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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Linearmaßstäbe - Lingens

trisch durch eine gerade Linie darstellbar ist, im Gegensatz von Flächen- und Körperzahl Linearzeichnung, Umrißzeichnung.

Linearmaßstäbe, s. Maßstab.

Linearsystem bei Kasernenbauten, s. Kaserne.

Lineartaktik, Feuertaktik, auch Fridericianische Taktik genannt, die im 18. Jahrh. übliche Form des Infanteriegefechts, welche im preuß. Heere unter Friedrich d. Gr. die höchste Vollendung erreichte. Die Schlachtordnung bestand der Regel nach aus zwei Treffen, die Infanterie in der Mitte, die Kavallerie auf den Flügeln. Im langsamen Gleichschritt, 75 Schritt in der Minute, gingen die Bataillone nebeneinander in Linie vor, von 200 Schritt Entfernung an ununterbrochen feuernd. Die Feuergeschwindigkeit der preuß. Infanterie war durch die Einführung des eisernen Ladestockes und des konischen Zündloches (welches das Aufschütten von Pulver auf die Pfanne des Steinschlosses ersparte) derartig gesteigert, daß in der Minute bis zu sechsmal gefeuert werden konnte. Da man nur in diesen langen Linien fechten zu können glaubte, so kam auf ihre schnelle Herstellung alles an; man lagerte und marschierte daher auch in der Schlachtordnung. Bedecktes und durchschnittenes Gelände wußte man nicht zu benutzen. Beide Teile suchten die Entscheidung auf der Ebene, wo sich die langen Linien bewegen konnten. Friedrich d. Gr. wandte häufig die sog. schiefe Schlachtordnung an, d. h. er richtete seinen Angriff gegen einen Flügel der feindlichen Aufstellung; sein zurückgehaltener Flügel bildete eine Art Reserve. Berühmtestes Beispiel hierfür ist die Schlacht bei Leuthen 5. Dez. 1757. Die L. bot der Kavallerie die Möglichkeit, bei geschickter Benutzung des Augenblickes gegen erschütterte Infanterie glänzende Erfolge zu erringen. (S. Fechtart, Feuergefecht und Feuerwaffen.)

Linearzahl, Linearzeichnung, s. Linear.

Ling (chines.), Berg, Gebirgspaß.

Ling, chines. Wassernuß, s. Trapa.

Ling, Pehr Henrik, schwed. Dichter und Begründer der Heilgymnastik, geb. 15. Nov. 1776 zu Ljunga in Småland, fand nach langem Umherirren in seinem Vaterlande, in Deutschland und Frankreich eine bleibende Stätte als Fechtmeister an der Universität in Lund. Seit 1813 war er in gleicher Stellung an der Kriegsakademie auf Karlberg bei Stockholm thätig und wurde später Vorsteher des durch seine Anregung gegründeten gymnastischen Centralinstituts in Stockholm, wo er 3. Mai 1839 starb. L.s Ideal war die physische und geistige Regeneration seiner Landsleute. Durch die Dichtungen "Gylfe" (Stockh. 1814) und "Asarne" (3 Tle., ebd. 1816-26) wollte er dem Volke Epen bieten, in denen es den Ausdruck des Nationalbewußtseins fände. Einen größern Erfolg erreichte er durch seine Gymnastik, deren deutscher Ursprung nicht wegzuleugnen ist. Durch gymnastische Übungen für Heilzwecke wurde er der Begründer der Heilgymnastik (s. d.). Bald wurden in mehrern schwed. Städten, namentlich in Stockholm, gymnastische Heilanstalten nach L.s System errichtet; auch in Deutschland folgte man diesem Beispiele (z. B. zu Wien, Berlin und an andern Orten). L.s Werk "Allgemeine Begründung der Gymnastik" erschien schwedisch erst nach seinem Tode (Ups. 1840; deutsch von Maßmann, Magdeb. 1847). - Vgl. Rothstein, Gedenkrede auf Pehr Henrik L. (Berl. 1861).

Linga, s. Lingam.

