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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Litzenmaschine; Liudger; Liudolf; Liudprand; Liu-kiu; Liuniuwa; Liutprand; Liutprand (Schriftsteller)

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Litzenmaschine – Liutprand

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Litze'

des Kriegsministeriums, des Generalstabes und die Sanitätsoffiziere L. aus Silber oder Gold je nach der Farbe der Knöpfe am Waffenrock. Außerdem trugen früher die Unteroffiziere und Mannschaften der Infanterie am Unterarm des Waffenrocks als Auszeichnung für gutes Schießen eine oder mehrere baumwollene L. in den Landesfarben; die Unteroffiziere tragen eine solche auf den Spiegeln des Mantels als Gradabzeichen ihrer Charge. An Stelle von vier erworbenen Schießlitzen wurde eine silberne mit der betreffenden Landesfarbe getragen. – Über L. als Bestandteil eines Seiles oder Kabels s. Kabel. L. heißen auch gewisse Schnüre am Webstuhl (s. Weberei).

Litzenmaschine, soviel wie Klöppelmaschine (s. d.).

Liudger, Ludger, Heiliger, erster Bischof von Münster, um 744 in Friesland geboren, wurde von seinen christl. Eltern der Schule in Utrecht übergeben, ging 767 nach York, wo er den Unterricht Alkuins genoß und zum Diakonus geweiht wurde. Seit 775 wirkte L. als Missionar in Friesland, seit 777 als Priester in Dokkum. 784 durch einen Einfall der heidn. Sachsen unter Widukind von hier vertrieben, begab sich L. nach Rom und Monte-Cassino. Nach seiner Rückkehr nahm er die Missionsthätigkeit wieder auf und erhielt zuerst die Abtei Lothusa, später das Bistum Münster als Sitz angewiesen (um 805). Er stiftete das Kloster Werden an der Ruhr und starb 26. März 809 zu Billerbeck. – Vgl. Pingsmann, Der heil. Ludgerus (Freib. i.Br. 1879); Krimphove, Der heilige L. (Münst. 1886); Enz, Der heilige L. (ebd. 1893). Die verschiedenen Vitae S. Ludgeri sowie die Biographie L.s durch seinen Neffen Altfried wurden hg. von Diekamp im 4. Bande der «Geschichtsquellen des Bistums Münster» (Münst. 1881).

Liudolf, Herzog von Schwaben, geb. 930 als ältester Sohn des nachmaligen Königs Otto I. und der angelsächs. Editha, wurde schon 940 mit Ida, der einzigen Tochter des Herzogs Herrmann von Schwaben verlobt und 947 vermählt. Sein Vater sicherte ihm 946 die Nachfolge im Reiche und übertrug ihm nach Herzog Hermanns Tode 950 das Herzogtum Schwaben nebst Churrhätien. Ohne Vorwissen des Königs brach L. im Aug. 951 nach Italien auf, um seinem Vater den Weg gegen Berengar II. zu bahnen; aber er hatte wenig Erfolg, da ihm sein Oheim, Herzog Heinrich von Bayern, aus Neid überall Schwierigkeiten zu bereiten wußte. Der Haß gegen diesen sowie das Mißvergnügen über Ottos zweite Ehe mit Adelheid veranlaßte ihn 953 mit seinem Schwager, Konrad dem Roten, zur Empörung. L. wurde bezwungen und verlor sein Herzogtum, gewann aber die Gnade des Vaters wieder und diente ihm 955 gegen die Slawen, 956–957 in Italien, wo er 6. Sept. 957 zu Piumbia (bei Novara) dem Fieber erlag. Seine Geschichte wurde vom Volke allmählich mit der des Herzogs Ernst II. von Schwaben verschmolzen.

Liudprand, s. Liutprand.

