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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Konstanze - Konstituieren
Konstanze (Constantia) von Aragonien,
Tochter König Alfons' II. von Aragonien, war seit
1198 mit Konig Emmerich von Ungarn vermählt,
der 1204 starb, und seit 1209 mit dem Staufer,
Friedrich II. von Sicilien, dem sie 1211 einen Sohn,
Heinrich (VII.), gebar. Als Friedrich II. 1212 zur
Erlangung der deutschen Krone nach Deutschland
zog, blieb sie als Regentin für ihren Sohn in Sici-
lien zurück, vermochte jedoch nicht Ordnung zu
schaffen. Sie folgte 1216 dem Gatten nach Deutsch-
land , empfing mit ihm zu Rom 22. Nov. 1220 die
Kaiserkrone und starb 23. Juni 1222 zu Catania.
Ein antiker Marmorsarkophag im Dome von Pa-
lermo birgt ihre Neste. - Vgl. Böhmer-Ficker,
KeFLLtÄ Imperii, Bd. 5 (Innsbr. 1882).
Konstanze, Tochter König Rogers II. von Si-
cilien und Erbin Wilhelms II. von Sicilien, wurde
34jährig mit dem 22jährigen, spätern Kaiser Hein-
rich VI. (f.d.) zu Mailand 27. Jan. 1186 vermählt.
Konstanze, gest. 1300 zu Barcelona, Erbtochter
des Königs Manfred (s. d.) von Sicilien und Neapel
aus dessen erster Ehe mit Beatrix von Savoyen,
heiratete 1262 König Peter III. von Aragonien.
Konstanzer Konzil (Kostnitzer Konzil),
1414-18 zu Konstanz abgehaltene Kirchenversamm-
lung, hatte den dreifachen Zweck: 1) dem kirchlichen
Schisma (s. d.) ein Ende zu bereiten, 2) die Ketzerei
des Kuß Zu beseitigen, und 3) eine Reformation der
Kirche an Haupt und Gliedern herbeizuführen (lat.
causa. 1111101118, c3>u8aiiä6i und causa rktorinatioiiiZ).
Von Papst Johann XXIII. nach langem Wider-
streben auf Drängen Kaifer Sigismunds berufen,
wurde es 5. Nov. 1414 eröffnet. Es fanden sich
nächst Kaiser, Papst Johann und den Gesandten
der beiden andern Päpste 26 Fürsten, 140 Grafen,
3 Patriarchen, 29 Kardinäle, 33 Erzbischöfe, gegen
150 Bifchöfe, über 100 Äbte und eine zahllose Menge
von Priestern, Mönchen, Gelehrten und Edelleuten
ein. Nm das Übergewicht des Papstes und seines
ital. Anhangs aufzuheben, wurde nicht wie auf
den bisherigen Konzilien nach Köpfen, sondern
nach Nationen (der deutfchen, französischen, eng-
lischen und italienischen, wozu später noch die spa-
nische kam) abgestimmt. Papst Johann ließ sich
bewegen, abzudanken; als er dann aber 21. März
1415 entfloh und seine Abdankung widerrief, faßte
das Konzil daraufhin den wichtigen Beschluß, daß
ein rechtmäßig im Heiligen Geist versammeltes
Konzil seine Gewalt unmittelbar von Christus
habe, und daß jeder, selbst der Papst, ihm zum Ge-
horsam verpflichtet sei. Kraft dieses Beschlusses
wurden die Päpste Johann XXIII. und Bene-
dikt XIII. abgesetzt; Gregor XII. entsagte freiwillig;
das Schisma war fomit gehoben. Die Verhand-
lungen über die Ketzerei des Huh (s.d.) führten
zur Verurteilung und Verbrennung fowohl des
Huh als auch feines Freundes Hieronymus (s. d.)
von Prag. Gerade die Wortführer der Reformation
der Kirche, Gerson, d'Ailly u. a., waren es, die diese
Verurteilung am eifrigsten betrieben. Umsonst ver-
langte die engl. und deutsche Nation, unterstützt von
Kaiser Sigismund, nunmehr gründliche kirchliche
Reformen. Die Kardinäle erklärten es für notwen-
dig, erst der Kirche wieder ein Oberhaupt zu geben
und drangen mit ihrer Ansicht durch. Am 11. Nov.
