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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lytta - Lytton

die eine sehr ausgedehnte Verbreitung besitzen. Es sind krautartige Gewächse oder Sträucher mit meist schmalen lanzettlichen Blättern und ansehnlichen roten, seltener weißen Blüten. Die bekannteste Art ist der in Deutschland an feuchten Orten häufige gemeine Weiderich (Blutkraut), L. salicaria L, der seiner schönen und reichlichen purpurroten Blüten halber auch häufig Zierpflanze ist. Noch schöner ist die Varietät roscum superbum, mit noch längern Ähren dunkel-purpurrosenroter Blumen; ferner das nordamerikanische, in Europa seltene L. virgatum L.; dies hat über 1 m hohe Stengel mit zahlreichen dünnen und aufrechten Ästen, abwechselnde, spitzlanzettförmige und viele purpurrosenrote Blumen und ist Juni bis August eine Zierde der Blumenbeete. Über den Trimorphismus von L. s. Bestäubung (Bd. 2, S. 892 a).

Lytta., s. Spanische Fliege.

Lyttelton (spr. littĕlt'n) auf Neuseeland, s. Christchurch.

Lyttelton (spr. littĕlt'n), George Lord, engl. Staatsmann, Dichter und Geschichtschreiber, geb. 17. Jan. 1709, war ein Nachkomme des Oberrichters Thomas L. (gest. 1481), der durch sein für die engl. Rechtswissenschaft grundlegendes Werk "Treatise on Tenures" (Lond. 1516 u. ö.; neue Aufl., ebd. 1846) bekannt ist. George L. studierte in Oxford, reiste 1728-31 auf dem Kontinent und trat bald nach seiner Rückkehr in das Unterhaus, wo er Walpoles Regierung bekämpfte. 1737 wurde er Sekretär des Prinzen Friedrich von Wales, war 1744-54 Mitglied des Schatzamtes, 1755-56 Kanzler der Schatzkammer und wurde 1756 zum Lord L. von Frankley erdoben. Er starb 22. Aug. 1773. Sein Hauptwerk: "History of the life of Henry II." (4 Bde., Lond. 1764-67 u. ö.), ist zwar weitschweifig, beruht aber auf gründlicher Forschung. Großes Aufsehen machten seine in poet. Form geschriebenen "Dialogues of the dead" (Lond. 1760; neue Aufl., ebd. 1889). Seine "Poetical works", die zugleich mit denen von Hammond (Glasg. 1787) erschienen, zeichnen sich durch korrekte metrische Form aus. Sein litterar. Nachlaß erschien u. d. T. "Miscellaneous works" (Lond. 1774; 3. Aufl., 3 Bde., 1776); Phillimore gab "Memoirs and correspondence of Gearge Lord L." (2 Bde., ebd. 1845) heraus.

Lyttelton (spr. littĕlt'n), George William, vierter Lord L., engl. Staatsmann, Großneffe des vorigen, geb. 31. März 1817 in London, war 1846 unter Peel Unterstaatssekretär für die Kolonien. Streng hochkirchlich gesinnt, beförderte er vornehmlich die Gründung der theokratischen Musterkolonie Canterbury auf Neuseeland, deren Hauptstadt seinen Namen L. erhielt. Von seinen Schriften sind zu nennen: "Thoughts on national education" (Lond. 1855), "New Zealand and the Canterbury colony" (ebd. 1859), "Ephemera, series 1 and 2" (ebd. 1865-72), gesammelte kleinere Schriften, besonders über kirchliche und Erziehungsfragen. Während seiner letzten Lebensjahre verfiel er in Melancholie und endete durch Selbstmord 19. April 1876. - Vgl. Gladstone, Brief memorials of Lord L., with a biographical sketch (Lond. 1876).

