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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Laticlavii - Latinae Feriae
nische Wicke, ^ däorilwg ^., einjährig, bis
1^/2 in hoch, mit großen, traubenständigen, auf-
rechten, köstlich dustenden, blauen, violetten, roten,
rosenroten, weißen, oft zweifarbigen, auch schön ge-
streiften Blumen. Die zahlreichen Gartcnvarietäten
kommen aus Samen ziemlich treu wieder. Man
sät sie im Frühjahr truppweise an den Platz und
giebt ihnen, wenn sie kräftig zu wachsen beginnen,
einiges Reisig zur Stütze. Fast noch schöner ist die
gleichfalls einjährige Tangerwicke, I.. tin^itanu"
3^.; sie wächst üppiger und rascher, hat eine ge-
fälligere Belaubung und vor allem größere, violett-
purpurne, sammetartige, aber geruchlose Blumen.
Sehr geschätzt sind zwei in ihren Wurzeln aus-
dauernde südeurop. Arten: die Bouquetwicke,
1^. latikoUiiZ Iv., eine elegante Pflanze von 2 m
Höhe, mit abwechselnden aus zwei Vlattpaaren be-
stehenden Blättern und mit 15 cm und darüber
langen Vlütenstielcn mit je einem Bouquet von
8-10 großen purpurroten Blumen, und 1^. Franäi-
tiolug /Neb., von noch höherm Wüchse, mit eckigem
Stiele; sie trägt viele lange achselständige Blüten-
stiele mit je 1 - 3 großen, schwach wohlriechenden
purpurroten Blumen, deren Fahne besonders stark
entwickelt ist. Die Wurzeln dieser Art verlangen im
Winter eine gute Bedeckung. Beide Pflanzen sind
zur Bekleidung von allerlei Gitterwerk, zur Bildung
von Pyramiden, besonders aber zur Bekleidung
mager belaubter Sträucher geeignet.
I.a.tiOiÄ.vii, bei den alten Römern diejenigen,
welche die Tunika (s. 0.) mit dem breiten Purpur-
streif (01kvn8, s. d.) besetzt trugen.
Latifundien (lat.), ungewöhnlich große Grund-
besitzungen, die in einer Hand vereinigt sind. Der
Ausdruck hat sich auf Grund der berühmt geworde-
nen Bemerknng des Plinius in seiner "Natur-
geschichte" eingebürgert: "latifunäia p6läiä6i-6 Ita-
liaiu" ("die L. haben Italien zu Grunde gerichtet").
Die L. bestehen entweder aus zahlreichen selbstän-
digen Wirtschaftseinheiten (Landgütern) mäßigen
Umfangs oder der Latifundienbesitz führt zur "La-
tifundienwirtschaft", d. h. die großen Flächen werden
von einem Centralpunkte aus in einheitlichen Rie-
senbetrieben bewirtschaftet. Latifundien wirt-
schaften spielten eine große Rolle im Römischen
Reich, wo viele Tausende von Sklaven oder sonst
abhängigen Arbeitern unter Verdrängung der klei-
nen Besitzer zur einheitlichen Bearbeitung der gro-
ßen Besitzkomplexe zusammengezogen wurden. La-
tifundienwirtschaften entwickelten sich seit Ende des
Mittclalters in Spanien in Form von großen Weide-
wirtschaften, im 18. Jahrh, in Schottland, wo die
Schafherden die kleinen Farmer vertrieben. Heute
kommen latifundienartige Weidewirtschaften in
Australien, Südafrika, Südamerika und dem nord-
amerik. Steppengebiete zahlreich vor, begünstigt
durch den geringen Wert des Landes und das Be-
dürfnis eines extensiven Betriebes. Dieselben haben
wohl größtenteils nur die Bedeutung von Über-
gangserscheinungen. Dasselbe gilt von den Riesen-
farmen in den weizenbauenden Distrikten der Ver-
einigten Staaten, die in gewissen Gegenden von
großen Kapitalisten oder Gesellschaften mit Hilfe
ausgedehntester Maschinenverwendung ausgebeutet
werden. In den dichtbevölkerten und hochkulti-
vierten Ländern Europas treten Latifundienwirt-
schaften nur sporadisch auf (meist als Forstbetriebe-,
als Landgüter wesentlich nur in Zusammenhang
mit einer Großindustrie, wie der Zuckerfabrikation).
