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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kurzstiel - Kurzzüngler
brechenden Medien: entweder ist bei normaler Brech-
krast die Augenachse zu lang (Achsenmyopie), oder
bei normaler Achsenlänge die Brechkraft zu stark
(Refraktionsmyopie), oder endlich, es wirken beide
Faktoren zusammen. Die bei weitem häufigste Form
ist die Achsen Myopie, die mitunter angeboren
ist, meistens jedoch sich allmählich entwickelt, indem
die Augenhäute in der Gegend des hintern Augen-
pols infolge einer angeborenen, oftmals ererbten,
oder von entzündlichen Prozessen an der genannten
Gegend herrührenden Weichheit und Nachgiebigkeit
nach hinten sich ausbuchten (progressive Myopie).
Begünstigt wird dieser Vorgang durch anhaltende
Beschäftigung mit feinen, nahe gehaltenen Objekten,
namentlich wenn dieselbe durch ungünstige Beleuch-
tung, den Gebrauch unpassender Brillen oder Insuf-
ficienz der innern geraden Augenmuskeln erschwert
wird. Daher fällt die Entstehung und Weiterent-
wicklung der Myopie hauptsächlich in die Zeit vom
Beginn der Schuljahre bis etwa zum 25. Lebens-
jahre, wird mitunter auffällig beschleunigt, wenn
m dieser Zeit erschöpfende Krankheiten den Körper
befallen. Mit dem Abschlüsse des Körperwachs-
tums hört in der Regel der Fortschritt der Myopie
auf. Nicht selten geht die Ausdehnung der Augen-
häute mit weitern Gewebsstörungen in denselben
einher, die das Sehvermögen beeinträchtigen und
selbst völlig ausheben können (Blutungen, entzünd-
liche und atrophische Veränderungen der Aderhaut
und Netzhaut, Trübungen des Glaskörpers und der
Linse, Ablösung der Netzhaut). Andererseits bietet
der Langbau des Auges, das von der Kugelform in
die Virnform übergeht, ein mechan. Hindernis bei
seinen Bewegungen, namentlich bei den durch die
Myopie erforderten starken Konvergenzstellungen,
und ruft hierdurch eine Insufsicienz'der innern ge-
raden Augenmuskeln hervor. Die Refraktions-
myopie hat ihren Grund entweder in einer abnorm
starken Wölbung der Hornhaut (s. Keratokonus),
oder der Linse, oder in einem Vorrücken der letztern
aus ihrer normalen Lage nach vorn, oder in einer
Zunahme des Vrechungsinder der Linse, die meisten-
teils die im Alter nicht selten beim beginnenden
Grauen Star entstehende K. verursacht, oder end-
lich in einem Krampfe des Accommodationsmuskels,
infolgedessen das Auge beim Fernsehen sich nicht
völlig entspannt, sondern in einem dem Nahesehen
entsprechenden Zustande verharrt (scheinbare Myo-
pie, Krampfmyopie).
Abgesehen von einer Anzahl gelungener Versuche,
durch die operative Entfernung der Krystalllinse hohe
Grade von K. zu beseitigen, ist nur dieKrampfmyopie
einer Heilung fähig, sofern es gelingt, durch Atropin-
Einträufelungen und nötigenfalls Tenotomie der
äußern geraden Augenmuskeln die Spannung des
Accommodationsmuskels dauernd zu heben, wäh-
rend die durch Formveränderungen der Hornhaut
und Linse bedingten Myopien in der Regel nicht zu
beseitigen sind. Ebensowenig läßt sich an der Achsen-
myopie etwas ändern. Hier kann es sich nur um
eine Prophylare handeln, die der Entstehung und
dem Fortschreiten der Myopie in dazu disponierten
Augen entgegenwirkt und in möglichster Schonung
des'Accommodationsapparats zu bestehen hat. Das
häufige Vorkommen der K. in den Kulturländern,
namentlich in Deutschland, hat in den letzten Jahr-
zehnten die Aufmerksamkeit der Augenärzte und
Schulmänner auf sich gelenkt. Sie stellten die That-
sache fest, daß fortgesetzte intensive Nahearbeit ein
nicht kurzsichtiges Auge kurzsichtig machen und eine
bestehende K. bis zu den höchsten Graden steigern
kann. Während in den untern Klassen der Schulen
keine oder nur wenige Kurzsichtige sich fanden,
konnte ein regelmäßiges Anwachsen der K. von
Klasse zu Klasse, sowohl im Prozentsatze der Kurz-
sichtigen, als auch im Grade der K. konstatiert wer-
den. Am ungünstigsten war nach beiden Richtungen
hin die Sachlage in den höhern Schulen, namentlich
den Gymnasien, den Oberprimen, die bis zu 70 und
mehr Prozent Kurzsichtige enthielten. Diesem Übel-
stande abzuhelfen ist eine der Hauptaufgaben der
Schulhygieine geworden (Regelung der Arbeitszeit,
auch der häuslichen Arbeit,Beschaffung von genügend
hellen Arbeitsräumen, angemessenen Schultischen
und Schulbänken, geeigneter Druckschrift u. s. w.).