Lytton (spr. litt'n), Edward George Earle Bulwer L., Baron L. of Knebworth, Lord, engl. Romanschriftsteller, früher Edward Bulwer, dann Bulwer-Lytton genannt, der dritte und jüngste Sohn des Generals Bulwer, Bruder des Diplomaten und Schriftstellers Lord Dalling and Bulwer (s. Dalling), wurde 25. Mai 1803 (nicht 1805) in London geboren. Seine Mutter, Tochter und Erbin Richard Warburton L.s, leitete nach dem frühen Tode ihres Gemahls die Erziehung der Kinder. Zu Cambridge, wo er studierte, trug L. durch ein Gedicht über die Skulptur den Preis davon und wurde mit deutscher Sprache und Litteratur bekannt. 1831 von dem Flecken St. Ives, dann von Lincoln in das Unterhaus gewählt, schloß er sich an das Whigministerium an, blieb aber im Unterhause ohne Einfluß; 1841 wurde er nicht wiedergewählt. 1838 wurde er bei der Krönungsfeier der Königin zum Baronet erhoben. Sein schriftstellerisches Talent entwickelte sich sehr früh. Davon zeugen die Gedichte "Ismael" (1820), "Delmour" (1823), "Weeds and wild flowers" (Lond. 1826, mit vielen Jugendgedichten), denen die Erzählung "O'Neill or the rebel" (ebd. 1827) und die Romane "Falkland" (ebd. 1827) und "Pelham, or the adventures of a gentleman" (3 Bde., ebd. 1828) folgten. Durch letztern erregte er zuerst allgemeine Aufmerksamkeit. In schneller Folge erschienen nun die fashionabeln, romantischen, histor. und philos. Romane: "The Disowned" (3 Bde., Lond. 1829), "Devereux" (ebd. 1829), "Paul Clifford" (ebd. 1830), "Eugene Aram" (ebd. 1832), "The pilgrims of the Rhine" (ebd. 1834), "The last days of Pompeii" (ebd. 1834), "Rienzi, the last of the tribunes" (3 Bde., ebd. 1835), "Ernest Maltravers" (3 Bde., ebd. 1837), den er "dem großen deutschen Volke, einem Volke von Denkern und Kritikern" widmete, und dessen Fortsetzung: "Alice, or the mysteries" (ebd. 1837), "Leila, or the siege of Granada" (ebd. 1838), "Night and morning" (ebd. 1841), "Zanoni" (3 Bde., ebd. 1842), "The last of the Barons" (3 Bde., ebd. 1843); die geistreichen und freisinnigen Skizzen aus dem engl. Leben: "England and the English" (ebd. 1833), "The Student" (ebd. 1835), litterar.-philos. Essays und das geschichtliche Werk "Athens, its rise and fall" (2 Bde., ebd. 1837).

Als Dramatiker versuchte L. sich zuerst in dem von ihm einige Jahre geleiteten "New Monthly Magazine", worin er Bruchstücke eines dramatisierten "Eugene Aram" (s. Aram) mitteilte. Spätere Arbeiten, wie "The Duchesse de La Vallière" (1836; deutsch von Czarnowski, Aachen 1837), "The lady of Lyons" (Lond. 1838; deutsch von Czarnowski, Aachen 1838), "Richelieu" (1838) und andere hatten zum Teil sogar bis in die Gegenwart auf der Bühne Glück, sind aber als Dramen unbedeutend. Die Übersetzung "Poems and ballads of Schiller" (2 Bde., 1844) ermangelt der Treue. "Lucretia, or the children of night" (3 Bde., Lond. 1846), ein stark ins Melodramatische spielender Roman, wurde von der Kritik hart angegriffen. Kaum bessern Erfolg hatte "Harold, the last of the Saxon kings" (3 Bde., Lond. 1848). Unterdessen hatte die anonyme Satire "The new Timon, a romance of London" (Lond. 1846, vollendet 1847), die die socialen Zustände Londons schildert und die namhaftesten polit. Charaktere des Tages auftreten läßt, Glück gemacht und ihn zu einem größern Epos, "King Arthur" (ebd. 1849), ermuntert, dessen Aufnahme jedoch seiner Erwartung nicht entsprach. Sein nächster Roman, ein humoristischer, der anonym erschien, "The Caxtons" (3 Bde., Lond. 1850), wurde mit größtem Beifall aufgenommen. Durch den Tod seiner Mutter (Ende 1843) Erbe eines fürstl. Vermögens, nannte er sich nun Bulwer-Lytton. In der Politik verließ er seine frühern liberalen Grundsätze allmählich und