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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Larochejacquelein
gemeinwirkenden Beweggrundes, die Sittenverderb-
nis der höhern Stände seiner Zeit. L. starb 17. März
1680. Seine "(Nuvr68u gab Depping (Par. 1818),
die "l^uvi-68 ineäitEL" (ebd. 1863) Varthe'lemy
heraus. - Vgl. Rahstede, Studien zu L.s Leben
und Werken (Braunschw. 1888).
Alexandre, Herzog von L., Urenkel des vo-
rigen, geb. 20. Sept. 1690, zeichnete sich in den
Kriegen Ludwigs XIV. als Offizier und Flotten-
kapitän aus und befehligte als General während
des Krieges in Spanien unter der Regentschaft.
Sein Auftreten gegen Ludwigs XV. Maitressen-
wesen stürzte ihn 1744 in Ungnade. Er starb 4. März
1762 ohne männliche Nachkommen. Ein Sohn sei-
ner Tochter war Louis Alexandre, Herzog de
L. und de Larocheguyon, geb. 11. Juli 1743.
Vor der Revolution Pair von Frankreich, trat er
früh in die Armee und wurde 1789 von dem Adel
der Hauptstadt zur Versammlung der Reichsstände
geschickt, wo er sich dem dritten Stande anschloß.
Er wurde auch Mitglied der Verwaltung des Depart.
Paris. Als Gemäßigter muhte er 1792 aus Paris
entfliehen. Er wurde indessen verhaftet und starb
14. Sept. 1792 zu Gisors.
Ebenfalls Enkel Alexandres war Francois
Alexandre Frödsric, Herzog de Laro'che-
foucauld-Liancourt, bekannt als Philanthrop,
geb. 11. Jan. 1747. Er gründete auf seinem Land-
gute Liancourt bei Clermont eine Musterschule, die
1788 den Namen "l^cols ä68 6nkant8 ä6 1^ patrin"
erhielt, weil die Zöglinge aus armen Eoldatenkin-
dern bestanden. In der Versammlung der Reichs-
stände vertrat er den Adel von Clermont. In der
Nationalversammlung zeichnete sich L. als maß-
voller Politiker, besonders in seinen Berichten über
das Elend des Volks, das Armenwesen und die
Hospitalpflege aus. Nach dem Schlüsse der Natio-
nalversammlung erhielt er als Generallieutenant
das Kommando in den Departements der Nor-
mandie und bot, als die Gefahr für den Hof wuchs,
dem König Rouen als Zufluchtsort an. Nach der
Katastrophe vom 10. Aug. floh er nach England
und machte später eine Reise nach Nordamerika, die
er in der berühmten Schrift "Vo^aZe äHN8163 Nat8>
Uni8 äe i'^niLrihus lait en 1795 - 98" (8 Bde.,
Par. 1799 u. ö.) beschrieb. Nach dem 18. Brumaire
(9. Nov. 1799) kehrte er nach Paris zurück. 1796
erschien von ihm "1^63 pri80N8 ci.6 ?1iilaä6iz)1ii6 "
(4. Aufl. 1819), worin er die Gefängnisreform er-
örterte und auf Abschaffung der Todesstrafe antmg.
Mit der ersten Restauration erhielt L. die Pairs-
würde. Als Präsident der Gesellschaft für christl.
Moral, als Mitglied des Generalconseil für die
Gefängnisse, für den Ackerbau, für die Manufak-
turen, für die Hospitäler u. s. w. entfaltete er nun
eine umfassende Thätigkeit. Auch gründete er die
erste Sparkasse in Frankreich. Seine Opposition
gegen die Politik des Hofs bewog 1823 das Mini-
sterium, ihn seiner Ehrenämter zu entsetzen. Er
starb 27. März 1827 in Paris und hinterließ drei
Söhne, von deren ältestem Herzog Francois ab-
stammt, das gegenwärtige Haupt der Familie, geb.
1853. -Der zweite, Alexandre, Graf d e L., geb.
1767, trat 1792 in die Armee Lafayettes, mußte
aber geächtet entfliehen, weil er wie sein Vater für
die Entweichung des Königs gewirkt hatte. Napo-
leon ernannte ihn 1802 zum Geschäftsträger am
sächs. Hofe, 1805 zum Gesandten in Wien und 1808
in Holland. Während der Restauration war er mehr-
mals Mitglied der Deputiertenkammer', 1833 er-
hielt er die Pairswürde. Er starb 2. März 1841 in
Paris.-Sein ältester Sohn, Alexandre Jules,
Graf de L., geb. 23. Jan. 1796, wurde 1814 Offi-
zier und 1828 Adjutant des Herzogs von Orleans,
was er auch nach dessen Thronbesteigung 1830 blieb.
