Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

191

Linientaufe - Linlithgow

Linien bezeichnen in Verbindung mit den sog. Schlüsseln feste Standorte der Töne. Die Einführung der Linien geht auf Hucbald zurück, das Fünfersystem auf Guido von Arezzo. Für bestimmte Zwecke sind seitdem andere Nebensysteme in Gebrauch gewesen, mehrlinige z. B. für Lautenmusik.

Linientaufe, eine lustige, derbe Sitte der Seefahrer beim Passieren der Linie (Äquator). In feierlichem Aufzug erscheint Neptun, hält eine Ansprache und läßt dann durch Tritonen und anderes Gefolge alle Offiziere und Mannschaften, die die Linie zum erstenmal passieren, durch mehr oder weniger unsanfte und drastische Mittel (Übergießen und Bespritzen mit, Eintauchen in Wasser) taufen.

Liniiermaschine, eine zur Erzeugung der Linien in Schreib- und Geschäftsbüchern, auf Rechnungen u. s. w. dienende Maschine. Bei der ältern Konstruktion werden die Linien durch Federn hervorgebracht, bei der neuern Art werden die Linien durch Räder oder runde, auf einer Welle mit denselben Abständen voneinander, wie man sie bei den Linien auf dem Papier wünscht, befestigte Scheiben erzeugt, deren Ränder, durch Walzen mit Farbe versehen, sich auf dem Papier abdrucken. Diese Konstruktion wird auch mit mehrern Farbeapparaten und Scheibenwellen gebaut, so daß dann bei ihr in mehrern Farben zu gleicher Zeit liniiert werden kann. Als Farbe werden feine, in Wasser lösliche Aniline verwendet. Die letztbeschriebene Maschine (Schnellliniiermaschine) ist sehr leistungsfähig, da sie nach Einlegen der dicht hintereinander folgenden Bogen alles Weitere selbst besorgt. Über die Universal-Rollenliniiermaschine s. Buchbinderei (Bd. 3, S. 651 b).

Liniment (Linimentum, lat.), s. Einreibung. Flüchtiges L., flüchtige Salbe (Linimentum ammoniatum), eine weiße, dicke Flüssigkeit, bestehend aus 3 Teilen Olivenöl, 1 Teil Mohnöl und 1 Teil Ammoniakflüssigkeit. Andere L. sind das Kampferliniment (s. d.), der Opodeldok (s. d.) und das flüssige Leinölliniment (s. Brandsalbe).

Link, engl. und nordamerik. Längenmaß, s. Chain.

Link, Heinr. Friedr., Botaniker, geb. 2. Febr. 1767 zu Hildesheim, studierte zu Göttingen Medizin und Naturwissenschaften, wurde 1792 ord. Professor der Naturgeschichte, Chemie und Botanik zu Rostock und begleitete 1797 den Grafen von Hoffmannsegg auf dessen Reise nach Portugal, wurde 1811 Professor der Chemie und Botanik zu Breslau, 1815 in Berlin, wo er 1. Jan. 1851 als Geh. Medizinalrat, Professor und Direktor des Botanischen Gartens starb. Er schrieb: "Elementa philosophiae botanicae" (Berl. 1824; 2. Aufl. 1837), "Enumeratio plantarum horti botanici Berolinensis" (2 Bde., ebd. 1821-22), "Icones plantarum selectarum horti regii botanici Berolinensis" (mit F. Otto, 10 Hefte, ebd. 1820-28) und "Icones plantarum rariorium horti regii botanici Berolinensis (mit Otto und Kotsch, 2 Bde., ebd. 1811-14), "Anatomie der Pflanzen" (ebd. 1813-47) u. s. w.

Linke, im parlamentarischen Sinne, s. Links; deutsche L., s. Vereinigte Deutsche Linke.

Linke Rheinuferbahn, von Rolandseck über Koblenz nach Bingerbrück (Bingen, 111,1 km), 1858 und 1859 als Fortsetzung der Linie Köln-Rolandseck eröffnet, bildet eine Strecke der vormaligen Rheinischen Eisenbahn (s. d.); jetzt preuß. Staatsbahn.

