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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karl I. (König der Franken) - Karl V. (König von Frankreich)

Hagenbach, hingerichtet war. Eduard IV. war zwar in Frankreich eingefallen, ließ sich aber im Aug. 1475 von Ludwig XI. den Stillstand von Amiens (trève marchande) für Geld abkaufen. Daher schloß auch K. im Sept. 1475 mit Ludwig Frieden, worin er gegen Lothringen und die Schweizer freie Hand behielt. Nun überfiel er sogleich mit 40000 Mann Lothringen und eroberte in kurzer Zeit das Land. 1476 drang er über den Jura in die Schweiz, erstürmte Grandson und ermordete die Besatzung. Bald aber erschienen die Eidgenossen gegen 20000 Mann stark, schlugen K. im März 1476 bei Grandson und nahmen ihm sein Gepäck und seine großen Schätze ab. K. kehrte bald mit einem neuen Heere von 60000 Mann zurück und belagerte Murten, wurde aber hier 22. Juni 1476 in blutigem Gefecht von den Schweizern völlig geschlagen; fast die Hälfte seines Heers kam auf dem Schlachtfelde oder im Murtener See um. Tiefgebeugt und schwermütig blieb K. längere Zeit unthätig; erst auf die Kunde, daß der junge Herzog Rene von Lothringen sein Land wiedererobere, drang er im Okt. 1476 gegen diesen vor und belagerte Nancy, wurde hier aber im Jan. 1477 geschlagen und auf der Flucht getötet. Er wurde in Nancy beigesetzt; sein Urenkel Kaiser Karl V. ließ 1550 seine Gebeine nach Brügge bringen, wo ihm wie seiner Tochter Maria in der Liebfrauenkirche prächtige Grabmäler (liegende Erzstatuen auf Marmorsarkophagen) errichtet worden sind. K. starb ohne männlichen Erben; seine Tochter Maria (s. Maria von Burgund), die ihm seine Gemahlin Isabella von Bourbon geboren hatte, vermählte sich mit dem Sohne Kaiser Friedrichs III., Maximilian; so kam der größere Teil des burgund. Erbes an die Habsburger. - Vgl. Barante, Historie de ducs de Bourgogne de la maison de Valois (13 Bde., Par. 1824-26; 7. Aufl., 12 Bde., 1853); Rodt, Die Kriege K.s des Kühnen (2 Bde., Schaffhausen 1844); Foster Kirk, History of Charles the Bold (3 Bde., Lond. 1863).

Karl I., König der Franken, s. Karl I., der Große, röm. Kaiser (S. 142).

Karl II., König von Frankreich, s. Karl II., der Kahle, röm. Kaiser (S. 143).

Karl III., der Einfältige, König von Frankreich, war der Enkel Karls II. des Kahlen und der jüngste, erst nach dem Tode des Vaters, 879, geborene Sohn Ludwigs des Stammlers, von dessen ältern Söhnen Ludwig III. schon 882, Karlmann 884 starben. Nachdem zunächst 885 Kaiser Karl III. der Dicke, und 888 der tapfere Verteidiger von Paris, Odo von Francien, zum Könige gewählt worden waren, wurde 893 durch den Erzbischof Fulco von Reims K. aus der Verborgenheit hervorgezogen und gekrönt. Seine Partei behauptete sich, und 896 trat ihm Odo einen Teil des Landes ab. Nach Odos Tode, 898, wurde K. allgemein als König anerkannt. Er verlieh 912 dem normann. Seekönig Rolf oder Rollo, der sich taufen ließ (als Robert) und K.s Tochter Gisela heiratete, das Küstenland westlich der Seine bis in die Bretagne und gewann so an ihm einen bei der Abwehr weiterer Schwärme selbst interessierten Vasallen. Um dieselbe Zeit stellten sich die Lothringer unter K.s Hoheit, bis Heinrich I. sie 925, während K. in Gefangenschaft war, an Deutschland zurückbrachte. Ein Teil der Großen hatte 922 Odos Bruder Robert zum Gegenkönig aufgestellt, und als dieser 15. Juni 923 in der Schlacht bei Soissons gefallen war, dessen Schwiegersohn, den Herzog Rudolf von Burgund. K. selbst geriet schon 923 in die Gefangenschaft des Grafen von Vermandois; 927 befreit, verlor er schon 928 wieder die Freiheit und starb 7. Okt. 929. - Vgl. Kalckstein, Geschichte des franz. Königtums unter den ersten Capetingern, Bd. 1: Der Kampf der Robertiner und Karolinger 888-997 (Lpz. 1877).

