Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Mansfeld'
hörte, und die Lutherschule, die der Reformator besucht hat. In der Nähe die Ruinen des
Stammschlosses der Grafen von M., das im Dreißigjährigen Kriege teilweise geschleift wurde. Die
Kirche und ein Teil des Schlosses sind restauriert.
Mansfeld, eins der ältesten gräfl. Geschlechter in Deutschland, das von
dem alten Schloß M. in der gleichnamigen Grafschaft seinen Namen führte, gewann in dem mit der
Erbtochter des letzten alten Grafen von M. verheirateten Burkhard von Querfurt, Burggrafen von
Magdeburg, im 13. Jahrh. einen neuen Stifter seines Stammes. Die Enkel Burkhards stifteten die
Linien M. und Querfurt, und 1475 entstanden die vorderortische und die hinterortische, so
genannt nach den von ihnen bewohnten Abteilungen des Schlosses zu M. Die letztgenannte Linie
erlosch 1666, nachdem sie sich zuvor noch in die mittelortische und hinterortische Linie geteilt
hatte; die vorderortische zerfiel durch die zahlreichen Kinder des Grafen Ernst Ⅱ. in mehrere
Linien, von denen die eislebische oder protestantische 1710 erlosch und die katholische oder
bornstädtische, welche die reichsfürstl. Würde erlangte, 1780 mit dem Fürsten Joseph Wenzel im
Mannsstamm ausstarb. Die Allodialgüter und der Name gingen infolge der Vermählung der Tochter
des letzten Fürsten an das Haus Colloredo über. (S. Colloredo-Mansfeld.) –
Vgl. Niemann, Geschichte der Grafen von M. (Aschersl. 1834).
Unter den alten mansfeldischen Grafen hat sich Hoyer, der
1115 in dem Treffen beim Welfesholze blieb, um Kaiser Heinrich Ⅴ. verdient gemacht. – Zur Zeit
der Reformation war es Albrecht Ⅲ. (geb. 1480), der sich als
einer der ersten vom hohen deutschen Adel für Luthers Sache erklärte und eine der kräftigsten
Stützen der Protestanten war. Er stand vielfach in persönlichen Beziehungen zu Luther und hatte
hervorragenden Anteil an dem Siege bei Frankenhausen; auch war er eifrig für die Ausbreitung der
Reformation in seinem Lande thätig. Mehrfache, durch Albrecht hervorgerufene Familienzwiste
führten Luther einigemal als Schiedsrichter nach Eisleben, wo er auch 1546 starb. Während des
Schmalkaldischen Krieges kämpfte Albrecht 1547 in Norddeutschland und wurde infolge der
unglücklichen Schlacht bei Mühlberg vom Kaiser geächtet und aller seiner Besitzungen beraubt.
1550 trat er in den Dienst der Stadt Magdeburg, schloß sich 1552 an Moritz von Sachsen an und
kam durch Abschluß des Passauer Vertrags wieder in den Besitz seiner Güter. Er starb 4. März
1560. – Peter Ernst, Statthalter von Luxemburg und Brüssel (geb. 1517), zeichnete sich in
kaiserl. und span. Kriegsdiensten aus, erhielt 1594 die Würde eines Fürsten des Römischen Reichs
und starb 1604.
Graf Peter Ernst Ⅱ. von M., ein natürlicher Sohn des
Statthalters Peter Ernst, wurde 1580 geboren, in der kath. Religion erzogen und leistete in den
Niederlanden und in Ungarn wichtige Dienste, so daß ihn Kaiser Rudolf Ⅱ. legitimierte. Weil man
ihm aber die Güter, die sein Vater in den Niederlanden besessen hatte, gegen das gegebene
Versprechen vorenthielt, schlug er sich 1610 zu den prot. Fürsten und trat zur reform. Kirche
über. Er vereinigte sich 1618 mit den mißvergnügten Böhmen, denen er Truppen zuführte, focht in
Böhmen und in der Pfalz, brandschatzte und verheerte die Rheingegenden und schlug mit dem
Markgrafen Georg Friedrich von Baden Tilly bei Wiesloch ↔ 27. April 1622. Nach
ziellosem Hin- und Herziehen trat er im Herbst mit Christian von Braunschweig in holländ.
