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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leipzig (Stadt)

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Leipzig (Stadt)'

Anmerkung: Fortsetzung von [Weltliche Bauten.]

Augustusplatze erhebt sich das städtische Museum, 1856-58 nach Plänen von Lange-München im ital. Renaissancestil erbaut und 1883-86 von Licht-Leipzig hauptsächlich aus Mitteln der Grassistiftung erweitert; gegenüber das Neue Tbeater, 1864-68 nach Entwürfen von Langhans-Berlin für 2 Mill. M. im Renaissancestil erbaut; neben dem Theater das Hauptpostamt, 1836 - 38 von Geutebrück erbaut, 1882-83 und 1895-97 bedeutend erweitert; in der Ostvorstadt das 1872 von Lipsius erbaute neue Johannishospital und das Deutsche Buchhändlerhaus, ein Rohbau in niederländ. Stil mit Erkern und Türmen, 1886-88 von Kayser und Großheim in Berlin erbaut (s. Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig). In der Südvorstadt liegen die neuen Universitätsgebäude für Medizin, Naturwissenschaften, Landwirtschaft, ferner die Taubstummenanstalt, das große, 1871 eröffnete Krankenhaus St. Jakob (s. Krankenhaus und Tafel: Krankenhäuser I), das neue (Siechenhaus, die neue Frauenklinik (Triersches Institut, 1891 eröffnet), die Psychiatrische und die Veterinärklinik-, am Roßplatz das Panoramagebäude, 24. Sept. 1884 eröffnet, das Gesellschaftshaus der Harmonie, das Café Bauer (1890) und am Königsplatz das Grassimuseum (s. S. 61a); weiter westlich das neue Polizeiamt (1890), das Land- und Amtsgericht (1875 erbaut und 1895/96 erweitert), das Neue Konzert-(Gewand-)haus, 1882-84 durch die Berliner Architekten Gropius und Schmieden für 1,3 Mill. M. erbaut, mit dem großen Konzertsaal (43 m lang, 23 m breit, 14 m hoch) für 1520 Zubörer und einem kleinen Saal (700 Plätze), das neue Konservatorium, 1885-87 von Licht erbaut, die Universitätsbibliothek Albertina, nach Plänen von Arwed Roßbach erbaut und 1892 eröffnet, die königl. Kunstakademie, die Gewerbeschule, das 1888 - 95 nach Plänen und unter Bauleitung des Regierungsbaumeisters E. Hoffmann erbaute Reichsgerichtsgebäude (196 m lang, 76 , tief), mit einer Kuppel (60 m) über der Wartehalle und zahlreiche schöne Privatgebäude. Am nördl. Teile der Promenade stebt inmitten der Anlagen das Alte Theater, 1766 errichtet, 1817 umgebaut, in der nahen Löhrstraße die Handelslehranstalt (1890), am Blücherplatz die Neue Börse (s. Tafel: Börsengebäude I, Fig. 2), 1884-86 von Enger und Weichardt im Renaissancestil errichtet, mit einem großen Saal, der Börsenhalle (Lesehalle), der Handelskammer und einem Restaurant im Kellergeschoß, und östlich davon der Krystallpalast (früher Schützenhaus), 1833-35 erbaut und mehrfach umgestaltet, mit Restaurant, Theatersaal, Ballsälen, großer Konzerthalle (1892) und der Alberthalle (1887), einem Kuppelbau mit 3500 Sitzplätzen für Zirkusvorstellungen oder Konzerte (große Orgel), darüber ein Panorama.

Verwaltung. Die Stadt wird verwaltet von einem Oberbürgermeister (Dr. Georgi, seit 1884, 15000 M.), einem Bürgermeister (Dr. Tröndlin, seit 1884,12000 M.), einem Polizeidirektor (Dr. Bretschneider, seit 1883, 10500 M.), 24 Stadträten (10 besoldeten) und 72 Stadtverordneten. Zum Polizeiamt gehören 5 Polizeiräte, 1 Assessor, 3 Kriminalkommissare, 3 Referendare, ferner 1 Hauptmann, 3 Lieutenants, 24 Oberwachtmeister, 50 Wachtmeister (1 berittener) und 463 Schutzleute (14 berittene). Die Wohlfahrtspolizei wird von der dem Rate unterstehenden Ratswache (1 Oberwachtmeister, 5 Wachtmeister, 61 Ratsdiener, 15 Ratsboten) ↔ ausgeübt. Die Berufsfeuerwehr (seit 1865) besteht aus 1 Branddirektor, 1 Brandinspektor, 4 Brandmeistern, 1 Feldwebel, 14 Oberfeuerwehrmännern und 148 Maschinisten, Fahrern und Feuerwehrmännern und hat 6 ständige Feuerwachen, 5 Dampfspritzen, 21 Druck- und 26 kleinere Handspritzen, 245 automatische Feuermelder und 26 Pferde; außerdem bestehen 4 Compagnien der Freiwilligen Feuerwehr in den Vororten mit etwa 160 Mann.

