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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Langen - Langenbeck
Langen, Stadt im Kreis Osfenbach der Hess.
Provinz Starkenburg, an der Linie Frankfurt-Heidel-
berg der Main-Neckarbahn, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Darmstadt) und zweier Oberförstereien,
hat (1890) 4639 meist evang. E., Post zweiter
Klasse, Telegraph, gotische evang. Kirche (1883),
böhere Bürgerschule; Knopf-, Mineralwasser-, Essig-,
Liqueur- und Zündholzfabriken,Tricotwebereien und
bedeutende Sandsteinbrüche. Der Ort wurde 834
von Ludwig dem Deutschen an Lorsch gegeben; 1600
verkauften ihn die Isenburger an Hessen.
Langen, Joseph, kath. Theolog, geb. 3. Juni
1837 zu Köln, studierte in Bonn, empfing 1859 die
Priesterweihe, war in Wevelinghovcn bei Neuh und
in Bonn Kaplan, wurde 1860 Repetent am kath.-
theol. Konvikt in Bonn, wo er sich 1861 habilitierte
und 1864 außcrord., 1867 ord. Professor der kath.
Theologie wurde. Weil L. sich den Dekreten des
Vatikanischen Konzils über die päpstl. Unfehlbarkeit
nicht unterwarf, wurde er 1872 durch den Erzbischof
Melchers von Köln exkommuniziert. Von der alt-
kath. Bewegung, an der er hervorragend beteiligt
war, sagte er sich 1878 infolge der Aufhebung des
Cölibatzwanges los, ohne jedoch zur röm. Kirche
zurückzukehren. Er schrieb: "Die deuterokanonifchen
Stücke des Buches Esther" (Freib. i. Br. 1862),
"Die letzten Lebenstage Jesu" (ebd. 1864), "Das
Judentum in Palästina zur Zeit Christi" (ebd. 1866),
"Einleitung in das Neue Testament" (ebd. 1868;
2. Aufl., Bonn 1873), "Das Vatikanische Dogma
in seinem Verhältnis zum Neuen Testament und
der patristischen Exegese" (Bonn 1871 fg.; 2. Ausg.
1876), "Die Kirchenväter und das Neue Testament"
(ebd. 1874), "Die trinitarische Lehrdiffcrenz zwischen
der abendländ. und der Morgenland. Kirche" (ebd.
1876), "Johannes von Damaskus" (Gotha 1879),
"Geschichte der röm. Kirche bis Innocenz III." (4Tle.,
Bonn 1881-93), "Die Klemensromane, ihre Ent-
stehung und ihre Tendenzen" (Gotha 1890).
Lange Nacht, die bei den Juden dem Gebete
geweihte Nacht vor dem Versöhnungstage (s. d.). Der
Hohepriester mußte sie ganz schlaflos zubringen.
Langenäs, s. Langeneß.
Langenau. 1) L. in Württemberg, Stadt
im Oberamt Ulm des württemb. Donaukreises, in
461 ui Höhe, an der Nau und der Linie Aalen-Ulm
(Brenzbahn) der Württemb. Staatsbahnen, hat
(1890) 3773 meist evang. E., Post, Telegraph, drei
Kirchen; Plüschweberei, Cigarrenfabrik, mechan.
Werkstätten, Gerbereien, Brauereien, Mühlen, Torf-
stich, Ackerbau, Vieh- und Pferdezucht sowie Vieh-
märkte. L., den Grafen von Alpeck-Werdenberg ge-
hörig, wurde 1377 an Ulm verkauft und kam 1810
an Württemberg. Kaiser Konrad III. hielt hier 1150
eine Reichsversammlung. Das Stadtrecht wurde
1848 erneuert. - 2) L. in Schlesien, Dorf im
Kreis Habelschwerdt des preuß. Reg.-Vez. Breslau,
an der Glatzer Neisse und der Linie Breslau-Mittcl-
walde der Preuß. Staatsbahnen, besteht aus Ober -
lang enau mit (1890) 1212E., Post und Telegraph,
und Niederlangenau mit 713 E. und einem be-
suchten Bade (kohlensäurereicher Eisensäuerling,
Eisenmoorbäder, Molkenkuren).
Langenbeck, Vernh. von, Chirurg, Schüler
und Neffe des folgenden, geb. 8. Nov. 1810 zu Pa-
dingbüttel, studierte in Göttingen, wo er sich, nach-
dem er zwei Jahre lang in England und Frankreich
gewesen war, 1838 als Privatdocent der Physiologie
habilitierte und gleichzeitig als praktischer Chirurg
thätig war. Er wurde 1842 Professor der Chirurgie
in Kiel, 1848 an Dieffenbachs Stelle Professor und
Direktor des königlich chirurg. Klinikums in Berlin.
