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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kupfer
wird abgehoben und ins Wasser zu völliger Ab-
kühlung geworfen. Das Wasseraufgießen wird fort-
gefetzt, folange noch K. in genügender Menge im
Herde ist. Der letzte Nest wird ausgeschöpst.
Man unterfchied früher streng zwifchen einem
deutfchen oder kontinentalen und einem eng-
lifchen Prozeh für die Verhüttung geschwefelter
Erze. Im Princip völlig untereinander gleich, war
das Charakteristische für den deutschen Prozeh das
Nohschmelzen und Spuren in Schachtöfen, während
für die Durchführung des engl. Versahrens nur
Flammöfen verwendet wurden. Dieser Unterschied
hat fast völlig aufgehört. Auf rationell geleiteten
Kupferhütten wird in Schacht- und Flammöfen ge-
röstet und nebenbei Schwefelsäure gewonnen; man
verschmilzt die gerösteten Erze über Schachtöfen und
spurt und raffiniert in Flammöfen. Wo das eine
oder andere Verfahren noch unvermischt durchge-
führt wird, sind lokale Verhältnisse, z. V. besondere
Beschaffenheit der Erze und Brennstoffe, maßgebend.
Der Kupferbessemerprozeh beruht darauf,
dah aus dem Kupferstcin Schwefel, Arsen und Eisen
durch die oxydierende Einwirkung des Gebläsewindes
bei Gegenwart von schlackenbildenden und basischen
Zusätzen entfernt werden können. Die Operation
wird in Konvertern vorgenommen, die etwa 1,8 m
Höhe und 1^3 m Durchmesser besitzen.
Zur Verarbeitung auf trocknem Wege kommen
außer geschwefelten auch oxydische Erze und gediegen
K. Letzteres wird nur raffiniert, die oxydischcn Erze
aber werden erst auf Schwarzkupfer und fodann auf
Rafsinatkupfer verschmolzen.
L. Zur Gewinnung des K. auf nassem Wege
muß erst eine Lösung desselben hergestellt werden.
Wasser kann man als Lösungsmittel nur für Erze be-
nutzen, die Kupferfulfat enthalten. Mittels verdünn-
ter Salzsäure oder Schwefelsäure brinqt man arme
oxydische Erze und Hüttenprodukte in öösung. Die
meisten Erze und Hüttenprodukte aber lassen sich
nicht unmittelbar mit den genannten Lösungsmitteln
ausziehen, sondern müssen erst vorbereitenden Opera-
tionen zur Überführung des K. in den löslichen Zu-
stand unterworfen werden. Dies geschieht dadurch,
daß man die Erze an der Luft durch längeres Liegen
bei öfterm Umstechen verwittern läßt, sie mit Eisen-
chlorid behandelt oder sie in Flammöfen bei Luft-
zutritt oder mit Kochsalz gemengt erhitzt. Auf diese
Weise kann man die den Schwefelsäurefabriken ent-
stammenden Rückstände gerösteter kupferhaltigcr
Schwefelkiefe noch mit Erfolg auf K. verarbeiten.
Aus allen Kupferlöfungen wird durch Einlegen von
Eifen das Metall gefällt, das unter dem Namen Ce-
mentkupfer bekannt ist und nach Entfernung bei-
gemengter Eisenteile auf Echwarzkupfer verschmolzen
oder auf Kupfervitriol zu gute gemacht wird.
Elektrolytische Raffination des Schwarz-
kupfers. Hängt man Schwarzkupferplatten ab-
wcchfelnd mit reinen Kupferblechen in eine saure
Lösung von Kupfervitriol, und geht der elektrische
Strom in der Richtung vom Schwarzkupfer zum
Reinkupfer, so schlägt sich auf letzterm, der Kathode,
nur reines K. ab, während die Anode zerfällt, wobei
K. und Eisenvitriol sich lösen, während die edeln
Metalle, vor allem Silber, ungelöst bleiben und
als schlammartige Masse zu Boden fallen. Statt
der Schwarzkupferanode wendet man auch Kupfer-
steinanoden an.
