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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lacordaire (Jean Théodore) - Lacrimae Christi
Zeit in den Kreis seiner Besprechungen zog, Massen
von Zuhörern um sich. 1838 begab er sich wiederum
nach Rom und trat 1840 in den Dominikanerorden
ein; mit diesem Schritte hängt seine "Vi6 äe 82.111t-
Dominihuß" (Par. 1840) zusammen. Nach der Fe-
bruarrevolution 1848 von Marseille in die National-
versammlung gewählt, bekannte er sich in dieser wie-
der offen als Republikaner, legte aber schon im Mai
sein Mandat nieder. 1850 setzte er in Rom durch,
daß Frankreich zu einer besondern Ordensprovinz
und er zu deren Provinzial gemacht wurde' bereits
nach einem Jahre trat er von dieser Würde zurück,
da er durch seine demokratischen Ansichten immer
mehr mit seinem Orden zerfallen war. 1860 zum
Mitglied der Französischen Akademie ernannt, starb
cr 21. Nov. 1861 zu Soreze. Eine neue Ausgabe
seiner Werke, unter ihnen auch seine Predigten, er-
schien in 9 Bänden (Par. 1872-73); die'"Kanzel-
vorträge in der Notre-Damckirche" auch deutsch
(4 Bde., Tüb. 1846-52); ferner veröffentlichte Fal-
loux die "OolreLponä^ncs äs 1^. 6t äo N9.d3.mL
8n6tcbin6" (4. Aufl., Par. 1865) und Villard die
"Ooi'rLZponäHiics iii6t1it6 ä6 1^." (ebd. 1870). -
Vgl. Die Biographien von Montalembert Gar.
1862), Foisset (2. Aufl., 2 Bde., ebd. 1874), Vleib-
treu (Freib. i. Vr. 1873), Chocarne (6. Aufl., 2 Bde.,
Par. 1880) und Dc Broglie (ebd. 1889); ferner
Louis Comte, Nwäe komiietihus 8ur 1a preäicN-
tion coiit6ilipor3.iii6, Nonoä 6t 1^. (ebd. 1882), und
Nicolas, ^tuäs Iii8toi'i<iu6 6t ci'itiyu6 8ur 16 I>6l6
I.. (Toul. 1886).
Lacordaire (spr. -dähr). Jean Theodore, Natur-
forscher, Bruder des vorigen, geb. 1. Febr. 1801 zu
Recey-sur-Ource, gest. 19. Juli 1870 als Professor
der vergleichenden Anatomie zu Lüttich, hat haupt-
sächlich entomolog. Werke geschrieben.
Lacöte (spr. -toht) oder La Cöte, das Userge-
lände des Genfersees im schweiz. Kanton Waadt,
westlich von Lausanne zwischen den Flüssen Aubonne
und S^rine (Promenthouse). L. ist ein reiches Wein-,
Obst- und Kornland mit blühenden Dörfern und
Landstädtchen (Aubonne, Rolle u. s. w.), schönen
Landhäusern und alten Schlössern. Der untere Teil
wird von der Linie Lausanne-Genf der Schweiz. West-
bahn durchzogen.
La Cour (spr. kuhr), Poul, dän. Physiker und
Meteorolog, geb. 13. April 1846 auf dem Landgut
Skjärsö bei Ebeltoft in Iütland, studierte an der
Polytechnischen Schule und an der Universität zu
Kopenhagen, ging 1870 nach Utrecht, um bei Buys-
Ballot Meteorologie zu studieren; 1871-72 unter-
nahm er Meteorolog. Studienreisen zu Schiff nach
Wales und Messina und besichtigte die Meteorolog.
Institute von Neapel, Rom, Florenz, Trieft, Wien
u. a. 1872-77 war er Vicedirektor des Meteorolo-
gischen Instituts zu Kopenhagen, wurde 1878 Leh-
rer an der Iugendschule in Askov in Iütland und
ist seit 1891 Direktor der Versuchswindmühle da-
selbst. L. C. ist Verfasser mehrerer Meteorolog.
Schriften und Erfinder der Spektrotelegraphie (s. d.)
und des Phonischen Rades (s. o.).
