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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Karpaten
Oder in Mähren und Schlesien, gegen O. in das Waagthal ab und beginnen bei Preßburg mit dem Thebener Kogel (521 m) an der Donau, durch dieselbe von dem Leithagebirge getrennt, und erstrecken sich bis zum Popraddurchbruch. Sie bestehen aus den Kleinen K., welche bei Theben an der Donau, der sog. Porta Hungarica, beginnen. Ihre höchsten Erhebuugen sind der Bradlo (815 m) und der Rachsturn (740 m). Die dichtbewaldeten, aus Urgebirgsarten bestehenden Höhen ziehen 11-15 km breit, 60 km bis zum Miavathal hin, wo sich ihnen das Weiße Gebirge oder Miavagebirge anschließt, welches als ein steiler Bergrücken an der Grenze von Ungarn und Mähren bis nahe zum Jablunkapaß (588 m) hinzieht und im Jaworinaberg (967 m) und Jawornikgebirge (1064 m) kulminiert. Die eigentlichen oder Westbeskiden, welche nunmehr folgen und die Grenze gegen Schlesien und Galizien bilden, reichen von den Quellen der Betschwa und Ostravitza bis zum Durchbruche des Dunajec und Poprad und bestehen aus dem Jablunkagebirge (Lissa Hora 1325 m) und den kuppelförmigen eigentlichen Beskiden (s. d.) mit der Babia-Gura (1725 m). Parallel mit dieser ganzen Kette zieht sich, von ihr durch das Wagthal geschieden, das Neutra- oder Galgóczgebirge (Innovec 1050 m), an das sich die Fatra (Minčol 1364 m) und die Arvaer Magura (Krivan Fatra 1666 m) anschließen.
2) Die Centralkarpaten oder das karpatisch-ungarische Hochland bestehen aus mehrern Hoch- und Mittelgebirgsgruppen. Die höchste Gruppe ist die Hohe Tatra an der Nordgrenze Ungarns gegen Galizien. Von O. gegen W. nur 58 km lang, mit ihren Seitenästen nur 15-25 km breit, steigt sie inselartig von nur 500-800 m hohen Ebenen, der Arvaer, Liptauer, Zipser und Neumarkter Hochfläche mit den Thalfurchen der Arva und Waag, des Poprad und Dunajec, steil mit nackten Felswänden als eine ungegliederte Granitmasse empor, die mehr durch ihre Kammhöhe von 1950 m als durch die Gipfelerhebung ihrer Felsspitzen Hochgebirgscharakter erhält. (S. Hohe Tatra.) Der nördl. Zweig der Hohen Tatra, die Galizische Tatra, kulminiert im Swinica (2293 m) und Granat (2271 m). Die höchste Erhebung der Hohen Tatra, und der K. überhaupt, ist die Gerlsdorferspitze (2663 m). Sehr zahlreich sind hier die Seen, "Meeraugen" genannt; man zählt deren etwas über 100, meist in einer Höhe von 1500 bis 2100 m. Die Tatrabildsteine Hauptwetterscheide für Centraleuropa: die Nordseite treffen eisige Polarstürme, die Süd- und besonders die Südostseite erreichen die lauen Südwinde, welche in der tiefen Einsenkung des Hernadthals, vorüber an den Rebengeländen der Hegyalja, aus der niederungar. Tiefebene hinaufbringen. An Metallen sind die Hochkarpaten arm; herrschende Gesteinsart ist Granit, der auch die höchsten spitzen bildet. In dem südlich davor gelegenen Zuge, den Liptauer Alpen, ist der Granit mit Kalkstein überlagert, in dem Nordostende, den Zipser Voralpen oder der Ungarischen Schweiz, mit Kalkstein und Gneis.
