Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

655
Koslow - Kosmos (Weltall)
Kirchen, eine Synagoge, ein 1724 errichtetes Denk- >
mal Friedrich Wilhelms I., Kriegerdenkmal, ein
Gymnasium, Lehrerseminar, Kadettenhaus, 2 höhere
Mädchenschulen, Taubstummenanstalt und Schlacht-
haus. Von industriellen Etablissements bestehen
3 Eisengießereien, eine Papier-, 2 Mineralwasser-
fabriken, Dampfmühle, Molkerei und 7 Ziegeleien;
der Handel mit Fischen und Gänsen sowie die künst-
liche Fischzucht sind beträchtlich. Der nahe bewaldete
Gollenberg (144 ni), dessen einer Teil, der
Fahnenberg, früher ein vielbesuchter Wallfahrts-
ort war, trägt seit 1829 ein Kreuz zur Erinnerung an
die 1813-15 gefallenen Krieger Hinterpommerns.
K. wurde 1188 erbaut und 1266 Stadt. 1532 schloß
es sich der Reformation an, wurde im Dreißig-
jährigen Kriege fast ganz zerstört und, 1718 durch
einen Brand verheert, mit Unterstützung Friedrich
Wilhelms I. wieder aufgebaut.
Koslöw. 1) Kreis im weftl. Teil des russ. Gou-
vernements Tambow, hat 6701,2 qkm, 345460 E.;
Ackerbau, Vieh-, besonders Pferdezucht. - 2) Kreis-
stadt im Kreis K., am Ljesnoj-Woronesch und den
Eisenbahnen Rjasan-K., K.-Saratow und K.-Woro-
nesch-Rostow, hat (1890) 34033 E., 10 Kirchen;
Lichter-, Tabak-, Maschinenfabriken, Gerbereien,
Talgschmclzercien, bedeutenden Handel mit Ge-
treide und Vieh. - 3) Volkstümlicher Name der
Stadt Eupatoria (s. d.).
Kosmas, s. Cosmas. ^Gymnastik.
Kosmetes (grch., "Ordner"), s. Epheben und
Kosmetik (grch.), die Kunst, den Körper zu ver-
schönern durch Putz oder durch wohlriechende Wasser,
Ale, Salben, Puder und besonders Schminke, oder
endlich durch Ersetzen einzelner Körperteile, z. B. der
Zähne,Haareu. s. w. Kosmetische Mittel, (^08-
metica oder Schönheitsmittel nennt man vor-
zugsweise alle Zubereitungen zu dem Zwecke, die
Haut geschmeidig zu machen, ihre Farbe zu ver-
bessern, Flecke und Ausschläge (Schwind) und Fin-
nen von da zu vertreiben, ihre Ruiueln zu ebnen,
die Haare Zu färben, die Zähne weiß und rein zu
erhalten, den Atem wohlriechend zu machen u. s. w.
- Vgl. Piesse, D63 oäsurg, ä68 pHi-kuin8 st ä68
<08iu6ti(iu68 (Par. 1865); Nimmel, 1^6 1ivr6 ä68
pHrkuiu3 (ebd. 1870); Hirzcl, Toilettenchemie
<3. Aufl., Lpz. 1874); H. Schultz, Haut, Haare und
Nägel (3. Aufl., ebd. 1885); Clasen, Die Haut und
das Haar (4. Aufl., Stuttg. 1892).
Kosmisch, f. Kosmos (Weltall).
Kosmische Meteorologie oder Astrometeo-
rologie, die Lehre von der Einwirkung der Him-
Tnelskörper auf die Witterungsvorgänge der Erd-
oberfläche. - Vgl. Joh. Müller, Lehrbuch der kos-
unschen Physik (4. Aufl., Braunschw. 1883).
Kosmoglobus, s. Globus (Bd. 8, S. 79 d).
Kosmogönie (grch.), eine dichterisch-mythische
Erklärung der Weltentstehung, die in der Negel
ganz mit der Theogonie, d. h. der mythischen Er-
zählung von der Herkunft der Götter, verschmolz.
Solche K. gab es von Hesiod ab manche; Pherecydes
zuerst (um 540 v. Chr.) nähert sich einer wissen-
schaftlichern Betrachtung, vielleicht schon unter dem
Einflüsse Anarimanders (s. d-.). - Vgl. Lukas, Die
Grundbegriffe in den K. der alten Völker (Lpz. 1893).
Kosmogräphie (grch.), f. Kosmos.
Kosmologie (grch.), Lehre vom Weltall (Kosmos,
s. d.), die Wissenschaft, welche die Fragen nach der
Entstehung oder ewigen Dauer der Welt, nach ihren
Grenzen,ihrer Beseelung, ihrer letzten Ursache u.s.w.,
erörtert. Die K. pflegt als Teil der Metaphysik an-
gesehen zu werden.