Lacretelle (spr.-krete'll), Charles Jean Domi-
nique de, der Jüngere genannt, franz. Geschicht-
schreiber, Bruder des folgenden, geb. 3. Sept. 1766
zu Metz, war in Paris journalistisch thätig und Re-
dacteur des "^oui-nai 668 vedütä"; am 18. Fruc-
tidor (1797) verhaftet, kam er erst nach dem 18. Bru-
maire (1799) wieder in Freiheit. Bonaparte er-
nannte ihn 1800 zum Mitgliede des Preßbureaus;
! 1810 wurde er kaiserl. Censor und 1812 Geschichts-
! Professor an der Universität, 1813 Mitglied der
! ^caä6iui6 tr3.iitz9.i8 6. Ludwig XVIII. ernannte ihn
! 1814 zum tönigl. Censor und verlieh ihm 1822 den
Adel. 1827 wurde L. wegen seiner Opposition gegen
den Preßgesetzentwurf des Censoramtes entsetzt,
1848 zog er sich nach Macon zurück, wo er 26. März
1855 starb. - Der von Rabaut Saint - Etienne
begonnene, durch L. vom zweiten Bande an fortge-
setzte "?r60i8 Iii3tori<iii6 ä61a. Involution tra,iih3.i86"
(6 Bde., Par. 1801-6) erwarb ihm als Historiker
einen Namen. Von seinen spätern histor. Schriften
sind zu nennen: "ll^toiro ä6 I>ane6 p6nä3,nt 16
18° 8i6<Ü6" (6 Bde., Par. 1806-12; 5. Aufl. 1830);
"IIi8toil6 ä6 ^>3Iic6 P6nä3.nt 168 AU6lI-68 ä6 l6U-
F1011" (4Bde., ebd. 1814-16; 2.Aufl.1822; deutsch
von Kiesewetter, Lpz. 1815), "Hi8toir6 ä61a N6vow-
tion t1-9.n93.i86" (8 Bde., Par. 1821-26), "IIi8toii6
cl6 ?i-ä.nc6 ä6Mi8 1a Ii.68taiii-3.tioii" (4 Bde., ebd.
1829-35), "Hi8toir6 ä6 1'^886mdi66 eon8titu3.nt6"
(2 Bde., ebd. 1844), "IIi8toii-6 äu. (^oii8ui3t 6t ä<?
1'^niliil6') (6 Bde., ebd. 1845-46). Interessant
sind die Denkwürdigkeiten aus seinem Leben:
"i^tHmcmt p1n1o8opl)iqu6 6t 1itt6ra.ii-6" ^2 Bde.,
Par. 1840) und "I)ix Hiin668 ä'6Z)i-6uv68 p6Qäant
la, r6vo1ntiou" (ebd. 1842).
Lacretelle (spr. -krete'll), Pierre Louis, der Äl-
tere genannt, franz. Jurist und philos.Schriftsteller,
geb. 1751 zu Metz, war erst Advokat zu Nancy und
ging 1778 nach Paris, wo er Parlamentsadvokat
und Mitredacteur des "Hi-anä R6i)6i-toii-6 ä6 ^111-13-
pluä6QC6" wurde. In diese Zeit fallen unter an-
derm die <M6iauZ68 ä6 Mri3plu(i6iic:6 6t ä6 pliilo-
80p1ii6" (Par. 1779) und der "vi^oui^ 8iir 16 prö-
^UF6 ä681)611168 inlmilaiit68" (Metz 1784), dem 1786
die Französische Akademie den Preis Montyon zu-
erkannte. L. war stellvertretender Deputierter in
der Nationalversammlung, Mitglied der Gesetz-
gebenden Versammlung, der Nationaljury nach der
Konstitution vom Jahre III, und später des Gesetz-
gebenden Körpers. In das Institut wurde er 1801
gewählt. Als Napoleon sich 1804 die Kaiserkrone
aufsetzte, zog sich L. zurück. Nach der Restauration
trat er auf die ^eite der Opposition, gründete 1817
mit andern von neuem den "N6rcni'6 ä6 ^rg.uc6"
und 1818 die "Nin6rv6 ki'aii^i86", die aber beide
unterdrückt wurden. L. starb 5. Sept. 1824. Von
seinen Schriften sind noch zu nennen: "(Luvr63
äiv6i'363" (5 Bde., Par. 1802-7), "^i-a^u^nti; po-
1iti<iu68 6t 1itt6i-Hir63" (2 Bde., ebd. 1817), "I'ol-
ti-ait8 6t tadi6aux", in denen sich meisterhaste Schil-
derungen Mirabeaus, Bonapartes und Lafayettes
finden; ferner die "I^tuli68 3111- 1a Involution li-an-
^3.136", die "3oil668 3.V6C 6^111^111116 I^INOiZ'NOII
ä6 N9.i68d6rd68" und der dramatisierte Roman
"NHi1i6i'd6, on 16 tii8 Q3.tni-6i", unter dem er d'Alem-
bert versteht. Eine Ausgabe seiner sämtlichen Werke
erschien in 6 Bänden (Par. 1823-24).
I"2.orilna.s Okristi (lat., d. i. Christusthränen),
ein neapolit. Wein, so genannt von der Lacrima-
traube und dem Kloster auf dem Vorsprunge des
Vesuvs. Er wächst nur in der nächsten Umgebung
des genannten Klosters, hat eine schön hellrote
Farbe, ist feurig und würzhaft und deshalb einer
der edelsten Liqueurweine. Es stehen ihm nach die
L. 0. (wiia. 801HN13., ein Liqueurwein von Bernstein-
farbe, ebenfalls fein und bouquetreich; am Fuße
des Vulkans, bei Castellamare, werden die 1^. 0.
8i'6co von der Grecotraube gewonnen, treffliche