Die beiden städtischen Gasanstalten (Gasbeleuchtung seit 1838) gaben (1895) 17,872 Mill. cbm Gas ab (Länge des Rohrnetzes 248 km). Die östl., nördl. und westl. Stadtteile werden durch drei der Thüringer Gasgesellschaft gehörige Gasanstalten versorgt. Eine elektrische Centrale (Leipziger Elektricitätswerke, Aktiengesellschaft) zur Beleuchtung der innern Stadt und der innern Vorstädte ist 1895 in Betrieb genommen worden. Mehrere Restaurants, Fabriken und Geschäftshäuser besitzen elektrische Einzel- oder Blockanlagen, zusammen 208 Privatanlagen mit 2841 Bogen-, 50 646 Glühlampen und 196 Elektromotoren. Die städtischen Wasserwerke bei Connewitz (seit 1866) und Naunhof (1888) förderten (1895) 9,029 Mill. cbm Wasser; die Länge des Rohrnetzes betrug 309 km. Die Markthalle (Kosten 3,200 Mill. M.) ist 27. Mai 1891, der neue Central-Schlacht- und Viehhof (4,943 Mill. M.) 1888 eröffnet. Auf letzterm wurden (1895) aufgetrieben: 23 633 Rinder, 43 913 Kälber, 45 310 Schafe und 105 280 Schweine; geschlachtet wurden 22 918 Rinder, 57 427 Kälber, 44 154 Schafe, 207 Ziegen und 111 077 Schweine, 961 Pferde und 24 Hunde.

Finanzen. Der Haushaltplan (1896) schließt ab in Einnahme und Ausgabe mit 20,381 Mill. M., die Schulden betragen 62,368 Mill. M., darunter Anleihen 48,986 Mill.M, das Vermögen 88,458 Mill.M., darunter 7 Rittergüter (1327 ha Gesamtfläche). Für Schulen werden aufgewendet 3,820 Mill. M., für milde Anstalten und gemeinnützige Vereine 1,811 Mill. M., Armen- und Krankenwesen 1,695 Mill. M., Strassenreinigung 310 369 M., Straßensprengung 123 705 M., Sicherheitspolizei 1,389 Mill. M., Wohlfahrtspolizei 351 000 M., öffentliche Beleuchtung 420 000 M. und Feuerlöschwesen 375 104 M.

Die direkten Steuern betrugen (1895) 42,07 Proz. der städtischen Einnahmen. Vielfache Schenkungen reicher Bürger bezeugen ungewöhnlichen Gemeinsinn: Ferdinand-Rhode-Stiftung (1872, 1,29 Mill. M.); Grassisches Vermächtnis (1880, 2,203 Mill. M.); Stiftung eines Menschenfreundes [Carl Tauchnitz] (1884, 3,85 Mill. M., ausschließlich der Gebäude); Focke-Stiftung (1886, 500 000 M.); Theobald-Petschke-Stiftung (1888, 470 000 M.); Döring-Gröppler-Stiftung (1890, 600 000 M.); Radius-Brandstetter-Stiftung (1890, 400 000 M.); Stiftung der Geschwister Berendt für die Lähne-Stiftung (1893, 117 000 M.); Vermächtnis der Frau Dr. Großmann (1893, 119 500 M., Wert zweier Grundstücke); Dörge-Stiftung (1893, 100 000 M.); Stiftung eines Ungenannten (1894, 100 000 M.); Vermächtnis des Privatmannes Leidhold (1894, 179 500 M.).

Behörden. In L. haben ihren Sitz: das Reichsgericht, der kaiserl. Disciplinarhof, Ehrengerichtshof, die Anwaltskammer bei dem Reichsgericht, kaiserl. Disciplinarkammer, das Schiedsgericht für die Versicherungsanstalt des Königreichs Sachsen und für die Berufsgenossenschaften oder Sektionen solcher, die in L. ihren Sitz haben, die Oberpost-

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 60.

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 60.