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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kunimund - Kunstakademie
Polen, widmete sich besonders der Krankenpflege und
trat nach dem Tode ihres Gatten 1279 in das von
ihr zu Alt-Sacz in Galizien gegründete Kloster der
heil. Klara ein. Sie starb 1292 und wurde 1690
heilig gesprochen.
Kunimund, der letzte König der Gepiden und
Vater der Rosamnnde (s. d.), fiel 566 n. Chr. im
Kampfe gegen den Langobardenkönig Alboin.
Küuifche Gebirge, Teil des Böhmerwaldes
(s. d., Bd. 3, S. 229 d).
Knnitz, Dorf mit der Kunitzburg bei Jena.
Kunkel, soviel wie Spinnrocken.
Kunkel (Kunckel), Johann, Alchimist und Che-
miker, geb. 1630 zu Rendsburg als Sohn eines
herzogl. Hofalchimisten, war 1654 in derselben
Stellung bei den Herzögen von Lauenburg, später
in Diensten des Kurfürsten Johann Georg II. von
Sachsen und von 1679 an beim Großen Kurfürsten
in Berlin, nach dessen Tode er von König Karl XI.
nach Stockholm berufen, zum Vergrat ernannt und
mit dem Beinamen von Löwen stern in den Adel
erboben wurde. Er starb dort 1702. In allen Me-
tallen nahm er noch Merkur als den wefentlichsten
Bestandteil an, zeigte aber, daß sie keinen Schwefel,
die organifchen Substanzen kein Quecksilber enthalten
können. Er verbesserte unter anderm die Darstellung
des Phosphors, beobachtete die Fällung von Gold
und Silber aus ihren Lösungen durch Eisenvitriol
und organische Stoffe und förderte hauptfächlich die
Glasbereitung. Seine "Vollständige Glasmacher-
kunst" erschien 1789 in Nürnberg. Eine nicht ganz
vollständige Sammlung seiner Abhandlungen er-
schien 1721 u. d. T. "V curiose chynnsche Tractä't-
lein" in Frankfurt.
Kunkellehn, Weiberlehn, Schleierlehn,
bei Abgang des Mannsstammes an die Kognaten
(Weiber oder durch Weiber Verwandte) fallendes
Lehn (s. auch Erbtochter); oder auch unter Gleich-
stellung von Kognaten und Agnaten vererbliches !
Lehn (durchgehendes Weiberlehn).
Kunkelspatz, Paß in der Sardonagruppe der
Glarneralpen (s. Westalpen), an der Grenze der
schweiz. Kantone St. Gallen und Graubünden, ver-
bindet das Thal der Tamina mit dem bündnerischen
Rheinthal.
Kunst (von Können abgeleitet), im allgemeinen
jede durch Übung erworbene Fertigkeit und Gc-
schicklichkeit. In diesem Sinne fpricht man auch
von Kochkunst, Hebammenkunst u. s. w. Im engern,
d. h. im rein ästhetischen Sinne dagegen versteht
man unter K. nur die sog. schönen oder freien
K., die man von den unfreien oder nützlichen K.
zu scheiden pflegt. Die freienK. wollen in ihren
Darstellungen unmittelbar, ohne Nebenzwecke, ge-
fallen; zu ihnen gehören z. B. Bildhauerkunst,
Malerei (beide auch als bildende K. bezeich-
net), Musik, Poesie u. s. w. Die unfreien K. ver-
folgen daneben noch andere (praktifchc) Zwecke, wie
das Kunstgewerbe und die Baukunst; beider Er-
zeugnisse sind nicht bloß zum Anschauen, sondern
vor allem zum Gebrauch da. Die unfreien K.
bilden daher die Vereinigung von Handwerk u. K.
Die K. hat sich entwickelt aus dem Nachahmungs-
und ^pieltrieb, indem sie Ernst in das Spiel
bringt. Sie kann nur da entstehen, wo nach Be-
friedigung der Lebensbedürfnisse noch geistige und
physische Kraft genug zu ernstem Spiele übrig bleibt.