L. hat sich um die operative Chirurgie große Ver-
dienste erworben, besonders auch die Kriegschirurgie
gefördert, wozu ihm die Teilnahme an den Kriegen
gegen Dänemark, gegen Österreich, gegen Frankreich
(als preuß. Generalarzt) Gelegenheit bot. Bemer-
kenswert sind seine Leistungen auf dem Gebiete der
konservativen(Nesektionen) und plastischen Chirurgie,
wie es überhaupt kaum einen Zweig der Chirurgie
giebt, den er nicht durch neue, zum Teil geniale
Operationsmethoden gefördert hat. Seit 1860 gab
er in Verbindung mit Villroth und Gurlt das "Archiv
für klinifche Chirurgie" heraus; auch schrieb er
"Chirurg. Beobachtungen aus dem Kriege" (Berl.
1874). Kleinere Mitteilungen von ihm finden sich auch
in den "Verhandlungen der Deutschen Gesellschaft für
Chirurgie", welche 1872 durch ihn gegründet wurde.
1882 zog er sich in den Ruhestand zurück und starb
29. Sept. 1887 zu Wiesbaden. - Vyl. von Berg-
mann, Zur Erinnerung an B. von L. (Berl. 1888).
Langenbeck, Konr. Joh. Martin, Anatom und
Chirurg, geb. 5. Dez. 1776 zu Horneburg (Hanno-
ver), studierte seit 1794 Medizin zu Jena. Nachdem
er zu seiner Ausbildung in Wien und Würzburg
gelebt hatte, habilitierte er sich 1802 zu Göttingen
und wurde als Wundarzt am akademischen Hospital
angestellt. Er begann 1803 anatom. Vorlesungen
zu halten, wozu er sich ein eigenes amphitheatra-
lisches Auditorium bauen lieh, und wurde 1804
auherord. Professor. 1804übernahm er interimistisch
das Direktorium der chirurg. Klinik, errichtete 1807
das klinische Institut für Chirurgie und Augenheil-
kunde und wurde 1814 ord. Professor der Anatomie
und Chirurgie und Generalchirurg der hannov.
Armee. Unter seiner Leitung wurde 1829 in Göttin-
gen das neue anatom. Theater erbaut, von dem er
später eine Beschreibung (Gott. 1842) herausgab.
L. war durch die Schnelligkeit und Sicherheit seiner
Operationen sowie durch seine Beherrschung der
anatom. und chirurg. Technik weit berühmt. Er starb
24. Jan. 1851. Von seinen Schriften sind anzuführen:
"Über die einfache und sichere Methode des Stein-
schnitts" (Würzb. 1802), "Abhandlung von den
Leisten- und Schenkelbrüchen" (Gott. 1821), "Noso-
logie und Therapie der chirurg. Krankheiten" (5 Bde.,
ebd. 1822-50), die ausgezeichneten "Icones aniUo-
micas" (8 Bde., ebd. 1826-41) und mit Hinweisung
auf dieselben das "Handbuch der Anatomie" (4 Bde.,
ebd. 1831-47). Zur Erläuterung seines anatom.
Handbuches dienen die "Mikroskopisch-anatom. Ab-
bildungen" (4 Hefte, Gott. 1847-50). Auch gab
er die "Bibliothek für Chirurgie und Ophthalmolo-
gie" (4 Bde., Gott. 1806-13; Neue Folge, 4 Bde.,
Hannov. 1815-28) heraus.
Langenbeck, Maximilian Adolf, Arzt, Sohn des
vorigen, geb. 11. Jan. 1818 zu Göttingen, studierte
1835-40 zu Göttingen, dann zu Paris, Wien und
Berlin Medizin, habilitierte sich 1843 an der Univer-
sität Göttingen und ward 1846 Professor. Nachdem
er 1848 sein Lehramt niedergelegt hatte, siedelte er
1851 nach Hannover über, wo er seitdem als prak-
tischer Arzt thätig war und 2. Mai 1877 starb. L.
hat sich als Chirurg und Ophthalmolog einen
Namen erworben. Er schrieb: "Klinische Beiträge
aus dem Gebiete der Chirurgie und Ophthalmologie"
(2 Hefte, Gott. 1849), "Die Impfung der Arznei-
körper" (Hannov. 1856), "Die gewaltsame Streckung