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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lager (technisch)
abgesehen wird, bildet also den Gegensatz zur Unter-
bringung in Quartieren. Leistet man bei der Lage-
rung" anf Schutz gegen die Witterung gänzlich Ver-
zicht, so spricht man von Freilager oder Biwak
(s. d.). In demselben dienen zum Schutz gegen die
Witterung sog. Windschirme (s. d.), neuerdings trag-
bare Zclte; zur Bereitung der Mahlzeit werden Koch-
löcher, für die Befriedigung der Notdurft Latrinen
hergestellt. Ein L. im eigentlichen Sinne entsteht
durch Herrichtung provisorischer Unterkunftsräume,
die entweder als Zelt mitgeführt und nur aufge-
richtet zu werden brauchen, oder wie die Kutten jedes-
mal aus Stroh, Holz- und Strauchwerk, Rasen-
stücken u. s. w. aufgeführt werden. Man unterschei-
det dem entsprechend zwischen Zelt- und Hütten-
lager (s. Hütten). Sind die Unterkunftsräume
mehr bausartig in Holz oder Stein gebaut, so nennt
man sie Baracken (s. d.) und das L. Baracken-
lager. Wo es angängig ist, lehnt man das Frei-
lager an Ortschaften an und benutzt die vorhan-
denen Räumlichkeiten zur Unterbringung der Mann-
schaften, namentlich bei ungünstiger Witterung.
Man spricht in diesem Falle von Ortsch afts lag er.
Hüttenlager legt man an, wenn größere Truppen-
massen längere Zeit an derselben Stelle in Gefechts-
bereitschaft verbleiben sollen, so beider Einschließung
und Belagerung von Festungen. Solche Stand-
lager wurden in frühern Jahrhunderten regel-
mäßig während des Winters bezogen und dann
verschanzt. Das verschanzte L. war überhaupt
das Mittel, sich gegen den Angriff eines Gegners
",u sichern (Wallenstein und Gustav Adolf bei Nürn-
berg, Friedrich d. Gr. bei Vunzelwitz).
Die alten Römer hatten Winter- und Sommer-
lager, erstere (cHZtra liidoiua) dienten als Winter-
quartiere, letztere (c^zti-ll. uL^tivll) als beständige
Stützpunkte der Operationen und wurden jeden
Abend neu errichtet. Die Lagerordnung war genau
festgestellt. Das L. war stets von Wall und Graben
umgeben. Kleinere Standlager waren die Kastelle.
Friedens- oder Übungslager werden na-
mentlich dann bezogen, wenn Truppen zu Übungs-
zwecken außerhalb ihrer Garnisonen regelmäßig
wieder an derselben Stetle zusammengezogen wer-
den, die Bevölkerung von der Last der Einquar-
tierung befreit bleiben soll und man zugleich den
Truppen ermüdende Märsche nach den Übungs-
plätzen ersparen will (wie z. V. bei den Artillerie-
schießübungen). In diesem Falle kommt auch häufig
das Barackenlager zur Anwendung. L. zum Zwecke
der größern Truppenübungen sind seit längerer
Zeit, besonders in der franz. Armee üblich (wie das
bekannte L. von Chalons); auch in der engl. Armee
lAldershot, s. d.) sowie in der ital. Armee hat man
stehende Übungslager. Man hegte dabei den Gedan-
ken, die Truppen an das Leben im Felde zu gewöh-
nen und ihre Kriegstüchtigkeit zu fördern. Da in-
dessen den Übungen die Abwechselung des Geländes
fehlt, so nahm man in Deutschland von der Ein-
richtung derartiger L. bis vor kurzem Abstand.
Seitdem es aber bei der zunehmenden Bebauung
5>es Landes immer schwieriger wird, für die größern
Truppenübungen geeignetes Gelände zu finden, die
Kosten sür Flurentschädigungcn immer höher wer-
den und vor allem es kaum noch möglich ist, die
Schießübungen mit dem neuen, weittragenden In-
fanteriegewehr ohne Gefährdung der Einwohner
im freien Gelände abzuhalten, ist man auch in
Deutschland mit der Errichtung von Übungslagern
(Truppenübungsplätze) vorgegangen. Solche
sind bereits für einige Armeekorps vorhanden, so
bei Lockstedt (s. d.), Arys in Ostpreußen, bei Iüter-
bog, Döberitz, in der Senne bei Paderborn, bei
Elsenborn in der Eifel, bei Munster in Hannover,
bei Hagenau im Elsaß. In Bayern besteht schon
seit längerer Zeit das L. auf dem Lechfelde. Die
Errichtung von neuen Truppenübungsplätzen, auf
denen stehende Lagereinrichtungen getroffen werden,
ist in Aussicht genommen, so zunächst für das preuß.
4. Armeekorps. Größere Festungen, die Raum zur
Versammlung bedeutender Streitkräfte gewähren,
nennt man verschanzte L.
Lager, im Maschinenbau ein Transmissions-
organ (s. Transmission), das dazu dient, die Zapfen
der Wellen und Achsen oder die Wellen direkt zu
unterstützen und dabei denselben nur eine Drehung
um ihre geometr. Achse zu gestatten. Man unter-
scheidet Traglager und Stützlager, je nachdem
der Druck, der von der Welle bez. dem Zapfen auf
das L. ausgeübt wird, senkrecht zur geometr. Achse
des Zapfens oder in der Richtung derselben wirkt.
Die Traglager, welche meist bei horizontalen
Achsen und Wellen znr Anwendung gelangen, teilt
man je nach der Befestigungsart der Lagertörper
im Gebäude ein in Stehlager, Hängelager und
Konsol- oder Wandlager. Ein Stehlager
ist in nachstehender Fig. 1 dargestellt. Dasselbe steht
mg. i.
mit der Grundfläche des gußeisernen Lagerkörpers d
entweder direkt auf der Unterlage auf, oder man
ordnet, wenn das Stehlager auf gemauerten Fun-
damenten befestigt werden soll, behufs leichterer
Montierung eine gußeiserne Sohlplatte äan, auf
der das L. festgeschraubt wird. Die zu tragende Welle
wird von den Lagerschalen a gehalten, die je einen
Halbcylinder darstellen, in dem Lagerkörper d ein-
gelassen sind und von dem aufgeschraubten Deckel o
mit mäßigem Druck gehalten werden. Die Lager-
schalen sind aus Rotguß, Weißmetall oder Guß-
eisen und werden durch Schmiergefäße 6 geschmiert,
um die Reibung zwischen ihnen und der Welle
zu verringern. Bei großen Stehlagern, z. B. Kur-
bellagern der Dampfmaschinen, macht man die
Schalen oft aus drei oder vier Teilen und versieht
jeden Teil mit einer Nachstellvorrichtung, die meist
aus einem Stellkeil besteht. Wird der Lagerkörper
so hoch ausgeführt, daß er wie ein Bock erscheint,
so erhält man ein Bocklager. Ein Hängelager
erhält man, wenn man diesen Bock so aufhängt,
daß das eigentliche Lager unterhalb des Aufhänge-
punktes liegt; ein Konsollager, Wandlager