenthäler) hinziehen. Zwischen den Haupt-
tcttcn dehnen sich einförmige Längcnlhäler aus,
Mulden, von fynklinalen Schichten gebildet; feltener
sind die Qucrthäler oder Klüsen, welche, die malerisck
fchönsten Partien bildend, schluchtartig die Ketten
durchbrechen; wenn sie eine Kette nicht der ganzen
Breite nach durchsetzen, so heißen sieHalbklusen oder
Gräben (srz. ru?). Der Charakter ist einförmig;
die Ketten sind lange Rücken, deren Gipfel sich nur
wenig über die Kammhöhe erheben; scharf aus-
geprägte Gipfelformen sind selten. Im Innern ist
das Gebirge vielfach zerklüftet, von Höhlen und
Trichterlöchern durchfetzt, in denen sich hier und da
die Flüsse verlieren, um nach unterirdischem Laufe
wieder zu Tage zu treten (z. B. die Orbe).
Die höchsten Gipfel erheben sich in der südöstl.
Randkette; fast alle gewähren prachtvolle Aus-
sicht auf die Seen, das schweiz. Hügelland und
die Alpen; von den nördl. Gipfeln schweift der
Blick bis zum Schwarzwald und den Vogefen. Zu
den wichtigsten Punkten gehören: der Grand Co-
lombicr (1534 m) bei Culoz, der Mont-Credoz
(1624 m) bei dem Fort de l'Ecluse, der Mont-
Reculet (1720 m), der Cret de la Neige (1723 m)
und der Mont-Colomby dc Ger (1091 m), die höch-
sten Gipsel des ganzen Gebirges, alle westlick von
Genf in der Kette zwifchen der Valserine und der
fchweiz. Hochebene, die Dole (1678 m), der west-
lichste Schweizerberg; der Mont-Tendre (1680 m)
und die Dcnt de Vaulion (1488 m) zwischeu der Orbe
und der Hochebene, der Mont-Snchet (1595 m), der
Chasseron (1611 m) und der Creur du Vent (1465 m)
mit gewaltigem Felscirkus zwischen dem Doubs, der
Areuse, dem Neuenburgersee und der Orbc, der
Chaumont (1175 m) oberhalb Neuchatel, der Chasse-
ral oder Gestler (1609 m) zwischen St. Immerthal
und Bielersce, die Hasenmatt (1447 m) mit dem
Weißenstein beiSolothurn, die Bölchenfluh (1126 m)
in der Hauensteinkette, die Gislifluh (774 m) bei
Aarau und die Lagern (863 m) im Kanton Zürich.
Die westlicher und nördlicher gelegenen Ketten sind
niedriger, erheben sich aber noch bis über 1400 m
Höhe. Ihre wichtigsten Gipfel sind der Mont-Risour
(1423 m), westlich vom Iourthale, der durch seine
Käfe berühmte Mont-d'Or (1463 m) bei Iougne, die
Tete de Rang (1423 m) zwifchen Chaur de Fonds
und dem Val de Ruz; und im Bernifchen I. der
Moron (1340 m) links, der Mont-Graitery (1272 m)
und der Raimeux (1305 m) rechts von der Birs,
der Mont-Terrible (1000 m) zwifchen Pruntrut und
Delsberg, der Vlauenberg (878 m) bei Basel.
Der schroffe füdöstl. Absturz des Gebirges, der
Parallelismus und die gleichmäßige Höhe seiner
Ketten, der Mangel an großen Querthälern machen
den I. ziemlich unzugänglich; nichtsdestoweniger
wird er von einem ausgedehnten Netze von Kunst-
strahen und Eisenbahnen durchzogen, welche
meist den Längenthälern solgen, bis eine Klus oder
eine niedrige Wasferfcheide einen Ausweg gestattet.
Zu den wichtigsten Pässen gehören: der Col de la
Faucille (1323 m) zwischen Ger und dem Thal der
Valserine, der Pah von St. Cergues (1263 m) am
Fuß der Dole, der Col de Marchairuz (1450 m),
der über die Kette des Mont-Tendre führt, der
Paß von Iougne zwifchen Orbe und Pontarlicr, der