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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lebern - Leboeuf

gestreut werden. Das Öffnen geschieht mittels zweier Klappen. Von den 10 Arten dieser Familie besitzt Deutschland nur 2; die häufigste ist das glatte Fruchthorn, Anthoceros laevis L. (Fig. 2).

Lebern, Bezirk im schweiz. Kanton Solothurn (s. d., 2)

Leberpforte, s. Leber (S. 1 a).

Leberreime, die geschmacklosen deutschen Scherzgedichte, deren erste Zeile stets mit den Worten "Die Leber" anfängt: das bekannteste und zugleich geistloseste Beispiel dieser Manier sind Verse von der Form: "Die Leber ist vom Hecht und nicht von einem -", worauf ein Tier genannt wird, auf dessen Namen die folgende Zeile reimen muß. Diese Reime kamen auf bei Mahlzeiten (daher lat. Jocoseria mensalia, d. h. Tischscherze) und knüpften improvisierend an das eben aufgetragene Lebergericht an. Die verbreitete Angabe, der Thorner Rektor Heinr. Schävius habe sie erfunden, ist falsch; die ältesten bekannten L. sind von dem niederdeutschen Dichter Joh. Junior (Rhythmi mensales", 1601) dem bald der Vielschreiber Joh. Sommer mit seiner "Hepatologia hieroglyphica rhythmica" folgte; auch Georg Grefflinger hat L. verfaßt. - Vgl. Jahrbuch des Vereins für niederdeutsche Sprachforschung (Bd. 10 u. 14, Norden 1885 u. 1889).

Leberschwamm, gemeiner, s. Fistulina.

Leberstärke, s. Glykogen.

Lebersteine, s. Gallensteine.

Lebert, Herm., Patholog und Kliniker, geb. 9. Juni 1813 in Breslau, studierte 1831-35 Medizin und Naturwissenschaften in Berlin, Zürich und Paris, ließ sich dann 1836 als Arzt zu Bex im Kanton Waadt nieder und wurde 1838 Badearzt in Lavey. 1846 siedelte er als praktischer Arzt nach Paris über, wo er sich durch den preisgekrönten "Traité pratique des maladies scrofulenses et tuberculenses" (Par. 1849) einen wissenschaftlichen Namen erwarb. 1853 wurde L. als Professor der mediz. Klinik und mediz. Direktor des großen Krankenhauses nach Zürich und 1859 in ersterer Eigenschaft nach Breslau berufen, welche Stelle er 1874 niederlegte. Seitdem lebte er zu Vevey in der Schweiz und starb 1. Aug. 1878 zu Bex.

L. stellte es sich zur Aufgabe, die Ergebnisse der Naturwissenschaften und die naturwissenschaftliche Methode auf die Medizin anzuwenden. Er schrieb die "Physiologie pathologique" (2 Bde., Par. 1845), zu welcher "Abhandlungen aus dem Gebiet der Chirurgie und der pathol. Physiologie" (Berl. 1848) als Ergänzung hinzutraten, die "Anatomie pathologique générale et spéciale" (2 Bde., Par. 1855-60), die "Grundzüge der ärztlichen Praxis" (Tüb. 1867-68), das "Handbuch der praktischen Medizin" (4. Aufl., 2 Bde., ebd. 1871), die "Klinik der Brustkrankheiten" (2 Bde., ebd. 1873-74) und "Die Krankheiten des Magens" (ebd. 1878), die "Allgemeine Pathologie und Therapie" (2.Aufl., ebd. 1876). - Vgl. L.s Biographische Notizen (Bresl. 1869).

