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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Leontius - Leopardi

Küste um 730 v. Chr. von Griechen aus dem Sicilischen Naros zugleich mit Catana (s. Catania) gegründet. Nur in ältester Zeit unabhängig und bedeutend, geriet L. im 5. Jahrh. unter die Oberherrschaft von Gela, dann von Syrakus, und war in Strabos Zeit ganz heruntergekommen.

Leontius, byzant. Kaiser (695-698), zeichnete sich als Feldherr im Orient aus und erregte den Argwohn des Kaisers Justinianus II., der ihn gefangen nehmen ließ. Nach drei Jahren befreit, stürzte er Justinian mit Unterstützung der Partei der Blauen und bemächtigte sich 695 des Thrones. Während seiner Herrschaft bemächtigten sich die Araber ganz Nordafrikas und entrissen den Byzantinern auch Karthago. Die Armee, die L. gegen sie schickte, richtete nichts aus und ernannte bei ihrer Rückkehr auf Kreta den Apsimar als Tiberius II. zum Kaiser. L. wurde mit abgeschnittener Nase in ein Kloster gesteckt.

Leontodon L., Pflanze, s. Taraxacum. Über die L. genannte fossile Eidechsenart s. Anomodonten.

Leontopodium, Pflanze, s. Gnaphalium.

Leontopolis ("Löwenstadt"), Name verschiedener antiker Städte, an der phöniz. Küste, im Nildelta u. a.

Leopard (Felis leopardus L.), eine mit Augenflecken versehene große Katzenart, die über ganz Afrika, Persien und Indien ausgebreitet ist und ohne den 60 cm langen Schwanz etwa 1 m mißt. Auf dem ledergelben Grunde des Fells stehen etwa in zehn Reihen zahlreiche braune Flecke, die, ohne eigentlichen Augenpunkt zu haben, durch Ringe eingeschlossen sind, welche aus mehrern zusammenfließenden schwarzen Punkten bestehen und etwas eckig sind. Der L. lebt mehr in den Wäldern, ersteigt mit Leichtigkeit die Bäume und greift den Menschen nur gereizt oder aus Hunger an. Er bildet den Typus der Gruppe der Pardelkatzen (s. d.). Man unterscheidet mit Zugrundelegung der geogr. Verbreitung besonders den eigentlichen L. (Felis pardus oder leopardus L., s. Tafel: Katzen II, Fig. 5), der ganz Afrika bewohnt, vom asiat. Panther oder Pardel, dessen südliche, in Indien heimische Spielarten allmählich zu dem Sundapanther überleiten. Der letztere bildet auf Java häufig eine schwarze Varietät, die indessen keine Artberechtigung hat, weil gelbe und schwarze Individuen in einem und demselben Wurf vorkommen können. Alle diese Formen sind überhaupt variabel und durch zahlreiche Übergänge je nach Heimat und Lebensweise miteinander verbunden. In Tibet und Sibirien lebt ein als Unze oder Irbis (Felis Uncia Buff., s. Taf. I, Fig. 2) unterschiedener Panther mit weißgrauem, dichtem Pelz. In Amerika ist der Jaguar (s. d.) die stellvertretende Form der Panther. Bei den Römern wurden oft ganze Herden Panther in den Tierkämpfen vorgeführt; so unter Pompejus auf einmal 410 Stück, unter Augustus 420, unter Probus 200. Noch heute sind die verschiedenen Unterarien des L. ständige Gäste in allen Tiergärten und Menagerien. Sie halten sich gut und pflanzen sich regelmäßig fort. Trächtigkeitsdauer 90 Tage. Der Preis beträgt 600 M. für einen ausgewachsenen gefleckten, 1000 M. für einen schwarzen L. Der Irbis ist erst in wenigen Exemplaren lebend eingeführt, die 6-10 000 M. kosteten. - Über den Jagdleopard s. Gepard und Tafel: Katzen I, Fig. 3.

In der Heraldik wird der L. im Gegensatze zum Löwen, der aufgerichtet erscheint, auf allen Vieren schreitend dargestellt. Ein weiteres Merkmal des L. ist der en face gestellte Kopf, während der des Löwen im Profil erscheint. Bei Vorhandensein des einen Merkmals ohne das andere spricht der Heraldiker von "gelöwten L." oder "leopardierten Löwen".

