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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Marchena - Marcianus

1886, ein Hauptwerk der vergleichenden Märchenkunde) und Peters (1887 und"i888, für Schwaben E. Meier (1852), für Österreich Vernaleken (1864), für Kärnten Franzisci (1884 und 1885), für Tirol die Brüder Zingerle (1852 und 1854), für Siebenbürgen Heltrich (1856), für Böhmen Waldau (1860), für Thüringen Bechstein (1823), für Westfalen Adalb. Kuhn (1859), für Schleswig-Holstein Müllenhoff (1845), für den Harz Ey (1862), für Pommern und Rügen E. M. Arndt (1818 und 1845) und Ulrich Jahn (1891), isländische Märchen Poestion (Wien 1884). - Vgl. Reinh. Köhler, Aufsätze über M. und Volkslieder (Berl. 1894). (S. auch Folk-Lore und Sage.)

Marchena (spr. martsch-), Bezirkshauptstadt der span. Provinz Sevilla, an den Linien (Sevilla-Utrera-La Roda (-Granada) und M.-Cordoba, im O. von Sevilla, auf zwei niedrigen Hügeln einer fruchtbaren Ebene gelegen, hat enge, gewundene, aber reinliche Straßen, (1887) 14 752 E., ein Schloß der Herzöge von Arcos und Schwefelthermen.

Marches (engl., spr. mahrtsches, "Grenzen"), die Grenzdistrikte Englands gegen Schottland und gegen Wales.

Marchesa Colombi (spr. -kē-), Pseudonym der ital. Schriftstellerin Maria Torriani (s. d.).

Marchese (spr. -kē-), s. Marquis.

Marchesekrone, s. Marquiskrone.

Marchesi (spr. -kē-), Mathilde, geborene Graumann, Gesanglehrerin, geb. 26. März 1826 in Frankfurt a. M., erhielt ihre musikalische Ausbildung durch Otto Nicolai in Wien und Garcia in Paris, sang 1847 und 1848 in Italien, 1849-52 in London und heiratete hier den als Sänger und Gesanglehrer bekannten Ritter Salvatore de Castrone, genannt Salvatore M. (geb. 15. Jan. 1822 in Palermo). Mit ihrem Gatten unternahm sie Kunstreisen durch halb Europa, wirkte 1854-61 als Gesangsprofessorin in Wien, 1865-68 am Konservatorium in Köln, kehrte im letztern Jahre nach Wien zurück und lebt jetzt mit ihrem Gatten in Paris. Sie verfaßte "Erinnerungen aus meinem Leben" (Wien 1877).

Marchesi (spr. -kē), Pompeo, Kavaliere, ital. Bildhauer, geb. 7. Aug. 1789 zu Saltrio bei Mailand, Schüler Canovas, schuf eine große Anzahl von Statuen und Büsten, darunter die des Königs Karl Emanuel I. zu Novara, die des Physikers Volta in Como, die des Rechtsgelehrten Cesare Beccaria in Mailand und ein Denkmal für die Sängerin Malibran. Eine von ihm modellierte sitzende Marmorfigur Goethes in halbantiker Gewandung wurde in der Stadtbibliothek zu Frankfurt a. M. aufgestellt. Den Kaiser Franz II. bildete M. zweimal, zuerst (1841) mit Manfredoni für Graz (13 m hohes Bronzestandbild), dann (1846) für die kaiserl. Hofburg in Wien. Daneben beschäftigte ihn jahrelang eine kolossale Marmorgruppe, darstellend eine Mater dolorosa mit dem Leichnam Christi im Schoß, zu der eine Gruppe aus der glaubenden, liebenden und hoffenden Menschheit verehrend herantritt, die, ein Geschenk des Kaisers Ferdinand I. an Mailand, 1852 in der Kirche San Carlo aufgerichtet wurde. M. starb 6. Febr. 1858 als Professor an der Akademie der Künste zu Mailand.

Mar-Chesvan, jüd. Monat, s. Chesvan.