Karl IV., der Schöne, König von Frankreich (1322-28), geb. 1294, war der letzte der drei aufeinander folgenden Söhne Philipps IV., des Schönen, und folgte 1322 seinem Bruder Philipp V., da dieser keinen männlichen Erben hinterließ. Er bemühte sich mit Erfolg, die franz. Macht nach außen hin wieder zur Geltung zu bringen. Nach der Scheidung von seiner ersten Gemahlin, Bianca von Burgund, mit Maria, der Schwester Johanns von Luxemburg, vermählt, unterstützte er letztern gegen Ludwig den Bayern in seiner Bewerbung um die deutsche Krone. In England machte er durch die Unterstützung seiner Schwester Isabella, der Gemahlin Eduards II., und ihrer franz. Partei seinen Einfluß geltend. Er starb 31. Jan. 1328; mit ihm erlosch der Hauptstamm der Kapetinger. Die Krone ging auf Philipp VI. von Valois über.

Karl V., der Weise oder der Gelehrte, König von Frankreich (1364-80), geb. 21. Jan. 1337 als der Sohn Johanns des Guten und der Bona von Luxemburg, übernahm 1356, nachdem sein Vater bei Maupertuis von den Engländern gefangen war, als Dauphin die Regierung. Auf der Versammlung der Generalstände zu Paris (1357) forderte man die Entfernung der königl. Räte und setzte die Einführung einer Kommission durch, die K. zur Seite stehen und die Verwendung der Steuern überwachen sollte. Robert Lecoq, Bischof von Laon, und Etienne Marcel, Vorsteher der Pariser Commune, waren die Häupter der Volkspartei; hinter ihnen stand König Karl der Böse von Navarra, der nach der franz. Krone strebte. Als der Dauphin die Räte nicht entließ, drang Marcel 1358 in das Louvre. K. rettete sich nur mit Mühe, verband sich mit dem Adel in den Provinzen und begann die Belagerung von Paris. Marcel leitete die Verteidigung und suchte Karl von Navarra an die Spitze der Empörung zu bringen. Er wurde jedoch in einem Aufstande des Volks erschlagen. K. zog nun im Aug. 1358 in Paris ein und begann eine blutige Reaktion, während der König von Navarra die Stadt einschloß und durch die Verwüstung der umliegenden Gebiete den Anstoß zur Jacquerie (s. d.) gab. Zu alledem brach jetzt der Krieg mit England wieder aus. Johann war zu London einen drückenden Vertrag eingegangen, den K. und die Stände verwarfen. Ein engl. Heer verwüstete nun Frankreich, bis 8. Mai 1360 der Friede zu Brétigny (s. d.) zu stande kam. Nach dem Tode seines Vaters (1364) bestieg K. den Thron und förderte durch eine kluge Politik die königl. Macht. Duguesclin und K.s Brüder führten mit Glück die Waffen. Mit Karl von Navarra wurde Frieden geschlossen, die Söldnerbanden, die das Land verheerten, schickte K. nach Spanien zur Unterstützung Heinrichs von Trastamare. Nun erneuerte auch K. den Krieg gegen England. Eduard, "der schwarze Prinz", hatte dem Adel von Guyenne drückende Abgaben auferlegt, und auf dessen Beschwerde lud K. den Prinzen vor seinen Pairshof, obgleich die Souveränität 1360 auf England übergegangen war. Eduard fiel darauf in Frankreich

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