Leberthran (Oleum jecoris aselli), Kodöl (engl. Codoil), das aus den Lebern verschiedener Gadusarten (Kabeljau, Dorsch, Schellfisch und norweg. Sei) gewonnene flüssige fette Öl. Die frischen Lebern werden in Fässern mit durchlöchertem Boden oder seitlich angebrachten Hähnen geschichtet, der Sonnenwärme ausgesetzt und das austretende Öl abgelassen, der Rückstand durch Auskochen mit Wasser auf Öl verarbeitet, oder die frischen Lebern werden mittels Dampf, unter möglichstem Abschluß der Luft auf etwa 70° C. erhitzt und das erhaltene Öl durch Absetzen und Filtrieren geklärt. Der so gewonnene L. führt den Namen weißer L., Dampfthran, Fabrikthran, zum Unterschied von dem auf erstgenanntem Wege erzeugten blanken oder braunen L., auch Bauernthran genannt. L. besteht aus den Glyceriden der Öl-, Palmitin- und Stearinsäure; er enthält außerdem einige Gallenbestandteile, Eisen, Mangan und Jod, sämtlich an Eiweißkörper gebunden. Dem unbedeutenden Jodgehalt (0,00032 Proz.) schrieb man früher die Wirkung des L. bei skrofulösen Leiden, Rhachitis u. s. w. zu, während man jetzt der Ansicht ist, daß er vermöge der gesteigerten Fettzufuhr, die wegen der leichten Resorbierbarkeit des Fettes möglich wird, die Ursache des wohlthätigen Einflusses auf die Ernährung und Kräftigung des Körpers ist. Hauptproduktionsland für L. ist Norwegen (Bergen, Lofoten, Finmarken). Jährliche Produktion an Dampfthran zwischen 20 000-30 000 hl, an blankem, blankbraunem und braunem L. etwa zwischen 40 000-50 000 hl schwankend. Eine Million Fische liefert durchschnittlich 1000 t L. Wert im Großhandel (1894) zwischen 40-75 M. für 100 kg.

Lebervenen, Leberzellen, s. Leber (S. 1b).

Lebid ibn Rabî'a, arab. Dichter, bekehrte sich nach näherer Bekanntschaft mit Mohammed und seiner Lehre zur neuen Religion, deren treuer Anhänger er fortan blieb. L. ließ sich nach seiner Bekehrung in Medina nieder, von wo er während der Regierungszeit des Omar nach Kufa zog; hier starb er hochbetagt um 660. Das berühmteste seiner Gedichte ist seine Mo'allaka, hg. von S. de Sacy als Anhang seiner Ausgabe des Calila et Dimna (Par. 1816), von Peiper (Bresl. 1828) und in den verschiedenen Ausgaben der Mo'allakât (s. d.). Der Diwân des L. ist erst in allerjüngster Zeit entdeckt und von Jûsuf Dijâ ad-din al-Châlidi (Wien 1880), Ant. Huber (Leid. 1887), E. Brockelmann, Die Gedichte des L. (ebd. 1892) veröffentlicht und von den beiden letztern auch ins Deutsche übersetzt worden. Die Gedichte des L. enthalten sehr viele religiöse Stellen, welche zum Teil spätere Unterschiebungen sind. - Vgl. Sloane, The poet L., his life, time and fragmentary writings (Lpz. 1877); von Kremer, Über die Gedichte des L. (Wien 1881).

Lebkuchen, s. Pfefferkuchen.

Le Blanc, franz. Stadt, s. Blanc.

Leblancsches Verfahren, s. Soda.

Le Boë, de, Mediziner, s. Sylvius.

Leboeuf (spr. -böff), Edmond, franz. Marschall, geb. 6. Dez. 1809 zu Paris, trat 1832 in die Artillerie ein, gehörte während der ersten Expedition gegen Constantine dem Generalstabe an, kehrte 1841 nach Frankreich zurück, wurde 1848 zweiter Kommandant der Polytechnischen Schule und 1852 zum Obersten befördert. Nach Ausbruch des Orientkrieges 1854 zum Stabschef der Artillerie ernannt, nahm er 20. Sept. hervorragenden Anteil an der Schlacht an der Alma. Im Nov. 1854 wurde er Brigadegeneral und übernahm die Leitung des franz. Artillerieangriffs gegen Sewastopol. Hierauf wurde er mit dem Oberbefehl in Kinburn betraut, woselbst er bis Jan. 1856 blieb. An die Spitze der Gardeartillerie berufen, vollendete er deren Organisation und erhielt 1857 den Rang als Divisionsgeneral. Im Italienischen Kriege von 1859 war seinem geschickten Artillerieangriff auf Solferino hauptsächlich die Einnahme dieses Ortes zuzuschreiben. Im Jan. 1869 wurde L. Commandeur des 6. Armeekorps und