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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Latour d'Auvergne - La Trémouille
nossen darstellen, befinden sich 80 im Museum von
St. Quentin, zwei (Marschall Moritz von Sachsen
und die Dauphine Maria Iofepha) in der Dresdener
Galerie, 12 andere (darunter das der Madame de
Pompadour) im Louvre zu Paris. - Vgl. Champ-
fleury, I^toui- (Par. 1886).
Latour d'Auvergne (spr. -tuhr döwärnj), franz.
Adelsgeschlecht, dessen beglaubigte Geschichte mit
Bertrand I. de L. im Anfang des 13. Jahrh, be-
ginnt. - Agne III. deL., gest. 1489, gewann durck
Heirat die Vicomte Turenne und hinterließ zwei
Söhne, Antoine und Antoine Raymond, von denen
ersterer Stammvater der Vicomtes von Tu-
renne, Herzöge von Bouillon, Albret und Chateau-
Thierry wurde. - Francois de L., der Sohn
Antoines, des Ahnherrn 'der Vicomtes von Tu-
renne, ererbte durch Vermählung mit dem letzten
Sproß einer ältern Seitenlinie des Hauses L. den
Titel eines Grafen von Auvergne und von Bou-
logne, den sein Enkel, Heinrich de L., Vicomte
von Turenne (geb. 1555), 1591 durch seine Heirat
mit Charlotte, der Erbin Guillaume Roberts de La-
marck, mit dem eines Fürsten von Sedan und Rau-
court und Herzogs von Bouillon vermehrte.
Er war Anhänger Heinrichs IV., zerfiel aber nach
Virons (s. d.) Verschwörung mit dem Könige, muhte
nach Deutschland fliehen und erwarb Verzeihung
nur durch die Übergabe seiner Stadt Sedan an den
belagernden König (1606). Nach Heinrichs Tode
war Bouillon an allen adlig-prot. Wirren stark be-
teiligt. Er starb 1623. Seine "N6m0ir68" (hg. von
Petitot) reichen von 1560 bis 1586 und sind für
Karls IX. und Heinrichs III. Zeit von Wert. Seine
Söhne waren Henri de Latour, Vicomte de Turenne
(s. d.), der berühmte Feldherr, und Fre'de'ricMau-
rice de L., Herzog von Bouillon (geb. 1605, gest.
1652), welcher das mütterliche Erbe 1651 mit dem
Herzogtum Albret und Chäteau-Thierry vertauschte.
1802 erlosch diese Hauptlinie des Hauses L.
Die zweite Hauptlinie des Hauses, die derSei-
gneurs d e Murat,stifteteAntoine Raymond deL.
(f. oben), geb. 1471. 1712 trat, infolge einer Heirat,
der Name d'Apchier dem Familiennamen bei, 1772
der Titel eines HerzogsvonL. Aus einer Bastard-
linie des Hauses L. stammt auch Theophile Malo Cor-
ret de L. (s. d.), der Erste Grenadier von Frankreich.
In wahrscheinlicher Stammesgenossenschaft mit
dem Hause L. steht die seit 1239 urkundlich bekannte
Familie Latour d'Auvergne-Lauraguais,
deren Glieder seit dem Aussterben der Herzöge von
Bouillon 1802 den fürstl. Titel führen. Der jetzige
Inhaber des Titels und zugleich der letzte Sproß
des Hauses ist der Herzog Maurice L., geb. 1809.
Latour d'Auvergne (spr. -tuhr döwärnj), Theo-
phile Malo Corret de, geb. 23. Nov. 1743 zu Car-
haix (Depart.Finistere), entstammte einem Bastard-
zweige der Herzöge von Bouillon; er trat 1767 in
die franz. Armee als Unterlieutenant, wurde 1779
Kapitän im Regiment Angoumais, zeichnete sich
1782 aus bei der Belagerung von Mahon auf Mi-
norca, bei der das span. Korps durch franz. Truppen
unterstützt wurde, nahm dann den Abschied und lebte
zurückgezogen, sich vorherrschend Sprachstudien wid-
mend. Bei Ausbruch des Rcvolutionstrieges ging
L. wieder zur Armee und übernahm, den Titel eines
Generals verschmähend, als Kapitän 1793 den Be-
fehl eines 8000 Mann starken Grenadiertorps, das
sich so gefürchtet machte, daß es den Namen der Hölli-
schen Kolonne erhielt. Bonaparte bot L. 1800 eine
Beförderung an, die dieser hartnäckig ablehnte,
worauf Napoleon ihm den Titel des Ersten
Grenadiers von Frankreich beilegte. Im
Gefecht von Neuburg in Bayern siel L. 27. Juni
1800. Im 1.1889 wurde fein Leichnam feierlich ex-
humiert und im Panthöon zu Paris beigesetzt. Er
schrieb "^ouv6ii68 r6e1i6rc:1i68 8ur 1a 1anAU6,
I'0i-i^in6"6t 168 3.nti(iuit68 ä68 VrstoiiZ" (Vayonne
1792; 2. Aufl. 1795; eine 3. Aufl. erschien u. d. T.
