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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Luxuszüge - Luzern (Kanton)

obligatorische Lokalsteuer) zu nennen, über die in gewisser Beziehung auch hierher zu rechnende Hundesteuer s. d.

Luxuszüge, soviel wie Luxusexpreßzüge, s. Eisenbahnwagen-Mietgesellschaften (Bd. 5, S. 916 a).

Luynes (spr. lüihn), Charles d'Albert, Herzog von, Günstlinq Ludwigs XIII. von Frankreich, wurde 5. Aug. 1578 zu Pont-St.-Esprit (Depart. Gard) geboren. Mit seinem Bruder kam L. als Page an den Hof Heinrichs IV. und erwarb sich als Gespiele die Gunst des Dauphins. Als Ludwig König geworden war, blieb er dessen Gesellschafter. Er untergrub das Ansehen der Königin-Mutter und des zum Marschall d'Ancre (s. d.) erhobenen Florentiners Concini und brachte es dahin, daß Ludwig sich des Florentiners 14. April 1617 entledigte. L. erhielt die Güter des ermordeten Marschalls, bemächtigte sich auch des Staatsruders und heiratete die Tochter des Herzogs von Montbazon; 1619 erhob ihn der König zum Herzog und Pair von Frankreich. L. verteidigte als Minister mit Geschick und Energie die Krone gegen die Eingriffe erst der Königin-Mutter und der Großen, dann (1621) der Hugenotten (s. d.). Auf dem erfolgreichen Zuge gegen die letztern wurde er Connétable und kurze Zeit darauf auch Kanzler. Er starb 15. Dez. 1621. Man darf ihn als einen Vorläufer der starken Regierung Richelieus bezeichnen. - Vgl. Cousin im "Journal des savants", 1861-63; Zeller, Le Connétable de L. (Par. 1879).

Luynes (spr. lüihn), Honore Théodoric Paul Joseph d'Albert, Herzog von L., franz. Archäolog, ein Nachkomme des vorigen, geb. 15. Dez. 1802 zu Paris, wurde 1830 Mitglied der Akademie der Inschriften, 1848 der Konstituierenden und 1849 der Gesetzgebenden Versammlung, bereiste 1864 den Orient, machte sich aber namentlich bekannt als Kunstmäcen. Er starb 14. Dez. 1867 in Rom. L. veröffentlichte u. a.: "Métaponte" (mit Debacq, Par. 1833), "Description de quelques vases peints" (ebd. 1840, mit 44 Kupfertafeln) und "Essai sur la numismatique des Satrapies et de la Phénicie" (2 Bde., ebd. 1846). Auch gab er die Memoiren seines Vorfahren, des am Hofe Ludwigs XV. lebenden Herzogs Charles Philippe von L. (17 Bde., Par. 1860-65) heraus. Aus seinem Nachlaß veröffentlichte Vogüé: "Voyage d'exploration à la mer Morte, à Petra et sure la rive gauche du Jourdain" (2 Bde., Par. 1871-74).

Luz (spr. lüß), franz. Stadt bei Barèges (s. d.).

Luzein, Kreis und Gemeinde im Bezirk Oberlandquart des schweiz. Kantons Graubünden (s. Landquart).

Luzern, frz. Lucerne. In der histor. Rangordnung der 4., dem Flächeninhalt nach der 9., der Einwohnerzahl nach der 6. Kanton der Schweiz, grenzt im N. und O. an den Kanton Aargau, im O. an Zug und Schwyz, im S. an Unterwalden, im W. an Bern und hat eine Fläche von 1500,8 qkm.