Lingaiten (indisch Lingāyats, Lingavants Jangamas), eine religiöse Sekte in Indien, die Verehrer des Lingam (s. d.), eine Unterabteilung der Çivaiten oder Anhänger des Çiva (s. d.), die besonders im Dekan zahlreich sind.

Lingam (Linga), im Sanskrit das Geschlechtsglied, entsprechend dem griech. Phallus, im besondern das durch ganz Indien göttlich verehrte Geschlechtsglied des Çiva (s. d.), das in allen Tempeln des Gottes, aus Marmor oder anderm Gestein gefertigt, neben einer stets brennenden Lampe sowie auf öffentlichen Plätzen sich befindet, auch von manchen Sekten (s. Lingaiten) als Sektenzeichen getragen wird. - Vgl. Wilson, Select works, Bd. 1 (Lond. 1861), S. 223 fg.; Kittel, über den Ursprung des Lingamkultus in Indien (Maregalur 1876).

Lingeh, Hafenstadt in der pers. Landschaft Laristan, am Persischen Meerbusen, westlich der Insel Tawilah, ist jetzt nach Buschehr der wichtigste Hafen des Landes. Die Handelsprodukte sind Perlen und Perlmutterschalen. Die Einwohnerzahl ist nicht genau bekannt, die Handelswege führen nach Schiras.

Lingen, Grafschaft im ehemaligen westfäl. Kreise, zerfällt in die obere und in die niedere Grafschaft. Die Grafschaft bildete früher einen Bestandteil der Grafschaft Tecklenburg (s. d.) und wurde gewöhnlich als sog. Herrlichkeit den Nebenlinien des gräfl. Hauses zu teil, bis sie, infolge des Beitritts ihres Besitzers zum Schmalkaldischen Bunde und der Achterklärung desselben, durch Kaiser Karl V. als eröffnetes Reichslehn eingezogen und 1548 dem Grafen Maximilian von Büren in Lehn gegeben wurde. Die Vormünder der einzigen hinterlassenen Tochter des Grafen von Büren, nachmals Gemahlin des Prinzen Wilhelm I. von Nassau-Oranien, verkauften die Grafschaft wieder an Karl V., der sie nun 1555 samt Burgund seinem Sohne Philipp II., König von Spanien, überließ, der im Besitz derselben blieb, bis Prinz Moritz von Nassau-Oranien sich mit Gewalt ihrer bemächtigte. Nach dem Tode Wilhelms III. von England erbte sie der König von Preußen, der sie wieder mit Tecklenburg vereinigte; 1809 wurde sie zum Großherzogtum Berg geschlagen und 1810 mit Frankreich vereinigt, 1814 wieder an Preußen zurückgegeben, das 1815 die niedere Grafschaft an Hannover abtrat, mit dem sie 1866 wieder an Preußen kam. - Vgl. Möller, Geschichte der vormaligen Grafschaft L. (Lingen 1874).

Lingen. 1) Kreis im preuß. Reg.-Bez. Osnabrück, hat 796,71 qkm und (1890) 30 192, 1895: 31 542 (15 741 männl., 15 801 weibl.) E., 1 Stadt, 57 Landgemeinden und 2 Gutsbezirke. Der Kreis bildet einen Teil der ehemaligen Grafschaft Lingen (s. d.). - 2) Kreisstadt im Kreis L., an der Ems und dem Emskanal, der von hier nach Meppen führt, an der Linie Emden-Münster der Preuß. Staatsbahnen, Sitz des Landratsamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht Osnabrück) und Bezirkskommandos, hat (1895) 6732 (1890: 6304) E., darunter 3131 Evangelische und 112 Israeliten, Postamt erster Klasse, Telegraph, ein königl. Gymnasium Georgianum, 1820 aus der 1697 gegründeten Akademie entstanden, landwirtschaftliche Winterschule, Strafanstalt für Frauen, Schlachthaus; Eisengießerei mit Maschinenfabrik, Eisenbahnreparaturwerkstätte, bedeutenden Holz- und Viehhandel.

Lingener Kanal, Emskanal, s. Ems (Fluß).

Lingens, Josef, Parlamentarier, geb. 10. Aug. 1818 in Aachen, studierte seit 1836 in Bonn, Berlin