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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Königskanal - Königsmilan
goge (1873), ein simultanes Gymnasium (Direktor
Dr. Brock, 14 Lebrer, 8 Klassen, 239 Schüler), höhere
Mädchenschule, städtisches und Stiftskrankenhaus,
Knappschaftslazarett, Gasanstalt, Wasserleitung;
Dampfmahlmühle und -Sägewerk. Ostlich der Stadt
auf einerAnhöhe(314m) das Vronzestandbild (1853)
des Grafen von Neden, des Vegründers des ober-
sckles. Bergbaues. Die fiskalische Steinkohlengrube
"König" (1791) förderte (1893) mit 3600 Arbeitern
1,2 Mill. t im Werte von über 7 Mill. M.
Das Hüttenwerk K., 1797 gegründet, bis 1870
fiskalisch, bis 1871 im Besitz des Grasen Henckel
von Donnersmarck, gehört der Vereinigten Königs-
und Laurahütte - Aktiengesellschaft in Berlin. Es
umfaßt eine Kochofenanlage mit 7 Hochöfen, eine
Eisen-und Metallgießerei, ein Puddlings-, elnEisen-
und ein Stahlwalzwerk sowie ein Walzwerk für Eisen-
bahnrad-Bandagen, eine Martin-, Thomas- und
Bessemer-^tahlanlage, Näderfabrik u. a. und die
Gräsin - Laura - Steinkohlengrubc. - Vgl. Mohr,
Geschichte der Stadt K. (Königsh. 1890).
Königskanal, richtiger statt Königlicher Kanal,
s. Dnjepr-Bugkanal.
Königskerzen, Pflanzen, f. Verd^cuiu.
Königskranich (6ru8 ekr^opeiarFUL ^c/ist.),
ein sehr häufig aus Südafrika eingeführter Kranich
mit prächtiger Federkrone (f. Kraniche).
Königskrone, in der Heraldik ursprünglich das
Bild einer einfachen Krone (s. d.). Sie nahm mit
der Zeit die verschiedenartigste Gestaltung an. Ist
sie Zum Schutze des Hauptes gcsüttert, so heißt
sie geschlossene K., sonst osfene K. Zu
letztern gehören die preußische (s. Tafel: Kro-
nen I, Fig. 8), die belgische, niederländische, por-
tugiesische und italienische (Fig. 11); halbgeschlossen
ist die schwedisch-norwegische und die spanische
(Fig. 14), geschlossen die englische (Fig. 20) sowie die
ehemals französischen, die der Vourbons (Fig. 19)
und die der Orleans (Fig. 22). Abweichend von
diesen sind die K. Ungarns (Fig. 15), durch ihr
schrägaestelltes Kreuz auffallend, fowie die alter-
tümliche Krone des Königreichs Böhmen (Fig. 16).
Königskuchen, s. Bohnenkönigsfest.
Königslutter, Stadt im braunfchw. Kreis Helm-
stedt, am Elm und an der Lutter, in 141 m Höhe,
an der Linie Braunschweig-Magdeburg der Preuß.
Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht
Braunschweig), hat (1890) 3140, mit den anstoßen-
den Gemeinden Oberlutter (1374) und Stift K.
(889) 5403 E., Post zweiter Klasse, Telegraph, Irren-
anstalt, Frauenverein, Gasanstalt; Papier-, Tuch-,
Stärkefabrikation, zwei Zuckerfabriken, Molkerei,
Kalkbrennerei, Brauereien und bedeutende Stein-
brüche. Vor der Stadt das Kloster zu St. Peter und
Paul, ehemals bedeutende Venediktinerabtei, mit
Stiftskirche, der schönsten Basilika Norddeutschlands;
darin ein herrlicher Kreuzgang und die Grabstätten
des Kaisers Lothar II., seiner Gemahlin Richenza
und des Herzogs Heinrich des Stolzen von Bayern.
Königsmark,Hans Christoph, Graf von, schwed.
Feldmarschall, geb. 4. März 1600 zu Kötzlin in der
Altmark, trat beim Beginn des Dreißigjährigen
Krieges in kaiserl. Dienste, wandte sich 1030 aber
Gustav Adolf zu und wurde 1635 Oberst im schwed.