V. Statistisches. Kupfererze finden sich in
Deutschland vorzugsweise in der Provinz Sachsen
(Eislcben, Grafschaft Mansfeld), in erheblich ver-
minderter Men^e fodann in Rheinland-Westfalen,
Hessen-Nassau, im Harz und an andern Orten. Im
allgemeinen sind die deutschen Kupfererze arm zu
nennen; die Verhüttung wird nur durch sorgfältigste
Betriebsleitung lohnend, auch dadurch, daß der
Silbergehalt der Erze die Ausbeute steigern hilst,
was freilich durch die sinkenden Silberpreise sehr er-
schwert worden ist. Der Kupfererz-Bergbau beschäf-
tigte 1892 in Deutschland in 65 Betrieben 14573
Arbeitskräfte und förderte 567 738 t im Werte von
20513544 M., wovon etwa 90 Proz. auf das
Mansfelder Revier entfallen. 1870 wurden nur
207381 t, 1880 bereits 480853 t gefördert. Die
Erzgewinnung reicht indessen für den Bedarf nicht
aus, vielmehr wurden 1892 (mit Einschluß der Blei-
erze) 43 893 t Erze eingeführt. Hierher sind auch
von den eingeführten 2 l 8 272 t Schwefelkiesen u. s. w.
größere Posten zu rechnen, deren Kupfergehalt auf
nassen Wege gewonnen wird. Gleichfalls 1892 bezog
Großbritannien 919)9 t fremde Kupfererze. Frank-
rcich bezog 5425 t und führte 12493 t aus, ohne
jedoch für die Kupfererzeugung überhaupt in Be-
tracht zu kommen.
Über die Gewinnung von Rohkupfer liegen
mancherlei Schätzungen handeltreibender Metall-
firmen vor, nach denen für 1892 die Kupferproduk-
tion der Erde zu etwa 390000 t im Werte von rund
370 Mill. M. anzunehmen sein dürfte. Davon ent-
fallen in runden Summen auf die Vereinigten
Staaten von Amerika etwa 140000 t, Spanien
und Portugal etwa 68000, Chile etwa 42000, das
Deutsche Reich etwa 34000, Großbritannien etwa
33000, Japan etwa 14000, die Kapkolonie etwa
9000, Australien etwa 8000, Rußland etwa 7000,
Venezuela etwa 6000 t. DerRest verteilt sich in fallen-
der Zahlenreihe auf Mexiko, Italien, Norwegen,
Asterreich, Schweden, Canada, Bolivia, Peru,
Argentinien und (bis mit etwa 150 t fallend) Al-
gerien. - In Deutschland bestehen 13 Kupferhütten,
von denen die bedeutendste (mit 64 Proz. der ge-
samten deutschen Produktion) die Mansfeldsche Ge-
werkschaft in Eisledcn besitzt, die mit Einschluß des
Erzbergbaues über 15000 Arbeiter beschäftigt. In-
ländische Erze verhütten außer den mansfeldschen
noch die Werke: Kommunionhütte Dter, Stadt-
berger Hütte bei Nieder- und Ober-Marsberg,
Kunster Metallhütte bei Vurbach, Hütte Altenau am
Harz und die Rothenbacher Metallhütte bei Musen.
Aus inländischen Zwischenprodukten, Schlacke oder
Gekrätz gewinnen kleinere Mengen von K. das
Osnabrücker Kupfer- und Drahtwerk, die Hütte
W. Kayser & Co. in Charlottenburg und die chem.
FabrikHeinrichshall (Reuß j. L.). Aus fremden Erzen
produzieren K. die Werke: Duisburger Kupferhütte,
Königshütte in Schlesien sowie die im Hamburger
Freihafen liegenden Werke: Hamburger Hütte und
Norddeutsche Assinerie. Auf trocknem Wege, wor-
über die Montanstatistik allein Auskunft giebt,
wurden 1880 an hammergarem Block- und Rofetten-
kupfer 14252 t im Werte von 19,0? Mill. M., 1892
dagegen 24781 t im Werte von 24,76 Mill. M. ge-
wonnen. Hierzu kommt jedoch noch das aus Schwe-
fel- und Kupferkiesen aus nassem Wege erzeugte Roh-
kupfer, dessen Menge zu 9-10000 t angenommen
werden kann. Trotz ansehnlicher Produktion ver-
mögen die deutschen Kupferhütten den inländischen
Bedarf, der durch die starke Aussuhr von Kupfer-
waren gesteigert wird, nicht zu decken. 1892 wur-
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.