Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

377
Kirrweiler - Kirsche
Kirrweiler, Dorf im Bezirksamt Landau in der ^ kirsche (?runu3 manaied 2^., s. ?runii8), und zwar
Pfalz des bayr. Reg.-Bez. Pfalz, an der Linie Neu-
stadt - Welßenburg (Station Maikammer-K.) der
Pfalz. Eisenbahnen, hat (1890) 1284 E., darunter
86 Evangelische und 46 Israeliten, Posterpedition,
Telegraph, Schloß; Kunst- und Handelsgärtnerei,
Blech- und Emaillierwarenfabrik und Weinbau, hier
schlugen 23. Mai 1794 die Preußen ein franz. Korps.
Kirsch, Branntwein, s. Kirschwasser.
Kirsch, soviel wie Maria-Theresienthaler (s. d.).
Kirschäther, eine Lösung von gleichen Teilen
Venzocsäureäther und Essigäther in je 150 Teilen
Spiritus. Der K. dient zur Darstellung von künst-
Kirfchbaum, s. Kirsche. ^lichem Kirschsaft.
Kirfchblattwespe, f. Blattwespen.
Kirsche, Kirsch bäum, mehrere zur Gattung
?runu3 (s.d.), Familie der Nosaceen, Abteilung der
Pruneen gehörige Obstbaumarten, von der Pflaume
unterschieden durch die Frucht mit rundlichem, glat-
tem Stein und durch die reinweihen Blüten, die ein-
zeln oder in seitenständigen Dolden stehen.
Der Süßkirschbaum (Wald kirsche oder
Zwieselbeere, ?runn8 Ävium ^>.) hat steif aufrechte
Äste, dagegen scklaffe, oft überhängende, länglich-
spitze, gezähnte Blätter, an deren Blattstielen sich
zwei oder auch mehrere Drüsen befinden; die Frucht
ist süß, der Stein rund ohne scharfe Kanten. In
den Gärten werden zahlreiche Formen diefer Art
als Knorpel- und Herzkirschen gezogen. Als
Zierbäume dieser Art kultiviert man eine Trauer-
kirsche, eine gefülltblühende und eine geschlitztblätte-
rige. Der Sauerkirschbaum oder Baum-
weichsel (?iunu3 cor^us Iv., s. Tafel: Rosi-
florenI, Fig. 3) hat ebenfalls steif aufrechte Äste
und steif abstehende, elliptische Blätter, deren Blatt-
stiele nur ausnahmsweise mit Drüsen besetzt sind;
die Frucht ist säuerlick, der Stein rund und ohne
scharfe Kanten. Der Baum ist in unsern Gärten
durck eine Menge Varietäten als Süß Weichsel
und Glaskirschen vertreten; auch als Zierbaum
wird er angepflanzt, meist in der gesülltblühenden
Form. Der Strauchweichsel (?iunu8 aciäa
^)"itt.) hat schwache, meist übergebogene, sogar
hängende Zweige mit steif abstehenden Blättern,
deren Blattstiele mit zwei kleinen Drüsen versehen
sind; die Frucht ist stets sauer, der Stein rund, ohne
scharfe Kanten. Der Vaumstrauch bildet Ausläufer >
und wird häusig als Ost he im er Weichfel kulti- !
viert. Eine interessante Form ist die Allerhei- !
ligen kirsche (?runu8 86inp6i'üoi-6N8 Z7t?-/i.), die z
oft bis in den Herbst hinein blüht. Der Zwerg- >
kirschbaum (?i'unu8 li-utico^ ^<M.) unterscheidet
sich vom vorigen namentlich durch den scharfkanti-
gen Stein und durch das Fehlen der Blattstieldrüsen.
Von diesen Eauerkirschsträuchern stammen die in den
Gärten kultivierten Amarellen und Weichsel-
kirschen ab. Die letztere Art wird auch vielfach
hochstämmig auf K. veredelt und als Trauerbaum
mit rutenförmigen herabhängenden Zweigen kulti-
viert. Die übrigen wilden Kirscharten s. ?runu8.
Die K. sind nicht eigen auf Boden, gedeihen in
leichtem und schwerem Erdreich, vertragen aber keine
Nässe; bei freier Lage ist die Tragfähigkeit eine
durchaus regelmäßige. Die Vermehrung geschieht
durch Veredelung auf Sämlingsstämmen der wilden
Art; man kopuliert in Kronenhöhe des Wildlings;
das Pfropfen und auch Okulieren erzeugt Harzfluß;
nur für Zwergstämme veredelt man durch Okulieren
auf Sämlinge des St.Lucienholzes oder derWeichsel-
Artikel, die man unter K ucrmißt, sind unter C aufzusuchen.
in Erdhöhe, um aus dem Edeltrieb Spaliere und
Pyramiden zu erziehen. Die Ostheimer Weichsel
kann man auch durch Wurzelausläufer vermehren.