Heer. Er befehligte längere Zeit in Westfalen und
durchzog dann Deutschland in schonungslosen Naub-
zügen von einem Ende bis zum andern. In der
Schlacht bei Breitcnfcld (2. Nov. 1642) befehligte
er unter Torstenson den linken Flügel, vertrieb
Artikel, die man unter K ver
darauf die Kaiserlichen aus Pommern und eroberte
1644 Bremen und Verden. Nach weitern Kreuz-
und Querzügen in Deutschland errang er 17. Mai
1648 im Verein mit Wrangel und Turenne den
Sieg bei Zusmarshausen über Holzapfel und er-
oberte 15. Juli die Kleinfeite von Prag, womit der
Krieg fein Ende erreichte. Nach dem Frieden wurde
er zum Feldmarfchall und Gencralgouverneur von
Bremen und Verden ernannt und 1650 in dcn
Grafenstand erhoben. In dem schwed.-poln. Kriege
fiel er 1656 in Gefangenfchast, in der er bis Zum
Frieden von Oliva 1660 festgehalten wurde. Er
starb 8. März 1663 in Stockholm.
Königsmark, Maria Aurora, Gräfin, Geliebte
Augusts II., Königs von Polen und Kurfürsten
von Sachsen, geb. um 1668, wahrscheinlich in
Stade, als die Enkelin des vorigen. Sie lernte
schon von Kindheit an zu Stockholm, Hamburg,
Hannover, Vraunschweig u. s. w. das Welt- und
Hofleben gründlich kennen und versammele scharen
von Verehrern um sich. Die Nachricht von dem
plötzlichen Verschwinden ihres Bruders (s. unten),
der als Oberst 1687 in hannov., dann als General
in sächs. Diensten gestanden hatte, veranlaßte sie,
1694 in Dresden die Hilfe des Kurfürsten zu suchen.
Hier wurde sie die Geliebte desselben und durch ihn
1696 Mutter des Marschalls Moritz, Grafen von
wachsen. Bald löste sich ihr Verhältnis zum Kur-
sürsten. Nach mehrfachen Bemühungen erlangte sie
einen Ruhesitz im fürstl. Stiftskapitel zu Quedlin-
burg und wurde 1698 zur abteilichen Koadjutorin
und 1700 zur Pröpstin erwählt. Im Febr. 1702
unternahm sie im Auftrag Augusts II. eine Reise
in das Hauptquartier Kar!s XII. nach Kurland, um
diesen zur Herausgabe der von Schweden einge-
zogenen Familiengüter und zum Frieden zu oe-
wegen, beides vergeblich. Sie starb 16. Febr. 1728
zu Quedlinburg. - Vgl. Fr. Cramer, Denkwürdig-
keiten der Gräfin Maria Aurora K. (2 Bde., Lpz.
1836); Corvin, Maria Aurora, Gräfin von K. (ebd.
1848; 2. Aufl., Rudolst. 1890); Hesekiel, Nachrich-
ten zur Geschichte des Geschlechts der Grafen von
K. (Berl. 1854).
Ihr Bruder, Philipp Christoph, Graf K.
lgeb. 1662), soll in Hannover mit der Erbprinzessm
Sophia Dorothea, der vernachlässigten Gemahlin
des Erbprinzen Georg Ludwig, des nachherigen
Königs Georg I. von Großbritannien, ein Liebes-
verhältnis anzuknüpfen versucht haben. Da er be-
schuldiat ward, die Erbprinzessin entführen zu wol-
len, lieh ihn nach der gewöhnlichen Annahme Kur-
fürst Ernst August am^Abend des 1. Juli 1694, wo
dies gefchehen sollte, im Toilettenzimmer der Prin-
zessin ermorden. An der ganzen Angelegenheit ist
vieles noch unaufgeklärt und wird es wohl bleiben,
da der hannov.Hof geflissentlich alle Nachforschungen
verhindert hat. - Vgl. Palmblad, Aurora K. und
ihre Verwandten (6 Bde., Lpz. 1848-53); Bülau,
Geheime Geschichten und rätselhafte Menschen,
Bd. 12 (2. Aufl., ebd. 1864).
Königsmilan (Nilvus re^iis Fasson, s. Tafel:
Falken, Fig. 4) oder roter Milan, ein schöner
Raubvogel aus der Gattung der Milane (s. Weihen)
von 0,68inLänge und 1,40bis 1,50iuFlugbrcite, oben
dunkler, unten heller rotbraun, Handschwingen an
der Wurzel weiß, Mittelschwingen schwarzbraun mit
schwarzen Querbindcn, der Schwanz ist oben rost-
rot mit undeutlichen Qucrbinden, unten, wie auch
die Schwingen, weiß. Der K. bewohnt ganz Europa
mißt, sind unter (5 aufzusuchen.