Kosmolögischer Beweis, der Versuch, das
Dasein Gottes daraus zu folgern, daß die an sich
unbefriedigende endlose Reihe von Ursachen und
Wirkungen eine nicht weiter verursachte erste Ursache
(cHN3a), d. h. den Weltschöpfer erforderlich mache.
Kosmopolit (grch.), Weltbürger (f. Kosmopoli-
tismus).
KosmopolitenoderkosmopolitischePflan-
z e n, solche Nichtkulturpflanzen, die sich, ohne wesent-
lich ihren Charakter zu verändern, in allen fünf Erd-
teilen finden. Unter den Phanerogamen giebt es
etwa 100 K., lauter Angiospermen. Die Mehrzahl
derselben ist in Deutschland vertreten, meist Wasser-
pflanzen und Ackerunkräuter. Zu den erstem ge-
hören das Nixenkraut (Kaj3.8 in^or ^i.), das See-
gras (^ostei'H n3.na,_KtM), die Wasserlinse (I^6Nna),
die Wasserpest (Nioäea callaä6N8i3 ^i'e/t.), der
Froschlöffel (^1i3iua?lNntiiFo ^.), drei Binfenarten
(<Iuneu8), das Mannagras ((Fi^e6i'iHÜuitg.u8^.^?'.),
das Schilf (?kraFinit68 comniuuig IV?'n.) u.a.m.;
zu den letztern der Portulak (?0i'wla.ca oler^csa !>.),
der Löwenzahn ('laiaxlicuni <Mcin3.i6 Moe^c^), der
große Wegerich (?1aniHZ0 ma^or 2^.), der Andorn
(Nai-rudiuin vulgäre ^.), die Zaunwinde (Convoi-
vu1u8 LLpiuiii _l>.), das Eifentraut (Vei'deuli olti"
cin3ii8 ^.), der Hühnerdarm (steii^ria msäia _l>.),
die kleine Brennessel (Urtica ui'on3 ^.), der schwarze
Nachtschatten (80I3.NUIU ui^i-uin _Iv.), der gehörnte
Sauerklee (0xii1i3 coiniculHta. I>.) und mehrere
Gräser, besonders aus den Gattungen I^oa, ?68wca,
Kosmopolitisch, weltbürgerlich (s. Kosmopoli-
tismus) ; auch überall heimisch. In Bezug auf Fauna
und Flora heißt kosmopolitisch: in allen Zonen
lebend oder gedeihend, über alle fünf Weltteile ver-
breitet. (^>. Kosmopoliten und Tiervcrbreitung.)
Kosmopolitismus (grch.), Weltbürgertum, d.h.
die Gesinnung dessen, der seine Interessen nicht auf
sein Vaterland beschränkt, sondern auch an Wohl und
Wehe der ganzen Menschheit zu denken gewohnt ist.
Kosmorama (grch.),eine Vereinigung von vielen
Bildern verschiedener Gegenden, die, unter künstlicher
Beleuchtung durch vergrößernde Okulargläser an-
gesehen, in fast natürlicher Größe erscheinen.
Kosmos (grch.), eigentlich eine geordnete Ver-
sassung, namentlich dieWelt 0 rdnung, das Welt-
all, Universum; daher Kosmogräphie Welt-
beschreibung im Gegensatz zur Geographie oder Erd-
beschreibung; kosmisch alles, was sich auf die
Welt im ganzen und insbesondere auf die Verhält-
nisse der Weltkörper untereinander bezieht. Den
Alten galt als K. die Himmelskugcl mit der Erde
als Mittelpunkt. Sie galt der großen Mehrzahl
der alten Philosophen für ein beseeltes Wesen,
meist auch für die höchste Gottheit. Auch Plato
nennt sie den sichtbaren Gott, unterscheidet aber
davon noch die höchste unsichtbare und körperlose
Gottheit. Anarimander und die Atomisten hin-
gegen nahmen ein unendliches Universum und un-
zählige Welten an, auch leugneten die letztern eine
vernünftige Weltregierung. Die Pythagoreer, dann
Plato und feine Schule beschäftigten sich eingehend
mit der mathem.-Physik. Erkenntnis des Welt-
systems; Aristoteles legte den Grund zu der An-
sicht, die dann, durch Eratosthenes und Ptolcmäus
in mehr mathem. Form ausgebaut und verbessert,
unter dem Namen des Ptolemäischen Systems das
tlrtikel, die man unter K vermlüt, sind unter C aufzusuchen.