Oberflächengestaltung, Bewässerung. Das Land gehört znm größten Teil der Hochebene an und zwar mit dem sog. Gäu, zu dem die Landschaft Entlebuch (s. d.) den Gegensatz bildet. Die weiten Flußthäler im Norden und die breiten, sanft gewölbten Sandsteinrücken (Lindenberg 960 m) sind Grasland mit Nachzucht und Milchwirtschaft; Getreide wird unter Bedarf gebaut. Der Süden ist ein Wald- und weidereiches Voralpenland und gehört zum Gebiet des Vierwaldstätter Sees und der Reuß, in welche sich 1,5 km unterhalb der Stadt L. die Kleine oder Holzemme aus dem Entlebuch ergießt; die dasselbe links einschließende Kette des Napf (1408 m) besteht ans Nagelfluh, während die südlich von ihnen sich erhebenden Ketten der Emmenalpen teils der Kreide, teils dem Flysch angehören; ihre höchsten Gipfel sind die Schrattenfluh (2076 m) und der Pilatus mit Zahnradbahn (s. Pilatusbahn), der Feuerstein (2042 m), im äußersten Süden das Brienzer Rothhorn (2351 m) und das Tannhorn (2223 m). Kein Gipfel erreicht die Schneegrenze. Das Klima ist im Gau und am See mild (bei Weggis am Fuße des Rigi gedeihen sogar Feigenbäume und Edelkastanien), im Berglande, besonders im Entlebuch, ziemlich rauh. (S. Karte: Die Schweiz.)

Bevölkerung. Der Kanton hatte 1880: 134 811, 1888: 135 360 (68 072 männl., 67 288 weibl.) E., d. i. 90 auf 1 qkm und eine Zunahme (1880-88) von 969 Personen (0,72 Proz.), darunter 7734 Evangelische, 127 336 Katholiken, 201 Israeliten und 93 andere oder ohne Konfession; ferner 15 950 bewohnte Häuser mit 27 207 Haushaltungen in 109 Gemeinden. Im Kanton geboren sind 120 958, in der übrigen Eidgenossenschaft 11 968, im Auslande 2434; Bürger ihrer Wohngemeinde sind 52 842, einer andern Gemeinde des Kantons 65 939, eines andern Kantons 13 545, Ausländer 3034. Der Muttersprache nach sind 134 297 Deutsche, 437 Franzosen, 497 Italiener, 24 Romanen und 105 andere. Die Bevölkerung ist alamann. Stammes. Die Zahl der Geborenen (einschließlich der Totgeborenen) betrug (1890) 3098, der Eheschließungen 836, der Sterbefälle 2807.

Der Kanton zerfällt in die 5 Bezirke:

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Bezirke Einwohner Evangelische Katholiken Israeliten Andere

Entlebuch 15 769 616 15 149 - 4

Hochdorf 16 234 223 16 000 8 3

Luzern 42 712 3652 38 831 182 47

Sursee 29 858 653 29 175 4 26

Willisau 30 787 2590 28 181 7 7

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Landwirtschaft, Bergbau. Von der Fläche sind 1369 qkm, d. i. 91,22 Proz. produktives Land: 306 qkm Waldungen, 0,6 Weinland, 1062,4 Acker, Garten-, Wiesen- und Weideland. Von dem unproduktiven Lande sind 65,3 Seen, 6,4 Städte, Dörfer und Gebäude, 6,8 Schienen- und Straßenwege, 12,8 Flüsse und Bäche und 40,5 qkm Felsen und Schutthalden. Die Haupterwerbsquellen sind Acker-, Obstbau und Viehzucht, in den Gebirgen Alpenwirtschaft. Nach der Viehzählung vom 21. April 1886 zählt der Kanton 4581 Pferde, 85 807 Rinder, 38 183 Schweine, 9578 Schafe, 19 536 Ziegen und 15 970 Bienenstöcke. Die Waldungen (ausschließlich in Gemeinde- und Privatbesitz) bestehen aus Fichten, Weißtannen, Lärchen, Arven und Laubhölzern. 1892/93 wurden in den 6 Fischzuchtanstalten des Kantons 5 334 700 Fischeier eingesetzt, darunter 4 900 000 Felchen, 200 000 Hechte und 154 500 Fluß- und Bachforellen und 3 664 950 lebende Fische ausgesetzt, darunter 3,5 Mill. Felchen, 142 600 Forellen und 80 000 Hechte. In der Emme und der Luthern wurde früher etwas Gold gewaschen, mehrere Steinbrüche liefern gute Sand- und Tuffsteine, die Torfmoore sind zahlreich und ergiebig. Von Mineralquellen sind zu erwähnen die alkalische Schwefelquelle des Schimbergbades (1425 m) an der Pilatuskette, die eisenhaltige Natronquelle von