Die Früchte der zahlreichen Kirschforten zeigen
eine große Mannigfaltigkeit, die zu Versuchen ge-
führt hat, sie nach Form und Beschaffenheit zu ord-
nen. In Deutschland fand das vom Frciherrn von
Truchseß 1819 aufgestellte System Geltung, das
1867 von Lucas in Reutlingen verbessert wurde.
Die Reifezeit wird darin in Wochen W.^j angegeben,
je nachdem die Sorte in der 1., 2. bis 6. Woche der
Kirschzeit reift. Das System hat 12 Klassen:
I. Süßkirschen. 1) Schwarze Kerzkirschen,
Früchte mit färbendem Safte, schwarzer Haut und
weichem Fleische (Krügers Herzkirsche ^3 WH Co-
durger Mai-Herzkirsche ^1 WH Werdersche frühe
herzkirsche ß WH. 2) Schwarze Knorpel-
kirschen (s. Tafel: Steinobst, Fig. 2), Früchte
mit färbendem Safte, schwarzer Haut und härt-
lichem Fleische (hedelfinger Riesenkirsche s2 WH
große schwarzeK. >o WH Grolls schwarze K. ^3WH
Gubener schwarze K. >3 WH. 3) Bunte Herz-
kirschen, Früchte mit nicht färbendem Safte,
bunter Haut und weichem Fleische (Eltonkirsche
>3 WH Winklers weiße Herzkirsche >2 WH Lucien-
kirsche ^3 WH runde marmorierte Süßkirsche j^4WH.
4) Bunte Knorpelkirschen, Früchte mit nickt
färbendem Saste, bunter Haut und härtlichem
Fleische (Büttners späte rote K. ß WH große Prin-
zessinkirsche ^4 WH. 5) Gelbe Herzkirschen,
Früchte mit nickt färbendem Safte, gelber Haut und
weichem Fleische. 6) Gelbe Knorpelkirschen,
Früchte mit nicht färbendem Safte, gelber Haut
und härtlichem Fleische (Dönissens gelbe K. l5M.
II. Baumweichseln. 7) Sühweichseln,
Früchte mit färbendem Safte und dunkler Haut
(rote Maikirsche j2 WH rote Muskateller >4 WH
Folgerkirsche 13 WH span. Frühkirsche ß WH.
8) Glaskirschen, Früchte mit uicht färbendem
Safte und härtlichem Fleische (doppelte Glaskirsche
^3 WH Königin Hortensia >4 WH Großer Gobet
^4 W.; s. Tafel: Steinobst, Fig. 1)).
III. Strauckweichseln. 9) Weichseln,
Früchte mit färbendem Safte und dunkler Haut
(große lange Lotkirfche ^6 W.^, Ostheimer Weichsel
>4WH süße Frühweichsel >2 WH von der Natt
s3WH. 10) Amarellen oder Ammern, Früchte
mit färbendem Safte und heller Haut (königl. Ama-
relle >2 WH späte Amarelle ß WH.
IV. Bastardkirschen. 11) Halbkirsckenoder
Bastard-Süßkirschen, Wuchs nach Art des
Süßkirschbaums, Frucht weichselartig. 12) Halb-
weichseln oder Bastard-Sauerkirschen,
Wuchs nach Art des Sauerkirschbaums, Frucht
süßkirschenartig. Die letzten beiden Klassen sind
oft schwer zu bestimmen und die meisten Pomologen
ordnen daher die zweifelhaften K. in die ersten 10
Klassen ein.
Jede dieser Klassen ist wieder in drei Ordnungen
geteilt, je nachdem der Stein eine rundliche, eiför-
mige oder länglich-ovale Form hat.
Die Kultur der K. ist am umfangreichsten in
Deutschland im Altenlande bei Hamburg, in Werder
bei Potsdam, Guben, Boppard und Mainz.
Die Heimat derK. ist jedenfalls im westl. Asien
zn suchen. Die beiden für die Kultur wichtigsten
Formen ?runu3 aviuni ^. und lruniiZ celllLUZ /^
sind aber nicht gleichzeitig nach Europa gelangt.