Marchfeld, die größte Ebene in Niederösterreich, Wien gegenüber, zwischen dem linken Ufer der Donau, dem rechten Ufer der March und dem vom Bisamberge über Stammersdorf bis Stillfried an der March sich abgrenzenden Hügellande. Sie umfaßt 990 qkm, wovon 190 qkm auf die Inseln und Arme der Donau abzurechnen sind; ihre größte Länge, Lang-Enzersdorf - Marchmündung (West-Ost), beträgt nahezu 40 km, die Breite, Stillfried-Marchmündung, über 40 km. Die Ebene neigt sich von N. nach S. um 24, von W. nach O. nur um 6 m. Der südl. Teil ist angeschwemmtes Land, der nördliche und höhere besteht aus Schotter und Konglomeraten, was neben der dürftigen Bewässerung die Ertragfähigkeit beeinträchtigt. Das M. ist ein weitem, kahles Blachfeld und nur von wenigen Ortschaften belebt. Die Landwirtschaft hat mit sehr ungünstigen klimatischen Verhältnissen zu kämpfen, die mittlere Jahrestemperatur erhebt sich über 10° C.; die Regenmenge sinkt unter 40 mm im Jahre, und wie in den großen ungar. Ebenen zeigt sich Flugsand. Die im Sommer nicht seltene Trockenheit läßt Rotklee und Grasland verkümmern. Berühmt ist die Pferdezucht mit einer jährlichen Pferdeschau in Lassee (1032 E.), und die Gänsezucht, worauf die Ortsnamen Gänserndorf (1707 E.) und Stopfenreut (231 E.) hinweisen. Die Anlage von Bewässerungskanälen ist geplant.

Das M. ist häufig Kampfplatz gewesen. Hier kämpften die Römer gegen die andringenden Germanen (Markomannen und Quaden), hier wurde 1260 der Sieg König Ottokars von Böhmen über König Bela IV. von Ungarn bei Kroissenbrunn erfochten; hier (bei Dürnkrut) fiel Ottokar in der Entscheidungsschlacht 26. Aug. 1278 gegen Rudolf von Habsburg. Auf dem M. liegen auch die Schlachtfelder von Aspern und Eßling und Wagram.

Marchia (neulat.), Mark (s. d.) als Grenzgebiet.

Marchienne-au-Pont (spr. -schiénn o pong), Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, eine Stunde westlich von Charleroi an der Sambre gelegen, hat (1890) 15 157, mit Monceau-sur-Sambre 22 308 E., Steinkohlengruben, Glashütten, Hochöfen und Eisenwerke.

Marchio, s. Markgraf.

Marchioli (spr. -kió-), s. Eiserne Maske.

Marchthalbahn, 1890 der Österreichisch-Ungarischen Staatseisenbahngesellschaft (s. Österreichisch-Ungarische Eisenbahnen) genehmigte Eisenbahn in Ungarn von Deveny-Ujfalu (Neudorf bei Preßburg) nach der mähr. Grenze mit Flügelbahn Deveny-Polna-Stecken.

Marcia (ital., spr. martscha), Marsch; M. funebre Trauermarsch.

Marcianischer Wald (lat. Marciana silva), die Rauhe Alb und der südlichste Teil des Schwarzwaldes. (S. Abnoba.)

Marcianopolis, alte Stadt in Untermösien, von Trajan gegründet, später Hauptstadt der Bulgaren, jetzt Preslaw.

Marcianus, byzant. Kaiser (450-457), war schon unter Theodosius II. als Feldherr 432 am Krieg gegen die Vandalen in Afrika beteiligt, wurde nach des Kaisers Tode dessen Wunsche gemäß sein Nachfolger und 25. Aug. 450 von den Cirkusfaktionen auf den Thron erhoben. Um seiner Herrschaft eine rechtmäßige Stütze zu geben, heiratete er, schon 60jährig, des verstorbenen Kaisers Schwester Pulcheria. Er hat klug und gerecht und in jeder Beziehung staatsförderlich regiert. Seine größte That war die mutige Haltung dem Hunnenkönig Attila gegenüber, dem er jeden Tribut verweigerte, und gegen den er den weström. Kaiser Valentinianus III. unterstützte. M. starb im Frühjahr 457.