Leopardi, Giacomo, Graf, ital. Dichter, geb. 29. Juni 1798 zu Recanati, war von Jugend auf kränklich und körperlich verbildet. Wesentlich Autodidakt, versenkte er sich in der großen Bibliothek seines väterlichen Hauses (vgl. Antona-Traversa, I genitori di G. L., 2 Bde., Recanati 1887-91) in das Studium der Sprachen und des Altertums und erwarb sich eine erstaunliche Gelehrsamkeit. Seine 1818 erschienenen Gedichte "An Italien" und "Auf das Denkmal Dantes" sind Klagen über die Erniedrigung seines Vaterlandes im Vergleich mit den großen Zeiten des Altertums, in klassisch-rhetorischem Gewände. Seine Kränklichkeit zwang ihn, nach und nach die Studien aufzugeben, während an seiner Seele der Gedanke an das Nichts aller Dinge nagte. Er wurde der Dichter des Pessimismus oder Weltschmerzes, der nirgends so wahr, tief und ergreifend und dabei so kunstvollendet seinen Ausdruck fand. 1822 ging L. nacb Rom, fand auch hier in der großen Welt nur Enttäuschungen und kehrte heim. 1825-26 verweilte er in Bologna; seit 1827 nahm er mehrfach Aufenthalt in Florenz. Immer kam er dann wieder nach Recanati, teils durch Überdruß, teils durch finanzielle Not gezwungen, die ihn auch veranlaßte, für Buchhändler Arbeiten zu besorgen, wie eine Chrestomathie ital. Prosa und Poesie, eine Ausgabe des Petrarca mit Kommentar Mail. 1826) u. a. 1824 erschien in Bologna eine Sammlung seiner "Versi", 1826 vermehrt, 1831 in Florenz. Die "Operette morali" veröffentlichte er in Mailand 1826 und 1827. Seine körperlichen Leiden nahmen zu; er bedurfte eines milden Klimas und ging im Winter 1831/32 nach Neapel, wo er bei seinem Freunde, dem edlen Antonio Ranieri, Fürsorge fand und 14. Juni 1837 starb. Seine Weltanschauung offenbart sich zuerst in der Canzone an Angelo Mai von 1820 und geht dann in steigender Entwicklung durch alle seine Verse. Es ist aber nicht dumpfe Resignation, was er singt; die verlockenden Bilder des Lebens kehren immer wieder, um in schmerzlichen Kämpfen stets neu vernichtet zu werden. Trotz aller Negation wohnt etwas Ethisches dieser Poesie inne, nicht weichliche Sentimentalität und eitles Wohlgefallen am eigenen Empfinden, wie bei den meisten Weltscbmerzdichtern, sondern das Leben einer männlichen Seele, die Trauer um das Elend der Menschheit, das er in sich fühlt. So ward L. einer der bedeutendsten Lyriker Italiens seit Petrarca und einer seiner größten Dichter im 19. Jahrh. Seine Prosa, kurze Ergüsse, die er "Pensieri" nannte, seine kleinen Dialoge und Erzählungen, als "Operette morali" zusammengefaßt, tragen alle die Stimmung der Gedichte.

Seine Werke gab Ranieri heraus (Opere", 2 Bde., Flor. 1845; neue Aufl. 1865 u. 1880; dazu als Bd. 3 "Studi filologici", hg. von Pellegrini und Giordani, ebd. 1815; neu 1853; als Bd. 4 "Saggio sopra gli errori popolari degli antichi", hg. von Viani, ebd. 1846; 3. Aufl. 1861). Ferner erschienen: "Le poesie", hg. von Mestica (Flor. 1886), "Epistolaro", hg. von Viani (2 Bde., ebd. 1849 u. 1886), "Appendice all' epistolario", von dems. (ebd. 1878), "Lettere inedite", hg. von E. Costa u. a. (Città di Castello 1881), "Opere inedite", hg. von Cugnoni (2 Bde., Halle 1878-80), "Scritti edite sconosciuti",