Seit 1830 Kammermitglied, erhielt er 1839 die
Pairswürde als Herzog von Estissac. Nach der
Februarrevolution zog er sich ins Privatleben zurück.
Er starb 21. April 1856 in Paris.
Sosthenes, Marquis de L., Herzog von
Doudeauville, einer bereits um 1500 abgezweig-
ten Seitenlinie der Familie angehörend (geb. 1785,
gest. 1864), bat sich als Legitimist bekannt gemacht.
Er veröffentlichte "Uemoii-^" (5 Bde., Par. 1836
-37) und "I>6U3668" (ebd. 1835; 3. Aufl. 1865).
- Sein Sohn, Marie Charles Gabriel So--
sthenes, Gras von L., Herzog von Doudeauville,
früher als Herzog von Bisaccia bekannt, geb. 1. Sept.
1825, ist das Haupt der sranz. Monarchisten. Er
wurde 1871 in die Nationalversammlung gewählt,
wo er als Gegner von Thiers auftrat. 1873-74
war er Botschafter in London. 1876 wurde er in
die Deputiertenkammer gewählt, der er seitdem un-
unterbrochen angehört. 1887 wurde er nach dem
Tode seines Bruders Herzog von Doudeauville.
Larochejacquelein (spr. -roschschäk'läng), Du-
verger de, alte, seit 1300 bekannte franz. Adels-
familie, die ihren eigentlichen Namen Duverger
von einer Gegend in Poitou entlehnte. Die be-
kanntesten ihrer Mitglieder sind:
Henri Duverger, Graf von L., geb. 30. Aug.
1772 auf dem Schlosse Durbelliöre bei Chätillon in
Poitou. Er trat 1791 als Offizier in die Consütu-
tionelle Garde Ludwigs XVI., verließ aber Paris
nach den Ereignissen vom 10. Aug. 1792, um sich in
der Vendse (s. d.) an die Spitze der Unzufriedenen
zu stellen. Nach einer Reibe von Heldenthaten wurde
er im Oktober von den Vcndeern als Generalissi-
mus anerkannt. Er siegte bei Conde und Chäteau-
Gouthier, bemächtigte sich der Stadt Laval, drängte
die Generale Westermann und Lechelle bei Antrain
zurück, vermochte aber Angers nicht zu gewinnen
und die Loire zu überschreiten. L. führte die Trup-
pen nach Le Mans, wurde 21. Dez. 1793 bei La
Fleche geschlagen und bei dem Versuch, auf das
rechte Loireufer zu entkommen, von den Seinen
abgeschnitten. Er entwich ins obere Poitou und
sammelte hier neue Scharen. Am 4. März 1794
fiel er bei Nouaille. - Vgl. La Rochejacquelein,
Henri 1^. 6t 1a ^usri-Q äe 1a Venäee (Niort 1890).
Louis Duverger, Marquis de L., Bruder
des vorigen, geb. 29. Nov. 1777 zu St. Aubin,
wanderte beim Ausbruch der Revolution aus und
trat erst in das Emiarantenhcer Condis, dann in
brit. Dienste; 1801 kehrte er nach Frankreich zurück.
Er stellte sich 1813 an die Spitze der royalistischen
Bewegungen in der Vcnd^e und führte 1814 den Her-
zog von Ängouleme in Bordeaux ein. Ludwig XVIII.
erhob ihn 1814 zum Marechal-de-Camp und 1815
zum Obergeneral der Armee in der Vendee. Wäh-
rend der Hundert Tage machte L., von den Eng-
ländern unterstützt, 16. Mai 1815 einen Landungs-
versuch an der Küste von St. Gilles, wurde aber
zurückgeschlagen. Erst Ansang Juni gelang es ihm,
auf der Küste Fuß zu fassen. Er fiel jedoch 4. Juni
unweit St. Gilles in einem Gefecht.
Seine Gattin, Marie Louise Victoire, ge-
borene de Donnissan, geb. 25. Okt. 1772 zuVer-