Dienste und besetzte Ostfriesland, das seine zuchtlosen Scharen während des Winters völlig
aussogen. Nachdem er sein Heer entlassen, Holland, Paris und London besucht hatte, warb er 1625
mit engl. und franz. Geld ein neues Heer, mit welchem er 1626 in Deutschland eindrang. Am 25.
April 1626 schlug ihn Wallenstein an der Dessauer Elbbrücke völlig und verfolgte ihn durch
Schlesien bis nach Ungarn hinein, wo sich M. mit Bethlen Gabor von Siebenbürgen vereinigte. Als
dieser aber plötzlich mit dem Kaiser Frieden schloß und M. aus Venedig und England neue Hilfe
für sein aufgeriebenes Heer schaffen wollte, starb er auf der Reise in einem bosn. Dorf 29. Nov.
1626. – Vgl. Reuß, Graf Ernst von M. im böhm. Kriege 1618‒21 (Braunschw. 1865); Villermont, Ernest de M.
(2 Bde., Brüss. 1866); Graf Ütterodt zu Scharffenberg, Ernest Graf zu M. 1580‒1626 (Gotha
1867); Großmann, Des Grafen E. von M. letzte Pläne und Thaten (Bresl. 1870); E. Fischer, Des
Mansfelders Tod (Berl. 1878).
Mansfelder Gebirgskreis, Kreis im preuß. Reg.-Bez. Merseburg, hat 496,
56
qkm und (1890) 63003,1895: 65426 (32735 männl., 32691 weibl.) E., 4 Städte, 54
Landgemeinden und 33 Gutsbezirke. Sitz des Landratsamtes ist Mansfeld.
Mansfelder Kupferschiefer bauende Gewerkschaft, das größte private
Bergwerksunternehmen innerhalb des Deutschen Reichs, treibt in der Gegend von Eisleben, Mansfeld
und Hettstedt den Bergbau auf dem zur Zechsteinformation gehörigen bituminösen Mergelschiefer-
oder Kupferschieferflöz, welches wie ein schmales schwarzes Band auf einer etwa 500 qkm großen
Fläche in muldenförmiger Krümmung über dem Rotliegenden gelagert ist. Der Bau auf Kupferschiefer
hat sich von jeher nur auf den West- und Nordrand der Mulde erstreckt, weil im Süden das Flöz
einen ausreichenden Kupfergehalt nicht mehr darbietet. Das Flöz besitzt die geringe Mächtigkeit
von kaum 0,6 m. Der dem bloßen Auge meist nicht erkennbare
Erzgehalt des Schieferflözes besteht vorwiegend in Schwefelkupferverbindungen (namentlich
Kupferkies, auch Buntkupfer und Kupferglanz) sowie Schwefelsilber. Man kann im Durchschnitt
annehmen, daß die Kupferschiefer in den eigentlichen Mansfelder Revieren zwischen Gerbstedt und
Eisleben einen Kupfergehalt von 2 bis 3 Proz. nebst ½ Pfd. Silber im Centner Kupfer führen.
Der Bergbau reicht angeblich zurück bis ins 12. Jahrh.; sicher ist, daß die erste Beleihung der
Grafen von Mansfeld erst 1364 unter Karl Ⅳ. innerhalb der sogenannten kaiserl. Berggrenze
stattfand. Nachdem der Bergbau anfangs verhältnismäßig geblüht hatte, ging er in der Mitte des
15. Jahrh. durch finanzielle Mißwirtschaft der Grafen und Erbteilungen sehr zurück und kam in
und nach dem Dreißigjährigen Kriege fast ganz zum Erliegen. 1671 wurde er freigelassen, und es
bildeten sich allmählich sieben verschiedene Gewerkschaften unter verwickelten gegenseitigen
Beziehungen und mit besondern Hüttenberechtigungen, bis endlich 1852 dieselben zu der jetzigen
einzigen Gewerkschaft konsolidiert wurden, welche 17. Juni 1876 ihr letztes Statut erhielt; die
Zahl der Kuxe beträgt 69120. Damit begann eine Periode großartigen Aufschwungs, indem es gelang,
durch ausgedehnte Tiefbauanlagen
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 562.