Die Wald- und Alpenflora des Zuges ist nach den Alpen am reichsten in Europa an besondern Formen. Nördlich von 48° nördl. Br. liegen die Baumgrenzen etwa 100 bis 150 m niedriger als in den Transsylvanischen Alpen (s. unten). Das Krummholz (Pinus montana Mill.) bildet schon von 1350 m an und bis 1900 m hinauf in großer Massenhaftigkeit einen wohl ausgeprägten Zwergwaldgürtel. Die eigentliche Alpenregion, oberhalb 1800 und 2200 m, ist ebenfalls noch sehr breit, aber es fehlen den höhern Gegenden die Erdhülle, die Wasserfülle, der Wiesenteppich, daher auch die Herden und die Alpenwirtschaft der Schweizeralpen. Die Fauna ist eine mitteleurop. Gebirgsfauna, der sich viele alpine und auch einige östl. Elemente beimischen. Von Raubtieren finden sich außer den kleinern: Wolf, Fuchs, Bär, Luchs und Wildkatze, letztere hier häufiger als sonst in Europa. Das Alpenmurmeltier scheint leider ausgerottet zu sein, während neben Hirschen und Rehen die Gemse noch vorkommt. Alpine Vogelformen sind: der Steinadler, Lämmergeier, Mauerläufer und die Alpenkrähe (Fregilus graculus L.); südöstl. Formen: der Gänsegeier (Gyps fulvus Gm.) und der Mönchsgeier (Vultur monachus L.). Die niedere Tierwelt zeigt eine entsprechende Zusammensetzung.
Rings um die Hochkarpaten liegen die Vorkarpaten, die nur selten über die Region des Holzwuchses hinaufragen und ein gruppenreiches Mittelgebirge bilden, reich an Wäldern, an Metallen, an Frühlings-und Sommerweiden und in den äußersten Hügelgeländen an herrlichen Weinen, deren Kultur auf der Südseite 300-325 m hoch reicht. Die südl. Vorkarpaten, oder das Ungarische Erzgebirge, steigen stufenweise hintereinander auf, tragen viele Kegelberge vulkanischen Ursprungs und führen mancherlei Namen, wie: zwischen dem Waagthale und der Gran- und Hernadsenkung die Kleine oder Niedere (Nižna) Tatra (auch Sohleralpen), deren höchste Spitzen der buchen- und kräuterreiche Königsalm oder Králowa-Hola (1943 m hoch), an welchem Waag und Gran entspringen, und der Djumbir (2045 m) sind; daran reiht sich ostwärts das Gömör-Zipser Erzgebirge mit zahlreichen Bergrücken bis an den Hernad (bei Kaschau), vorwiegend Kalkstein, reich an Erzlagern und Eis- und Tropfsteinhöhlen (bei Dobschau, Szadelö, Szilicze, Aggtelek); südwestlich von der Niedern Tatra liegen die dichtbewaldeten Kuppen der Fatra (1667 m); weiter südwärts rings um Schemnitz das eigentliche Ungarische Erzgebirge oder die Ostrowskygruppe; dann im S. der Eipel- oder Sajófurche das Neográdergebirge, das Bükkgebirge mit dem 952 m hohen Balvány, und die 1009 m hohen Trachytkuppen der Matra westlich von Erlau. Von diesen Ketten durch Hernad und Tarcza geschieden, erstrecken sich das Sovarer Gebirge und seine südl. Fortsetzung, die rebenbekränzte Hegyalja bis Tokaj an die Theiß.
3) Das Karpatische Waldgebirge oder die Ostbeskiden zieht, 340 km lang und 75-110 km breit, vom Popraddurchbruch südostwärts bis zu dem 2305 m hohen Pietrosz, jenseit der Theiß- und Pruthquellen, als eine Anhäufung vieler, etwa 1000-1940 m (Pop Ivan) hoher Bergzüge, meistens der Hauptkette parallel. Der stellenweise unterbrochene Hauptkamm hat im westl. Teile eine mittlere Höhe von 1000 m, im östlichen eine solche von 1500 m. Die wichtigsten Gipfel sind von W. nach O.: Rawka (1303 m), Halicz (1385 m), Pekuj (1405 m), Sewola (1818 m), die Czernahora, der Kulminationspunkt dieses Zuges mit der Hoverlaspitze (2058 m), der Giumaleu (1859 m), der höchste Punkt der Bukowina. Der östl. Teil zeigt keine Längenthäler, dagegen zahlreiche Querthäler und Einsenkungen, welche die Gewässer gegen S. zur Theiß, gegen N. zur Weichsel, gegen NO. zum Dnjestr leiten. Die ungar. Abfälle sind ziemlich
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