Das Spiel aber will nicht mehr als den erfreuen-
den Schein der Wirklichkeit. Auch wo der Künstler
Artikel, die man unter K verm
die Natur nur nachahmen will, wird er unwillkür-
lich durch seine Phantasie den Augenschein er-
gänzen und seine eigene Ausfassung in die Natur
hineintragen. Die K. bedarf zu ihrer Entwicklung
Antriebe materieller und geistiger Art. Ein solcher
Antrieb war der religiöse Kultus. Die Phantasie
mußte sich dessen bemächtigen, was als das Höchste
galt und es künstlerisch zu gestalten versuchen. Je-
doch hat die Religion sich ost als eine Hemmung
der künstlerischen Phantasie erwiesen, indem sie ihr
gewisse althergebrachte Formen immer aufs neue
aufzwang. Die K. war wie die Wissenschaft die
Magd der Religion und konnte sich erst frei entfal-
ten, nachdem sie sich ihrem Dienste entzogen hatte.
Eine Einteilung der K. ist nach den ver-
schiedensten Gesichtspunkten versucht worden. Da
die künstlerische Thätigkeit ihren Charakter und ihre
Schranke findet in dem Material, das sie zu ge-
stalten sucht, so erscheint es am einfachsten, im Hin-
blick auf die natürliche Form des Stoffs, die K.
einzuteilen in räumlich, zeitlich und räumlich-zeit-
lich gestaltende. Dabei ist zu berücksichtigen, daß
es sich vor allem um den Stoff handelt, durch den
eine K. unmittelbar wirken und gefallen will.
Die Poesie hat zu ihrem Stoff nicht Worte, sondern
Gedanken und Vorstellungen, die Worte und ihr
Klang sind nur Träger derselben. Danach zerfallen
die K. in solche, die bewegungslose Körper
darstellen: bildende K. (Baukunst, Bildnerei, Ma-
lerei); in solche, die durch körpeiio^e Bewe-
gungen (Tonvorstellungen) wirken: Musik, Ge-
sang; in solche, die lebend-bewegte Körper
darstellen: mimische K. (Tanzkunst, Gcsangsmimik,
Schauspielkunst); die Poesie allein wirkt durch einen
Stoff, der ebenso körperlos ist wie der der Musik,
weswegen Zeising Poesie und Musik in dieselbe
Klasse stellt. (S. auch Graphische Künste.)
Vgl. Schasler, Das System der K., aus einem
neuen, im Wesen der K. begründeten Gliederungs-
princip (2. Aufl., Lpz. 1885); Hirth, Aufgaben der
Kunstphysiologie (Münch. 1891). Weitere Litteratur
s. Ästhetik.
Kunst, im Bergwesen, s. Bergbau (Bd. 2, S.763a).
Kunst, Wilh., Schauspieler, geb. 2. Febr. 1799
in Hamburg, folgte, nachdem er an verschiedenen
Bühnen gespielt hatte, 1825 dem Direktor Carl
vom Münchener Isarthortheater nach Wien. Hier
heiratete er die Tragödin Sophie Schröder, die sich
aber bald wieder von ihm trennte. K. gehörte zu
den fchaufpielerifchen Lieblingen Wiens, wurde
aber 1840 wegen eines nächtlichen Skandals aus-
gewiesen. Er starb dann im größten Elend 16./17.Nov.
1859 in Wien. K. war ein Naturalist von so her-
vorragenden Mitteln und so glänzender Begabung,
wie die deutsche Bühne nur wenige besessen hat;
seine Leistungen waren indes nicht genug durch-
geistigt und blieben mehr oder minder glückliche
Würse des Zufalls.
Kunstakademie, Name für höhere Kunstschulen.
Das Altertum und das Mittelalter kannten keine
derartigen Anstalten; der junge Künstler trat in die
Werkstatt eines Meisters und bildete sich durch un-
mittelbare Teilnahme an dessen Arbeiten. Die ersten
Spuren einer den gegenwärtigen K. ähnlichen Ein-
richtung findet man bei Squarcione, dem Gründer
der Schule von Padua, welcher durch seine Samm-
lung antiker Kunstwerke und durch seine Hinweisung
auf das genaue Studium derfelben auf die ital.
Künstler des 15. Jahrh, einen ausgedehnten Einfluß
ißt, sind unter C aufzusuchen.