1417 wurde der Kardinal Colonna als Martin V.
gewählt, der nun, aus Furcht, seine Gerechtsame
geschmälert zu sehen, die weitern Verhandlungen
binauszog, mit den einzelnen Nationen Separat-
verträge (Konkordate) schloß, einige nichtssagende
Reformartikel erließ und 22. April 1418 das Konzil
beendigte. Die eigentlichen Reformverhandlungen
wurden erst auf dem Bafeler Konzil (s. d.) fort-
gefetzt. - Vgl. von der Hardt, NaFnuin Concilium
^9U8tHnti6ii86 (6 Bde., Franks. 1700-2); Lenfant,
lli8toii'6 äu Concils äe Oii3taiic6 (2 Bde., Amsterd.
1714 u. 1727)); Tosti, Geschichte des Konziliums
von Konstanz (aus dem Italienischen von Arnold,
Schaffh. 1860); Marmor, Das Konzil zu Konstanz
in den I. 1414-18 (2. Aufl., Konstanz 1874);
Finke, Forschungen und Quellen zur Geschichte des
K. K. (Paderb. 1889); Veß, Zur Geschichte des
K. K., Bd. 1 (Marb. 1891).
Konstanzersee, s. Bodensee. sstellen.
Konstatieren (frz.), etwas als Thatsache fest-
Konstellation (lat.), im allgemeinen die gegen-
seitige Stellung von Himmelskörpern, daher auch so-
viel wie Sternbild; im engern Sinne der gleichzeitige
Stand der Planeten am Firmament ^M ^M Stel-
lung gegeneinander. Die K. wurde ursprünglich zu
astrol. Zwecken beobachtet, um aus ihr die Geschicke
vorauszusagen. (S. Astrologie.) Da aber auch seit
uralten Zeiten K. in Verbindung mit wichtigen Er-
eignissen aufgezeichnet und zum Gedächtnis derselben
auf Denkmälern verewigt wurden und da die nahezu
gleiche K. der sieben Planeten der Alten erst nach
einem Zeitraum von 2146 Jahren wiederkehrt, so
kann durch Berechnung der Zeitpunkt bestimmt wer-
den, wann eine gewisse uns überlieferte K. und die
damit verbundene histor. Begebenheit vor Jahr-
tausenden stattgefunden hat. Seyffarth hat in feinen
"Berichtigungen der röm., griech., pers., ägypt.,
hebr. Geschichte und Zeitrechnung, Mythologie und
alten Religionsgefchichte" (Lpz. 1855) eine Anzahl
von Beispielen geliefert.
Zur Feststellung der K. wurde der Tierkreis in
zwölf Teile (die bekannten Tierzeichen) eingeteilt,
die bei den alten Ägyptern Häufer, bei den
Arabern Türme genannt und jeder der Herrschaft
eines der sieben Planeten unterstellt wurden, sodaß
Sonne und Mond je ein Haus: Löwe und Krebs,
die übrigen jeder zwei Häuser regierten. Je nach
dem Stande im eigenen, im befreundeten oder feind-
lichen Haufe wurde der Einfluß der Planeten für
mehr oder weniger mächtig, günstig oder ungünstig
angesehen. Ahnliche Einwirkungen der Planeten
aufeinander wurden den Aspekten (s. d.) oder An-
schauungen zugeschrieben, d. i. den Winkeln, die ihre
Stellung zueinander am Himmel umfaßte. Hierbei
galt die Konjunktion für die Wirkung verstärkend,
die Opposition für einander entgegenwirkend; die
Anschauung im Dreieck oder Sechseck (d. h. den
Seiten einer solchen Figur entsprechend) für günstig,
im Viereck für ungünstig. Die Annäherung an die
Sonne verstärkte den Einfluß der andern Planeten,
ausgenommen wenn sie dadurch, daß sie zu nahe
standen, unsichtbar wurden, was als Verbrennen
bezeichnet wurde. (S. Horoskop.)
Konsternieren (lat.), bestürzen, verblüffen;
Konsternation, Bestürzung.
Konstipation (lat.), Verstopfung des Stuhl-
gangs, Hartleibigkeit; konstipierende Mittel
((^onLtipaiitia), Mittel, welche verstopfen und die
Ausleerung hindern, wie das Opium u. a.
Konstituönt (lat.), Vollmachtgeber, insbeson-
dere der Bevollmächtigte eines Sachwalters.
Konstituieren (lat.), etwas festsetzen, feststellen,
besonders in Bezug auf staatliche Einrichtungen;
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.