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Kühn - Kühne
nitz in Mähren, trat 1837 in den Militärdienst und
gehörte als Major während der Kämpfe von 1848
und 1849 in Italien und Ungarn dem General-
quartiermeisterstab e an. Hierauf war K. mehrere
Jahre Generalstabschef beim 11. Armeekorps in
Ungarn. Inzwischen war er in den Freiherrenstand
erhoben und 1853 zum Oberstlieutenant befördert
worden; 1856 wurde er als Professor der Strategie
an die Kriegsschule zu Wien berufen. Als General-
stabschef des Feldzeugmeisters Gyulai machte er
den Italienischen Krieg von 1859 mit. Nach
Beendigung des Feldzugs wurde ihm das Kom-
mando des 17. Infanterieregiments und später als
Oberst das über eine Truppenbrigade zu Trient
zu teil, das er auch noch als Generalmajor bis 1866
behielt. In diesem Jahr wurde ihm als Komman-
danten in Tirol die selbständige Leitung der Ver-
teidigung des Landes gegen die Italiener über-
tragen, die er mit glänzendem Erfolg durchführte,
worauf seine Beförderung zum Feldmarschalllieute-
nant erfolgte. Nach dem Rücktritt Johns wurde K.
18. Jan. 1868 zum Reichskriegsminister berufen
und trug in diefer fchwierigen Stellung wefentlich
zur Konsolidierung des nach dem Kriege von 1866
stark erschütterten Reichs bei, indem er die Einheit des
stehenden Heers rettete, dem Landwehrinstitut einen
großen Auffchwung gab und überhaupt der bewaff-
neten Macht eine den modernen Anforderungen
entsprechende Organisation verlieh. 1873 wurde K.
zum Feldzeugmeister befördert, im Juli 1874 seiner
Stellung als Reichskriegsminister enthoben und zum
Generaltommandanten von Steiermark, Kärnten
und Kram ernannt, 1888 aber unerwarteterweise
in den Ruhestand versetzt. Als Schriftsteller machte
sich K. durch ein größeres Werk: "Der Gebirgskrieg"
(2. Aufl., Wien 1878), bekannt.
Kühn, Iul., Professor der Landwirtschaft, geb.
23. Okt. 1825 zu Pulsnitz in der sächs. Oberlausitz,
studierte in Poppelsdorf und Bonn und übernahm
dann die Direktion der bei Glogau gelegenen gräflich
Egloffsteinscheu Besitzungen. 1862 erhielt K. einen
Ruf als Professor der Landwirtschaft an die Uni-
versität Halle, wo auf seine Veranlassung 1863 das
Landwirtschaftliche Institut mit eigenem Labora-
torium gegründet wurde, dem später ein ausgedehn-
tes Versuchsfeld, ein Haustiergarten, eine Prüfungs-
station für landwirtschaftliche Maschinen und Geräte
u.a. hinzutraten. K. ist Geh. Oberregierungsrat. Her-
vorragende Verdienste hat sich K. noch besonders
um den Zuckerrübenbau dadurch erworben, daß es
ihm gelang, Mittel gegen das überhandnehmen der
Rübennematoden (s.d.) zu finden. K.s Hauptschriften
sind: "Die Krankheiten dcrKulturgewächse" (2. Aufl.,
Verl. 1859) und "Die zweckmäßigste Ernährung des
Rindviehes" (Dresd. 1861; 10. Aufl. 1891). Außer-
dem sind die "Berichte aus dem physiol. Labora-
torium und der Versuchsanstalt des Landwirt-
schaftlichen Instituts zu Halle" und die Festschrift:
"Das Studium der Landwirtschaft an der Uni-
versität Halle" (Halle 1888) zu nennen.
Kuhlmu, Joh., Musiker, geb. im April 1667 zu
Geising in Sachsen, wurde in Dresden gebildet,
war seit 1684 Organist und seit 1700 Kantor an
der Thomaskirche in Leipzig, wo er 5. Juni 1722
starb. Sein Nachfolger war I. S. Bach. K. kom-
ponierte eine Reihe von Kirchenkantaten; aber für
die Kunst am bedeutendsten wurden seine Klavier-
stücke, die er 1689-1700 veröffentlichte. Seine
"Frische Klaviersrüchte oder sieben Suonaten von
guter Invention" (1699) und "Musikalische Vor-
stellungen einiger biblischer Historien in sechs So-
naten auf dem Klavier zu spielen" (1700) haben
die Sonate zuerst in die Klaviermusik eingeführt,
sodaß K. als der Erfinder dieser Kunstform gelten
kann. Zugleich sind die Sonaten K.s interessante
Beispiele der ältern Programmmusik; sie haben als
solche einen grohen Einfluß auf die deutschen Kom-
ponisten des 18. Jahrh, ausgeübt.