Liu-kiu oder Riu-kiu, auch Liëu-kiëu oder Rieu-kieu, bei den Eingeborenen Liutschiu und hiernach auch Lu-tschu geschrieben, Inselgruppe in Ostasien, ein Teil des vulkanischen Inselkranzes, zwischen 24–29° nördl. Br. (S. Karte: Japan.) Die Zahl dieser Inseln beträgt 55 mit einem Gesamtareal von 2420 qkm, ohne die im N. sich anschließenden kleinen Linschoten-Inseln. Sie bilden drei Gruppen: die nördliche oder ↔ Sanbotu- Inseln, 10 an der Zahl, von denen Amami-Oshima die größte; die mittlere oder Tsjusan-Inseln mit Okinawa-shima, 1348 qkm, der größten des ganzen Archipels, die südliche oder die Sannan-Inseln, von denen Ishigaki, 246 qkm die bedeutendste ist. Die L. liegen in der Erhebungslinie der Gebirge von Formosa und Kiushiu und zeigen, gleich ihnen, Granit, Thonschiefer und tertiären Kalk. Auch Trachyt und gehobene Korallenriffe kommen vor. Obgleich gebirgig, besitzen sie namentlich auf Okinawa-shima oder Groß-Liu-kiu, weite, für Acker- und Gartenbau geeignete Strecken. Erdbeben, wiewohl selten verwüstender Art, sind häufig. Das Klima ist gesund. Haupterzeugnisse sind Bataten, Rohrzucker, Reis, Tabak, Baumwolle und Bascho oder Pisangfaser. Auch bestehen Anpflanzungen des Papiermaulbeerbaums. Die Einwohner (1893: 410881) gehören in den obern Klassen nach Körperbeschaffenheit, Sprache und Sitte zu den Japanern (s. Tafel: Asiatische Völkertypen, Fig. 23). Die untern Schichten ähneln mehr den Chinesen. Es ist ein friedliches, arbeitsames Völkchen. Der Buddhismus und Shintoismus sind nur von geringem Einfluß. Der bedeutendste Handelsort ist Nafa, an der Südostküste von Okinawa-shima, im Hintergrunde einer wohlgeschützten Bai, mit (1890) 42250 E. Von hier führt eine 4½ km lange Kunststraße nach Shuri, der frühern Residenz der Könige des Reichs, mit 25604E. – Die L., ehemals selbständig, erkannten 1609 die Oberhoheit Japans an, sandten aber auch an China ihren kleinen Tribut weiter. 1872 wurde die Inselgruppe Japan einverleibt, 1879 ihr König mediatisiert und seine Herrschaft in den Okinawa-Ken mit dem Regierungssitz in Shuri verwandelt.

Liuniuwa, s. Lord-Howe-Insel.

Liutprand, König der Langobarden (712–744), entriß den byzant. Kaisern fast den Rest ihres Gebietes in Italien (s. Exarchat), brachte 739 Karl Martell entscheidende Hilfe gegen die Araber und unterwarf in den folgenden Jahren die Herzöge von Benevent und Spoleto. Die Edicta Liutprandi (s. Langobardisches Recht) sind ein bedeutsames Zeugnis seiner gesetzgeberischen Thätigkeit. – Vgl. Martens, Polit. Geschichte des Langobardenreichs unter König L. (Heidelb. 1880).

Liutprand, Quellenschriftsteller für deutsche Geschichte des 10. Jahrh., aus vornehmem langobard. Geschlecht, ward 931 Diakon am Hofe König Hugos zu Pavia und trat nach Hugos Vertreibung 945 in die Dienste seines Nachfolgers Berengar ll. Er ging in dessen Auftrage 949 nach Konstantinopel, fiel aber um 955 bei Berengar in Ungnade, worauf er sich zu Otto I. nach Deutschland begab und sich hier mit Abfassung der «Antapodosis» beschäftigte, einer Geschichte seiner Zeit, die J. 887–950 umfassend. 961 folgte er Otto l. nach Italien. Dieser erhob L. zum Bischof von Cremona. Über die Entsetzung Johanns XII. und die übrigen Vorgänge in Rom 960–964 handelt L.s «Historia Ottonis». 968 sandte ihn der Kaiser nach Konstantinopel, um vom Kaiser Nikephoros die Hand der Prinzessin Theophano für Otto II. und als Mitgift den Verzicht auf Unteritalien zu erlangen. Seine Bemühungen scheiterten vollständig, und voll Erbitterung gegen die Griechen schrieb L. einen ausführlichen Bericht über diese Gesandtschaft («Legatio»). Erst auf einer dritten Reise nach Konstantinopel 971 erlangte er die Zusage der Prinzessin; auf der Rückreise von

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 231.