"0i-iFin63 L^ui0i868", Hamb. 1802). - Vgl. Bubot
de Kersers, Ili^oiro äs I.. (Par. 1841; 2. Aufl.,
Lille 1874). Werre Andrs Latreille (s. d.).
^"t?'., hinter lat. Tiernamen Abkürzung für
La Trappe, f. Soligny-la-Trappe.
Latreille (spr.-trej), Pierre Andrs, franz. Zoo-
log, geb. 29. Nov. 1762 zu Brwes im Depart.
Correze, wurde von Jugend auf durch Neigung dem
Studium der Naturgeschichte zugeführt, erhielt spä-
ter die Professur der Entomologie am Museum der
Naturgeschichte zu Paris und wurde Mitglied der
Akademie der Wissenschaften. Er starb 6. Febr. 1833.
Unter L.s Werken sind hervorzuheben: "N88ai 8ur
1'ki8toir6 ä68 l0urmi3" (Brives 1798), "HiLtoii-6
naturelle ä68 8Hig.iukmäi'68" (Par. 1800), "Hi8t0ir6
H3,tui'6ii6 ä68 81NF68" (2 Bde., ebd. 1801), "Hi8t0ii-6
nNtui-6116 ä681'6ptii68" (mit Sonnmi, 4 Bde., ebd.
1802; neue Aufl. 1826), "IIi8wir6 nawi-sils 668
cru8tH0663 6t in86ct63" (14 Bde., ebd. 1802-5),
<(66N6rI. cru8t9.c60ruiii 6t in^otorum" (4 Bde., ebd.
1806-9), "0on8iä6r3<ti0ii8 8ur i'oräi-6 na.wi-61 ä63
ll.ni1u2.ux, 6te." (ebd. 1810), "N 612011-68 Kur äiv6l3
8U^6t3 ä6 1'1ii8t0ir6 N3.tur6li6 ä68 in86ct68, ä6 F60
Zi'Hpki6 HQ(;i6iiii6 6t (16 cki-0H0i0Ai6" (ebd. 1819),
"^Hllii1l68 nHtur6ii68 du r6AH6 animHi" (ebd. 1825),
"(^ourg ä'6Qt0iQ0i0Zi6" (ebd. 1831).
La Trömouille (spr. -müj), George de, geb.
um 1385, Günstling Karls VII., gehörte zuerst zur
burgund. Partei, für die er 1408 gegen Lüttich
kämpfte, dann näherte er sich 1418 der tönigl. Par-
tei und war an der Ermordung Johanns von Bur-
gund 1419 beteiligt. 1427 wurde er Großkämmerer
des Reichs und beherrfchte durch seine Klugheit den
schwachen und üppigen König bald gänzlich. Als
Ieanne d'Arc auftrat, gehörte L. T. zu denen, die ihr
mißtrauten und den König ihrem Einfluß Zu ent-
ziehen strebten, indem sie sich mehr von vorsichtiger
Politik als vom Kriege versprachen. 1433 gelang es
den Feinden L. T.s, ihn festzunehmen und so lange
gefangen zu halten, bis er außer einem Lösegeld
seine Entfernung vom Hofe versprach. 1440 betei-
ligte er sich an der Revolte der Praguerie (s. d.),
wurde aber trotzdem vom König wieder begnadigt.
Er starb 1446 auf seinem Schlosse Chinon.
La Trömouille (spr. -müj), Louis II. de, sranz.
Feldherr, Enkel des vorigen, geb. 1460, befehligte
1488 das Heer Karls VÜI. gegen den Herzog der
Bretagne in der siegreichen Schlacht von St. Aubin
und erkämpfte 1496 bei Fornovo den Durchmarsch
der Franzosen durch die Lombardei. Ludwig XII.
ernannte ihn 1500 wieder zum Oberfeldherrn in
Italien, als welcher er Mailand einnahm. 1503
kämpfte er unglücklich in Neapel gegen Gonsalvo
de Cordova. Später beteiligte er sich an den
Schlachten bei Novara (1513) und Marignano
(1515), wie an den Feldzügen gegen die Engländer
in der Picardie und fiel 24. Febr. 1525 in der
Schlacht bei Pavia. - Vgl. Laborderie, I.0U18 äs
1^. I'. 6t 1". ^N6i-r6 66 Lr6taZll6 (Nantes 1877);
Sandret, 1^01113 ä6 I,. 1. (Par. 1881).