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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kürbisbandwurm - Kürenberg
dienen in den Tropen wegen der harten holzigen
Beschaffenheit ihrer Schale, nachdem sie ihres In-
halts an Mark und Samen entleert sind, als Ge-
fäße sür Flüssigkeiten.
Kurbisbandwurm, Name des gemeinen Band-
wurms (s. d.). ^O6306Ntik.
Kürbisbaum, foviel wie Kalebassenbaum, s.
Kurdak, s. Irtysch-Tataren.
Kurden, ein räuberisches, mohammed., nur
zum kleinern Teile seßhaftes Volk iran. Stammes,
das schon den Alten (Karduchen bei Tenophon,
Gordyäer bei Strabo) bekannt war. In ihre
Wohnsitze im Süden des Wansees, in die Tigris-
landschaft Gordyäa oder Corduene, haben sich die
K. wohl erst in der Zeit der Perserherrschast von
Osten her vorgeschoben und sich von da aus all-
mählich bis weithinein nach Kleinasien ausgebreitet.
Die östlichen K. wohnen hauptsächlich im Zagros-
gebirge, von der Grenze Luristans bis zum Urmia-
see und nördlich über diesen hinaus bis zum Gebiet
von Maku: so die Kelhur südwestlich von Kerman-
schah, die Dschaf zwischen Sihne und Suleimania,
die Revendi, Valiki, die Mikrikurden südlich vom
Urmiasee, die Schekaki zwischen Urmia- und Wan-
see, die Melakurden und die Dschelali bei Maku.
Die westlichen K. haben ihre Sitze hauptsächlich
in der Provinz Wan sowie in den Regierungs-
bezirken Diarbekr, Mardin und Sört. Sie wobnen
hier vielfach mit Armeniern, Nestorianern und Chal-
däern untermischt. Während diese alle sich als Kur-
mandschkurden bezeichnen, wohnen etwas abgetrennt
von ihnen bei Musch und Palu die Duschikkurden
und Dumbcki, die einen abweichenden Dialekt reden,
überhaupt erscheinen die K. in enthnogr. Beziehung
nicht einheitlich. Teilweise sollen sie auch eigen-
tümliche religiöse Gebräuche bewahrt haben. Oine
Schätzung der K. giebt ihre Zahl in der Türkei
auf 1500000, in Persien auf 750000 an. Nach
Abstammung und Sprache scheinen mit den K. auch
die Bewohner Luristans verwandt zu sein, deren
Hauptstämme die großen Luren oder Vachtijari
(s. d.) und die kleinen Luren oder Feili bilden. Auch
in Chorassan giebt es K., die indessen erst vom
Schah Abbas I. (1587-1628) dort angesiedelt wur-
den zum Schutz gegen die Turkomanen.
Die kurdische Sprache ist nahe verwandt mit
dem Neupersischen und gehört mit diesem zu den
Iranischen Sprachen (s. d.). Schriftliche Litteratur
besitzen die K. sehr wenig; dafür aber reiche Schätze
an Erzählungen (Märchen), lyrischen Liedern und
Epen, die noch im Munde von Erzählern und
Sängern leben.
Vgl. Lerch, Forschungen über die K. (2 Hefte,
Petersb. 1857-58); Spiegel, Eranische Altertums-
kunde, Bd. 1 (Lpz. 1871); Iaba, vietioniiaii-6 kuräk-
trai^is (hg. von Iusti, Petersb. 1879); Iusti, Kur-
dische Grammatik (ebd. 1880); Prym und Socin,
Kurdische Sammlungen (Abteil. 1 u. 2, ebd. 1887,
1890). S. auch die Litteratur zum Artikel Kurdistan.
Kurdische Sprache, s. Kurden und Iranische
Sprachen.
Kurdistan (d. h. das Land der Kurden, s. d.), Land
in Vorderasien, wird gewöhnlich von dem Südrande
des Armenischen Hochlandes bis zum Tigris gerech-
net. Es umfaßt die Grenzlandschaften zwischen Per-
sien und dem türk. Kleinasien, im S. des Wan- und
Urmiasees, erstreckt sich aber auch westlich bis zum
Knie des vereinigten Euphrat bei Malatie. Von
34 bis 39° nördl. Br. und von 38 bis 48" östl. L.