Korrigiert werden die kurzsichtigen Augen, wie
oben erwähnt, durch Konkavgläser. Ob und wann
die korrigierenden Gläser, die den Fernpunkt in die
Unendlichkeit hinausrücken, oder ob zeitweise oder
immer schwächere Konkavgläser getragen werden,
oder die Augen unbewaffnet bleiben so-llen, wird am
besten in jedem Falle dem Augenarzt zu bestimmen
überlassen. - Vgl. Arlt, über die Ursachen und die
Entstehung der K. (Wien 1876); Cohn, Die Hygieine
des Auges in den Schulen (ebd. 1883); Stillina,
Untersuchungen über die Entstehung der K. (Wieso.
1887); Pflüger, K. und Erziehung (ebd. 1887);
^chmidt-Rimpler, Die Schulkurzsichtigkeit und ihre
Bekämpfung (Lpz. 1890); Cohn, Hygieine des Auges,
Bd. 1 (Wien 1891); Wingerath, Nochmals K. und
Schule (Berl. 1893); Stilling, Die Myopiefrage
mit besonderer Rücksicht auf die Schule (in der "Zeit-
schrift für Schulaesundheitspflege", Nr. 7 u. 8,1893).
Kurzstiel, Apfelsorte aus der 12. Klasse des
Diel-Lucasschen Apfelsystems, s. Apfel.
Kurztriebe, s. Rhodophyceen.
Kurzwaren, Kurze Waren oder Quin-
caillerien, Gesamtname sür Gebrauchsgegen-
stände von geringer Größe aus Holz, Metall, Glas,
Porzellan, Marmor, Perlmutter, Bernstein, Horn,
Knochen, Elfenbein, Schildpatt, Meerschaum, Ala-
baster, Kautschuk, Leder u. s. w. Hierzu gehören
Messerwaren, Nadeln, Knöpfe, Schnallen, Uhren
und Bestandteile von solchen, Leuchter, Sporen und
Steigbügel, Brillen und Perspektive, die Mcieü als
Galanteriewaren (s. d.) bezeichneten Artikel. Als
die feinsten K. sind von deutschen Fabrikaten die
Augsburg er, Berliner, Nürnberger, Karlsbader,
Offenbacher, Wiener, von ausländischen die Pariser,
Mailänder und Genfer geschätzt.
Kurzzeile, in der altdeutschen Metrik der Vers
von 4 Hebungen mit stumpfem oder 3 (später auch
4) Hebungen mit klingendem Versausgang, der ur-
sprünglich eine der durch Cäsur getrennten Hälften
der german. Langzeile (s. d.) bildete, sich dann aber
selbständig entwickelte, als unter der Anregung der
lat. Hymnenstrophe die Cäsur der Langzeile aus
ihren Schluß gereimt wurde. Die sür ungesungene
Poesie vom 9. bis zum 16. Jahrh, herrschende Form,
das Reimpaar von zwei K., ist eine geschichtlich nach-
weisbare Aortsetzung jener Langzeile.
Kurzzüngler (Li-evilinFniH), eine Ordnung von
Echsen (s. d.) mit kurzer und dicker Zunge, die sich nach
vorn etwas verjüngt und einen leichten Ausschnitt
zeigt; außerdem ist sie etwas vorstreckbar. Die Kör-
perform einiger K. ist schlangenartig, indem bei ihnen
die Füße hier äußerlich nicht mehr hervortreten; zu
gleicher Zeit verlängert sich der Körper außerordent-
Artikcl. die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.