Linkhand, eine im 15. und 16. Jahrh. gebräuchliche Dolchform, mit der die linke Hand die Stöße des Gegners zu parieren suchte, während die rechte den Stoßdegen führte. Die L. hatte zu diesem Zweck einen vorwärts gebogenen Griff, bisweilen auch eine dreiteilige Klinge, die durch einen kleinen Schieber geöffnet und geschlossen werden konnte, so daß sie in letzterm Falle eine einzige Klinge zu bilden schien.

Linköping (spr. lindschö-), Stadt im schwed. Län Östergötland, im O. des Wettersees, links am Stångån, an der Linie Katrineholm-Näßjö und an dem nach S. führenden Kindakanal (80 km), Sitz des Landeshauptmanns und des Bischofs, ist regelmäßig gebaut, hat (1892) 12 975 E., meistens hölzerne Häuser, drei Kirchen, darunter die schöne Domkirche im got. Spitzbogenstil (12. Jahrh.), mit prächtigen Denkmälern, jetzt vollständig restauriert, ein Gymnasium mit Bibliotbek (30 000 Bände), Münz-, Naturalien- und Antiquitätenkabinett und ein Schloß (15. Jahrh.), Tabakfabdriken und lebhaften Handel. Bei Stångebro, in der Nähe von L., schlug Karl von Södermanland (s. Karl IX. von Schweden) seinen Neffen Sigismund von Polen 25. Sept. 1598 und schloß 28. Sept. mit ihm den Vertrag von L., in dem Sigismund sich verpflichtete, sich der Entscheidung eines Reichstags zu unterwerfen.

Linköpings Län (spr. lindschö-), s. Östergötland.

Links und rechts, Bezeichnung für die beiden symmetrischen Körperhälften. In der Heraldik wird links und rechts bei der Beschreibung eines Wappens nicht vom Standpunkte des Beschauers, sondern von dem des Schildträgers aus gebraucht. Die rechte Seite des Wappens ist daher die dem Beschauer zur linken Hand liegende und umgekehrt.

In der parlamentarischen Sprache pflegt man mit links oder Linke die liberale Partei zu bezeichnen, im Gegensatz zur konservativen Partei oder zur Rechten. Diese Ausdrücke kamen zuerst in den franz. Kammern in Aufnahme und entsprachen der Sitzordnung, welche die polit. Parteien nahmen. Links und rechts sind vom Präsidentenstuhl aus aufzufassen.

Linkshändigkeit, die stärkere Entwicklung des linken Arms und die dadurch bedingte größere Gebrauchsfähigkeit und Geschicklichkeit desselben, infolge deren der Linkshändige die meisten feinern Hantierungen mit der linken Hand ausführt. Die Ursache der L. besteht darin, daß beim Linkshändigen die Centren für die motorischen Apparate der obern Extremität in der rechten Großhirnhemisphäre eine feinere Ausbildung besitzen als die in der linken, während dies beim Rechtshändigen gerade umgekehrt der Fall ist. Wahrscheinlich beruht dieses abweichende Verhalten auf entwicklungsgeschichtlicher Basis. Durch andauernde Übung des rechten Arms läßt sich die L. beseitigen.

Linksmilchsäure, s. Milchsäure.

Linksphellandren, s. Phellandren.

Linksweinsäure, s. Weinsäure.

Linksweichen, s. Eisenbahnbau (Bd. 5, S. 840 a).

Linlithgow (spr.-lithgoh) oder West-Lothian. 1) Grafschaft Schottlands, grenzt im N. an Stirling und den Firth of Forth und zählt (1891) auf 328,2 qkm 52 808 E., d. i. 161 auf 1 qkm. L. besteht größtenteils aus fruchtbarem Hügelland; der südwestl. Teil ist eben und enthält Strecken von Moor und Heideland. Man erntet Flachs, Getreide, Kartoffeln und Gartenfrüchte, gewinnt Steinkohlen und Eisen, Quadersteine und Kalk. Die Grafschaft sendet ein Mitglied in das Parlament. - 2) Hauptstadt der Grafschaft L., etwa 5,5 km vom Forth,