Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kaffee'
Außer dem Caffeïn (s. d.) enthalten die Kaffeebohnen eine eigentümliche Säure, die
Kaffeegerbsäure (s. d.); ferner ziemlich viel Kali und Phosphorsäure. Gesteigerter Verbrauch, mißratene Ernten und die hohen Preise des K.
haben die Bereitung zahlreicher Kaffeesurrogate (s. d.) veranlaßt. Auch ist der K. vielen
Verfälschungen unterworfen; zunächst enthält der rohe K. nicht selten eine Menge groben Seesandes (Quarzgerölle),
der den Bohnen der Farbe nach sehr ähnlich ist, zur Gewichtsvermehrung beigemischt. Die ungebrannten Bohnen unterliegen vielfachen Fälschungen durch
Berlinerblau, Curcuma, Chromgelb, gelben Ocker, Indig, Kupfersalze. Der weiteste Spielraum ist beim Verkaufe gebrannten und gemahlenen K. dargeboten.
Man trifft darin Cichorie, bereits extrahierten Kaffeesatz, gebrannten Roggen, Runkelrüben, Eicheln, Lupinen, Erdmandeln u.s.w., auch mineralische Zusätze,
wie Thon, Ocker u. dgl. Auch gebrannte Kaffeebohnen werden künstlich dargestellt teils aus Thon mit gebranntem Zucker, teils aus Mehlteig, teils aus schon
ausgezogenem gebranntem K. unter Zusatz von Mehlteig. (S. Verfälschungen der Nahrungsmittel.)
Geschichte. Der Gebrauch des K. ist jedenfalls sehr alt. Wenn auch die Notiz, daß bereits um 875 n.Chr. in Persien das
Kaffeetrinken Sitte gewesen sei, nicht verbürgt ist, so ist es doch wahrscheinlich, daß wenigstens in Abessinien der K. schon um diese Zeit bekannt gewesen ist.
Ob jedoch der K. schon ebensolange als Kulturpflanze gebaut wurde, ist sehr zweifelhaft, es ist vielmehr wahrscheinlich, daß eine beträchtliche Zeit hindurch
nur die Samen von wildwachsenden Pflanzen benutzt wurden. Nach Arabien soll die Sitte des Kaffeetrinkens durch einen Mufti aus Aden, der sie bei einer Reise
nach Persien kennen gelernt hatte, im 15. Jahrh. eingeführt worden sein. 1517 soll zum erstenmal der K. nach Konstantinopel gebracht worden sein und zwar
durch Sultan Selim nach der Eroberung von Ägypten, 1551 wurde in dieser Stadt bereits das erste öffentliche Kaffeehaus
eingerichtet.
Das erste Kaffeehaus im Occident wurde 1645 in Venedig errichtet; die erste Nachricht von der Wirkung des K. als Arznei war durch Prospero Alpino 1592 nach
Italien gelangt. In England wurde das erste Kaffeehaus zu Oxford 1650, ein zweites in London 1652 errichtet. In Frankreich entstanden zuerst um 1659 in
Marseille Kaffeehäuser, in Paris schlug zuerst in der Vorstadt St. Germain ein Armenier in den siebziger Jahren des 17. Jahrh. eine Kaffeebude auf. Das erste
eigentliche Kaffeehaus daselbst war aber das um 1725 von dem Sicilier Procopio gegründete Café Procope. In Wien
erhielt ein Pole das erste Privilegium zur Anlegung eines Kaffeehauses. Von Frankreich aus scheint sich der Gebrauch des K. um 1670 nach Deutschland
verbreitet zu haben. 1675 kannte man ihn bereits am Hofe des Großen Kurfürsten von Brandenburg. In Hamburg entstand das erste Kaffeehaus 1679, von
einem engl. Kaufmann gegründet; in Berlin 1721. Friedrich II., ein entschiedener Gegner des K., ließ Staatskaffeebrennereien errichten und machte 1781 den
Kaffeehandel zum Monopol. In Württemberg machte der berüchtigte Jude Süß 1736 das Recht, Kaffeehäuser zu halten, zu einem Monopol und verpachtete es
wie andere Gewerbszweige an den Meistbietenden.
Die erste Anpflanzung des K. in Kolonien außerhalb Afrikas und Arabiens geschah durch den ↔
Gouverneur von Batavia, van Hoorn, auf Veranlassung des Bürgermeisters von Amsterdam, Nicolas Witsen, 1690 auf Java; die dort verwendeten Pflanzen
waren aus Arabien dahin gebracht worden. Von diesen Plantagen gelangten 1710 mehrere Exemplare nach Europa und wurden hier in botan. Gärten, z.B. in
Amsterdam, mit gutem Erfolg kultiviert. Der ersten Anpflanzung in Java folgten bald mehrere Versuche, den K. auch in andern Ländern zu kultivieren; so
brachten die Holländer 1718 denselben nach Surinam, die Franzosen 1725 nach Cayenne, 1720 oder 1723 nach Martinique, 1730 nach Guadeloupe und gegen
Ende des 18. Jahrh. gehörte der K. schon zu den verbreitetsten Kulturpflanzen innerhalb der Tropen.
Litteratur. John Ellis, An historical account of coffee (Lond. 1774); H. Welter,
Essai sur l'histoire du café (Par. 1868); Fuchs, Die geogr. Verbreitung des Kaffeebaums (Lpz. 1886); Arnold,
Coffee, its cultivation and profit (Lond. 1886); Semler, Tropische Agrikultur, Bd. 1 (Wismar 1886); Brougier, Der K., dessen
Kultur und Handel (Münch. 1889); Bayerdörffer, Der Kaffeeterminhandel, (in Conrads «Jahrbüchern für Nationalökonomie und Statistik», Bd. 56, 1891).
Kaffeesurrogate, geröstete vegetabilische Substanzen, die wegen ihres geringern Preises oder aus gesundheitlichen Rücksichten als
Ersatzmittel des Kaffees benutzt werden. Sie unterscheiden sich sämtlich vom Kaffee durch das Fehlen des Caffeïns (
s. d.), dem der Kaffee eine nervenbelebende, aber auch aufregende Eigenschaft verdankt. Die wichtigsten K. sind: Cichorie (s.
Cichorium), Eichelkaffee (s. Eicheln), Kaffee aus Cerealien und Leguminosen
(Gerste, Mais, Erbsen, Bohnen, Lupinen), Mandelkaffee, Kaffee aus Dattelkernen, Nüssen, Rüben, aus den Fruchtschalen der Kaffeebohne (Sakkakaffee),
Feigenkaffee (s.d.), Malz-(Malto-)kaffee (Kneipps Malzkaffee) u. dgl. – Vgl. Bibra, Der Kaffee und seine Surrogate (Münch. 1858); Trillich,
Die K. (ebd. 1889); Lehmann, Die Fabrikation des Surrogatkaffees (2. Aufl., Wien 1893).
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