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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Knospenstrahler - Knoten
ruhenden K. oder schlafenden Augen, ver-
mögen jahrelang in Nnthätigkeit zu verharren und
werden nur durch besondere Verhältnisse (Insekten-
fraß, Frost), welche die austreibenden K. oder die
aus denselben entstandenen Triebe vernichten, zum
Austreiben veranlaßt. Neben den normalen und
Adventivknospen unterscheidet man noch sog. ac c es-
sorische oder Veiknospen, die sich bei einigen
Pflanzen dicht über oder neben der Achselknospe
finden und meist zu zweien oder mehrern auftreten,
über K. in der Zoologie s. Knospung.
Knospenstrahler, s. Vlastoideen.
Knosp enwickler, Name einer ganz en Anzahl von
Wicklern aus den Gattungen IlLtinia. und ttrapto-
Utka, die in Knospen von Bäumen und Sträuchern
leben, so der Kiefernknospenwickler (NetiniH
turionana Mibil.), der graue K. ((^raptolitlilr
(^nozdawila. !>.), der Tannenknospen Wickler
(^raptolitda niFricüma H^. >3.), der rote K. ((^lai>
wlitda. oceliana. ^. 1^.).
Knofpung oder Sprossung, in der Zoologie
eine Art der Fortpflanzung niederer Tiere, die sich
dem individuellen Wachstum am innigsten an-
schließt, namentlich dann, wenn die Knospen sich
nicht loslösen und kein selbständiges Leben anfan-
gen, sondern mit dem Stammtier als Kolonie im
Zusammenhange bleiben. Die K. ist die Bildung
eines für das Stammtier nicht integrierenden Teils,
der sich zum neuen Individuum ausbildet. Dieser
Prozeß kann an beliebigen Körperstellen vor sich
gehen (Schwämme, manche Polypen und Moos-
tierchcn) oder an ganz bestimmten Stellen, wobei
sich unter Umständen der proliferierende Herd als
Keimstock (f. Ealpen) lokalisiert und so zu den
Geschlechtsorganen bez. Keimkörpern namentlich
zunächst auf parthenogenetischem Wege sich fort-
pflanzender Gefchöpfe (Blattläuse, Fliegcnlarvcn,
Sporocysten der Saugwürmer u. s. w.) in gewissem
Sinne hinüberleitet. Am berühmtesten ist wegen
der K. sowie wegen der sich dieser nahe anschließen-
den Teilung (s. d.) der Süßwasserpolyp (s. d.). Mit
wirklichem Wachstum fällt die K. dann zusammen,
wenn, wie z. V. bei den Nöhrenpolypen (s. d.), die
aus dem Stammwesen hervorgegangenen Knospen
nicht nur nicht abfallen, sondern infolge von Arbeits-
teilung einen integrierenden Teil des Stammtieres
bilden, verfchiedenen bestimmten Funktionen dienen
und damit verschiedene bestimmte Gestalten an-
nehmen und, indem sie untereinander im Zusam-
menhange bleiben, eine Kolonie darstellen, zu welcher
sie sich verhalten wie Organe zu einem Einzelwesen.
Knofsos, Stadt auf Kreta, s. Knosos.
Knötchen, Hautkrankheit, s. Papeln.
Knötchenflechte, s. Schwindflechte und Haut-
krankheiten (der Haustiere, Bd. 8, S. 906d).
Knötchenstich, s. Stickerei.
Knoten, zunächst die Bezeichnung für eine rund-
liche,, feste Erhöhung an einem Körper, dann ins-
befondere eine solche, wenn sie durch fest zusammen-
gezogene Verscklingung biegsamer Körper entstan-
den ist, wie z. B. der K. eines Fadens, eines Tuchs
u. s. w. In übertragener Bedeutung bezeichnet man
dann auch mit K. eine Verwicklung der Verhältnisse
und spricht in dieser Hinsicht von einem Gordischen
K. (s. Gordium) als einer unlösbaren Verwicklung
u. s. w.; insbesondere spricht man in diesem Sinne
beim Drama von einem K. als dem äußersten Punkt
der Verwicklung, dessen Schürzung aus dem natür-
lichen Verlauf der Handlung hervorgeht und dessen
Artikel, die man unter K verm
Lösung nicht gewaltsam (s. v6U8 ex macliinii), son-
dern notwendig sich ergeben muß. Ferner bezeichnet
dann K. oder Knotenpunkt eine Verbindung meh-
rerer zusammenlaufender Linien, wie z. B. Weg-
knoten, Eisenbahnknotenpunkt u. s. w.