Latifundienbesitz, der hauptsächlich in Form
von Pachtungen oder auch von einzelnen admini-
strierten Gütern verwertet wird, ist hingegen in
Europa (wie auch in Nordamerika) weiter verbreitet,
so in Spanien und Italien, namentlich aber in Eng-
land, noch mehr in Irland und Schottland, wo 70 Be-
sitzer ungefähr die Hälfte der Gesamtstäche in Hän-
den haben. Falsch ist es, wenn man die im östl.
Deutschland zahlreich vorhandenen Rittergüter als
L. bezeichnet; ein einzelnes Rittergut gewährt kein
höheres Einkommen, als es der gewerbliche und
kommerzielle Mittelstand genießt. Es fehlt aber
auch in Deutschland nicht an Latifundienbesitz, da
es vorkommt, daß einzelne Personen 30-80 Ritter-
güter in einer Hand vereinigen. In den sieben östl.
Provinzen Preußens giebt es 1882 Personen (ohne
den Domänenfiskus), welchen mehr als je 1000 da.
Land und im ganzen 5682 Güter gehören. Die letz-
tern umfassen 21,66 Proz. der ganzen ertragsfähigen
Fläche (17,6 Proz. des Acker- und Wiesen-, 36,3 Proz.
des Waldareals) der sieben Provinzen. 158 Per-
sonen (ohne den Fiskus) giebt es, welche mehr als
je 5000 ka, im ganzen 1830 Güter von 1768046 ua
Umfang, d. h. 7," Proz. des ganzen Areals l4,5 Proz.
der Acker- und Wiesen-, 17,5 Proz. der Waldfläche) be-
sitzen. Größere Bedeutung hat der Latifundienbesitz
in den österr. Ländern, namentlich in Böhmen.
Da der Latifundienbesitz einem sehr großen Teil
der Bevölkerung die Möglichkeit nimmt, Grund-
eigentum und eme selbständige sociale Stellung zu
erwerben, hat man vorgeschlagen, das Rechtsinstitut
der Familienfideikommisse (s. d.) aufzuheben, weil
dasselbe die Ansammlung des Bodens in wenigen
Händen begünstigt und befestigt, auch in Gegenden
mit verbreitetem Latifundienbesitz durch Maßregeln
der innern Kolonisation (s. d.) eine gleichmäßigere
Verteilung des Grundbesitzes herbeizuführen (s. auch
Absentismus und Grundeigentum). - Vgl. Con-
rad, Agrarstatist. Untersuchungen (in den "Jahr-
büchern für Nationalökonomie und Statistik", Nr. 5,
Bd. 16); Sering, Die landwirtschaftliche Konkurrenz
Nordamerikas (Lpz. 1887), S. 143 fg., 243,434,664.
Latimer (spr. lätt-), Hugh, Blutzeuge der Re-
formation in England, geb. um 1490 zu Thurcaston
in der Grafschaft Leicester, wurde 1530 Prediger in
Westkingston, auf Cranmers Empfehlung Kaplan
der Königin Anna Voleyn, 1535-39 Bischof von
Worcester. Als Heinrich VIII. die Annahme der
sechs "Blutartikel" von ihm forderte, weigerte er sich
dessen und wurde in den Tower abgeführt. Eduard VI.
gab ihm die Freiheit zurück, und er trat mit Cranmer
und Ridley an die Spitze der Protestanten, ohne
jedoch ein Amt anzunehmen. Unter der Königin
Maria wurde er 1553 mit den übrigen prot. Bi-
schöfen in den Tower gesetzt und mit Ridley zum
Feuertode verurteilt, den beide 16. Okt. 1555 zu
Oxford mit Standhaftigkeit erlitten. Eine neue
Ausgabe von L.s ""VVorkg", von denen sich beson-
ders die zuerst 1570 erschienenen Predigten durch
ihren kernigen Stil auszeichnen, wurde von Corrie
veranstaltet (4 Bde., Cambridge 1844-45). - Eine
Biographie L.s schrieb Demaus (Lond. 1869; abge-
kürzte Ausg. 1886).
I.2.tilia.s I'sria.s, ein bewegliches Fest im alten
Rom, ursprünglich ein Stammfest der Latiner zu
Ehren des Jupiter Latiaris auf dem Albanerberge,
! dann zu einem durch die höchsten röm. Beamten zu
! begehenden Feste des Latinifchen Bundes umge-
! staltet. Die Hauptfeier war ein Opfer weißer Stiere.