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Kalkulieren – Kalkutta
Bei Gerichts- und Verwaltungsbehörden wird Kalkulatur die Abteilung des Bureaus genannt, welcher die Aufstellung und Prüfung von Rechnungen obliegt.
Kalkulieren, berechnen (s. Kalkulation); auch spekulierend rechnen, eine Schlußfolge machen; Kalkulātor, ein Beamter, welcher die Richtigkeit der Rechnungen oder Voranschläge zu prüfen hat.
Kalkutta, durch das engl. Calcutta entstandener unrichtiger Name der Hauptstadt Kalkatta des Britisch-Ostindischen Reichs, liegt am linken Ufer des Hugli genannten westlichsten Hauptarms des Ganges, 129 km vom Meere, unter 22° 34′ nördl. Br. und 88° 24′ östl. L., auf morastigem Boden. Das Klima ist auch nach Trockenlegung der benachbarten Sümpfe ungesund. K. hat (1891) 681560 (446746 männl., 234814 weibl.), mit den Vorstädten 741144 E., darunter 488532 Hindu, 218158 Mohammedaner, 29904 Christen, 2100 Buddhisten, 1399 Juden, auch Neger, Chinesen und Malaien. Mit Haura (s. d.), der industriell mit K. ein Ganzes bildenden Stadt am rechten Hugliufer, erreicht die Bevölkerung 857750 E.
^[Abb. Kalkutta (Situationsplan).]
Anlage und Bauten. Die Stadt (s. beistehenden Plan) besteht aus der Schwarzen Stadt im N., der Weißen Stadt in der Mitte und dem Fort William im S. Der hauptsächlich von Europäern bewohnte und nach ihnen Weiße Stadt oder Tschauringi (engl. Chowringhee) genannte Stadtteil gleicht, mit den Verandas und Säulenreihen vor den häufig im griech. Stil erbauten palastähnlichen Häusern, einer europ. Stadt. Die schönsten Gebäude sind der Palast des Vicekönigs, die Bank von Bengalen, das Stadthaus, der oberste Gerichtshof, die St. Paulkathedrale sowie die andern anglikan. und presbyterian. Kirchen. Erwähnenswert sind auch noch die zu Ehren Lord Metcalfes errichtete Metcalfe-Halle und das Ochterlony-Monument. Auf dem weiten, Esplanade oder indisch Maid genannten Raume zwischen Tschauringi und dem Flusse erhebt sich das von Lord Clive angelegte Fort William, eine Citadelle mit riesigen Kasernen, Zeughaus und Raum für 25000 Mann. Die Schwarze Stadt der Eingeborenen oder Palta bestand früher nur aus Rohr- und Bambushütten oder niedrigen Häusern von Lehm- und Backsteinen, ist jetzt durch Anlage neuer Straßenzüge schöner und gesünder geworden und wird bloß von Eingeborenen bewohnt. Hier befinden sich Hindutempel und Moscheen. Ringsherum liegen die Vorstädte. Am Flußufer liegt der schöne Edenpark mit Statuen Peels und Lord Aucklands. Denkmale ind. Baukunst fehlen.
Behörden und Bildungsanstalten. K. ist Sitz des brit. Vicekönigs, eines anglikan. Bischofs, der unter dem Erzbischof von Canterbury steht und zu dessen Diöcese Britisch-Indien mit Ausnahme von Madras und Bombay gehört. Auch haben die meisten engl. Dissidenten sowie die übrigen prot. Kirchen, die Katholiken und Armenier ihre Gotteshäuser. Bildungsanstalten sind: die Universität (nur Prüfungsbehörde, 1857 gegründet), das großartige Museum (1866) mit wertvollen Mineralien und Fossilien, Hindu College, Hare School, Sanskrit-College, die mediz. Schule, mittlere und niedere Lehranstalten aller Art für Europäer und Eingeborene, die berühmte Asiatische und mehrere andere gelehrte Gesellschaften, Bibliotheken, die Sternwarte, der botan. Garten unterhalb Haura und der zoolog. Garten.
Handel, Industrie und Verkehr. K. ist der polit. Mittelpunkt des Reichs, im Handel ist es von Bombay überflügelt worden; allerdings läßt die erhoffte Erschließung Tibets und Südchinas und die Erwerbung Birmas eine Zunahme erwarten.
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