In der Schwingungslehre und der Akustik
heißenK. (Schwingungsknoten) oder Knoten-
punkte solche Punkte, welche die schwingenden
Stücke derart trennen, daß sie von diesen gleich-
zeitig nach entgegengesetzten Richtungen mit gleicher
Krast gezogen werden, weshalb sie in Ruhe bleiben.
(S. Wellen.) Die K. schwingender Saiten werden
durch Papierreiterchen, die hier in Ruhe bleiben,
ersichtlich gemacht, während sie von den schwingen-
den Punkten der Saiten abgeworfen werden. In der
Mitte zwischen zwei K. liegen die Schwingungs-
bauche, wo die schwingende Bewegung am stärksten
erscheint. Eine Reihe aneinander liegender K. bilden
eine Knotenlinie, die bei den Klangfiguren (s. d.)
durch aufgestreuten Sand ersichtlich gemacht werden.
Bei den Flüssigkeitsstrahlen des Ausflusses heißen
die sich zeigenden Einfchnürungspunkte ebenfalls K.,
während die weitesten Anschwellungen des Ausfluß-
strahls als Bäuche bezeichnet werden.
In der pathologischen Anatomie ist K. eine
widernatürliche Anhäufung und Anschwellung krank-
hafter Massen, Z. V. Gichtknoten, Hämorrhoidal-
knoten u. s. w.
In der Botanik nennt man K. die ringförmige
Anschwellung der Gelenke gegliederter Pflanzenteile,
wie z. B. im Halme der meisten Gräser. (S. Stamm.)
In der Astronomie sind die K. die beiden
Durchschnittspunkte zwischen der Ekliptik und der
Bahn eines Himmelskörpers. Die Gerade, welche
die beiden K. verbindet, heißt die Knotenlinie.
(S. Elemente der Bahn eines Himmelskörpers.)
Bei den Planeten, Kometen und Meteoriten geht die
Knotenlinie durch den Sonnenmittelpunkt; bei den
Monden durch den Mittelpunkt des Planeten, um
den sie sich bewegen. Man unterscheidet den auf-
steigenden K. (<A) und den absteigenden K.
(U)', in ersterm fchneidet der betreffende Himmels-
körper von Süden her kommend die Ekliptik, in letz-
term, 180° von ihm abstehenden Punkt, geht er
von Norden kommend durch die Ekliptik hindurch.
Infolge der von den verfchiedenen Körpern unsers
Sonnensystems aufeinander ausgeübten Störun-
gen (s. d.) sind die K. ihrer Bahnen nicht unver-
änderlich, sondern bewegen sich im Lcn^e de^ Zeit
auf der Ekliptik von Osten nach Westen Diefe Be-
wegung ist fast durchgängig sehr langsam und beträgt
im Laufe eines Jahres nur wenige Bogensekunden;
nur beim Erdmond erreicht sie einen erbeblichen
Betrag, indem dessen K. schon in 6798 Tagen
(18,7 Jahre) einen vollen Umlauf in Bezug auf
den Frühlingspunkt vollenden. Die Zeit, die der
Mond braucht, um wieder zu demselben K. zurück-
zukehren, nennt man den Drachenmonat (der
aufsteigende K. heißt auch Drachenkopf, der ab-
steigende der Drachenschwanz); er ist kürzer als
der gewöhnliche (synodische) Monat, weil die K.
gleichsam dem Monde entgegenrücken. Da das Ein-
treten von Finsternissen der Sonne und des Mondes
wesentlich von der Lage der Mondsknoten abhängig
ist, so kehren die Finsternisse in dem Cyklus von
etwa 19 Jahren in nahe derselben Reihenfolge wie-
der. Die genaue Kenntnis der Bewegung der Monds-
knoten ist auch für die Berechnung aller durch den
ißt, sind unter (5 aufzusuchen.