Kühne, August, Romanschriftsteller unter dem
Pseudonym Johannes van Dewall, geb.
29. Nov. 1829 zu Herford, wurde 1848 Garde-
artillerieoffizier und nahm an den Feldzügen von
1866 ("Skizzen aus dem Feldzuge von 1866", Potsd.
1868) und 1870 teil. 1875 als Oberstlieutenant ver-
abschiedet, lebte er in seiner Vaterstadt und starb
16. April 1883 in Wiesbaden. K. trat seit 1864
als gewandter und äußerst fruchtbarer Erzähler auf.
Außer "Kadettengeschichten" (1878) schrieb er eine
Anzahl von Romanen, wie: "Eine große Dame"
(Stuttg. 1872), "Der rote Baschlik" (ebd. 1872),
"Der Nlan" (ebd. 1874), "Der (^pielprofessor" (ebd.
1874; 3. Aufl. 1892), "Unkraut im Weizen" (ebd.
1877), "Vermißt" (2. Aufl., ebd. 1877), "Strandgut"
(ebd. 1877), "Der Roman eines Hypochonders"
(ebd. 1880), "Ein Mann" (ebd. 1883) u. a.
Kühne, Gustav, Romanschriftsteller und Kri-
tiker, geb. 27. Dez. 1806 zu Magdeburg, studierte
in Berlin, war dann Sekretär der "Jahrbücher für
wissenschaftliche Kritik" daselbst und redigierte 1835
-42 in Leipzig die "Zeitung für die elegante Welt",
1846-59 die Wochenschrift "Europa". Seit 1856
lebte er in Dresden, wo er 22. April 1888 starb.
Die litterar. Laufbahn betrat K. mit "Novellen"
(Berl. 1831), denen "Eine Quarantäne im Irren-
hause" (Lpz. 1835) folgte. In diesem Werke bekun-
det er seine Verwandtschaft mit dem "Jungen Deutsch-
land". K.s spätere Romane, wie die "Klosternovellen"
(2 Bde., Lpz. 1838; 2. Aufl. 1862), "Die Rebellen
von Irland" (3 Bde., ebd. 1840; 2. Aufl. 1863)
und "Die Freimaurer" (2 Bde., ebd. 1855; 2. Aufl.
1867), zeugen von gründlichen histor. Studien,
leiden aber, wie alle Arbeiten K.s, an dem Vor-
herrschen der Reflexion und der sehr geringen prak-
tischen Gestaltungskraft. Außerdem veröffentlichte
K. "Weibliche und männliche Charaktere" (2 Bde.,
Lpz. 1838), "Porträts und Silhouetten" (2 Bde.,
Hannov. 1843), "Deutsche Männer und Frauen"
(Lpz. 1851; 2. Aufl. 1863) u. a. Die Schrift "Mein
Tagebuch in bewegter Zeit" (Lpz. 1863) behandelt
die I. 1848-50. Seine Gedichte hat K. im ersten
Bande seiner "Gesammelten Schriften" (10 Bde.,
Lpz. 1862-67) vereinigt. Später erschienen noch
"Röm. Sonette" (Lpz. 1869), "Christus auf der
Wanderschaft" (ebd. 1870), "Wittenberg und Rom.
Klosternovcllen aus Luthers Zeit" (3 Bde., Verl.
1877) und "Romanzen, Legenden und Fabeln"
(Dresd. 1880). - Vgl. E. Pierson, G. K., sein
Lebensbild und Briefwechsel mit Zeitgenossen
(Dresd. 1890).
Kühne, Moritz, Militärschriftsteller, geb. 26. Jan.
1835, wurde 1853 Osfizier, besuchte die Kriegsaka-
demie, war 1860 - 66 Lehrer an der Kriegsschule
zu Erfurt und nahm 1866 am Feldzuge in Böhmen
als Generalstabsofsizier des 1. Armeekorps teil.
1870 war er im Stäbe des Oberbefehlshabers der
Küstenprovinzen, dann im Oberkommando der
Maasarmee als Generalstabsofsizicr thätig. 1871
-77 war er Direktor der Kriegsschule zu Engers,
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
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