Artikel, die man unter K verm
von Greenwich umfaßt es etwa 150000 <ikm. Die
Abhänge des Armenischen Hochlandes sind von zahl-
reichen Zuflüssen des Tigris bewässert, wie dem
Batman-su, dem Bohtan-su u. a. Fruchtbare Thäler
von 1200 bis 600 in Höhe ziehen sich hier gegen S.
Dann folgt die Ebene am Tigris. Weiter östlich
tritt das Dschudi- oder Vohtangebirge nahe an den-
felben heran. Der Dschelo-Dagh folgt gegen die
pers. Grenze; an ihm entlang fließt der Große Zab,
welcher dann die Randkette durchbricht und zum
Tigris geht. Auch der Kleine Zab gehört noch zu K.
Weiter gegen O. geht K. in der perf. Provinz Ardi-
lan in Persien über. Ein archäischer Schieferzug
bildet den Kern der großen Ketten; gegen den Tigris
aber besteht alles Land aus Tertiär, zwischen dem
Euphrat und Tigris aus paläozoischen Ablagerun-
gen. Das Klima ist trocken, im Sommer sehr heiß,
im Winter kalt, wenigstens in den höhern Teilen,
die Regenmenge gering. Die Thäler sind mit Zwerg-
eichen, Birken, Walnußbäumen, Cedern dewaidei;
alpine Scenerien finden sich im SO. des Wansecs.
Das Gebiet ist nominell der Pforte und dem
Persischen Reiche unterworfen, und zwar so, daß
jene den bei weitem arößern nördl. Teil, der beson-
ders die Wilajets Niarbekr oder K. im engern
Sinne und Erzerum sowie einen Teil von Bagdad
einnimmt, dieses nur den kleinern südl. Teil besitzt.
Indes weder die Pforte noch die pers. Regierung de-
sitzt die Macht, das ganze Land in Abhängigkeit zu
halten. Im türkischen K. sind Diarbekr (s. d.) und
Bitlis (s. d.) die bedeutendsten Orte; im persischen
K. Kermanschah (s. d.). - Vgl. Rich, Narrative ok
ll i-68iä6nc6 in Xom-äigwn (2 Bde., Lond. 1836);
M. Wagner, Reise nach Persien und dem Lande der
Kurden (2 Bde., Lpz. 1852); von Luschan, Die Wan-
dervölker Kleinasiens (in den "Verhandlungen der
Gesellschaft für Anthropologie", Verl. 1886); Clay-
ton, ^Ks mountainL ok X. (im " Alpine ^onrnal",
1887); Binder, ^u X., en NsZopotamiL 6t on?or86
(Par. 1887); Naumann, Vom Goldenen Horn zu
den Quellen des Euphrat (Münch. und Lpz. 1893).
Küre, chines. Stadt, s. Kuldscha.
Kurellafches Pulver, benannt nach seinem
Erfinder, dem Berliner Arzt Ernst Gottfried
Kurella (geb. 1725, gest. 1799), s. Brustpulvcr.
Kuren (Okori, 0ur0ii68), im Mittelalter die Be-
wohner der Kurischen Halbinsel. Der Name bezeich-
net vielleicht ursprünglich ein sinn. Volk, das, all-
mählich von den Letten aufgesogen, sich unter dem
Namen Liven (s. d.) an der Küste, von Domesnäs
westlich, erhalten hat. - Vgl. Bielenstein, Die Gren-
zen des lettischen Volksstammes (Petersb. 1892).
Kuren, Fluß in Persien, s. Karun.
Kürenberg, der von, oderderKürenberger,
der älteste mit Namen bekannte deutsche Minnesän-
ger (um 1160-70), wahrscheinlich aus der Gegend
von Linz an der Donau. Die unter seinem Namen
überlieferten, fast nur einstrophigen Lieder (hg. in
"Des Minnefangs Frühling" von Haupt und Lach-
mann) sind durch volkstümliche Einfachheit und
ehrliche, weiblich zarte oder männlich kräftige Em-
pfindung, die vom höfischen Minnedienst noch nicht
angekränkelt ist, ausgezeichnet; doch ist es sehr frag-
lich, ob alle in den Handschriften ihm beigelegten
Strophen von ihm herrühren. Er dichtete zum Teil
in der alt volksmäßigen Nibelungenstrophe. Man
hat ihn darum mit Nnrecht zum Dichter des Nibe-
lungenliedes machen wollen. - Vgl. Vollmöller. K.
und die Nibelungen (Stuttg. 1874).
ißt, sind unter C aufzusuchen.