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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mars (Mademoiselle) - Marsberg

als Frühlingsgott verehrt und als solcher mit Frühlingsfesten gefeiert. Vor allem war ihm der März (Martius) geheiligt, der nach ihm benannt war und an der Spitze des altitalischen Kalenders stand; der erste Tag dieses Monats galt als sein Geburtstag und wurde von seinen Priestern, den Saliern (s. d.), mit Waffentänzen gefeiert. Man pflegte dem M. die Erstlinge des Jahres als Opfer darzubringen, woraus sich die Sitte des Ver sacrum (s. d.) entwickelt hat; bei der Feier der Ambarvalia (im Mai) erflehte man seinen Segen für die in Blüte stehenden Saaten. Im Sommer und Herbst dagegen dachte man sich den M. (wie Apollon) entweder durch Mißwachs, Landplagen und tödliche Krankheiten, die namentlich in der heißen Zeit auftreten, strafend oder durch gute Ernte segnend. Endlich wurde der Schluß der warmen Jahreszeit und der Ernte durch ein dem M. als Erntegott geltendes Erntefest (im Oktober) begangen. Wenn M. auch als Kriegsgott (s. obenstehende Abbildung) verehrt wurde, so erklärt sich dies namentlich aus der Weihe des Ver sacrum (s. d.) und aus der antiken Sitte, nur während der warmen Jahreszeit Krieg zu führen, im Winter aber die Waffen ruhen zu lassen. Seine hauptsächlichsten Attribute (Wolf, Habicht und Lorbeer) hat M. mit Apollon gemein. Die ältesten Kulte und Heiligtümer des M. zu Rom bestanden: a. auf dem Palatinus, wo die Priesterschaft der Salier ihren Sitz hatte; an seinem Abhange lag die alte Königsburg (regia), in der die heiligen Schilde der Salier (ancilia) und die Lanzen des M. aufbewahrt wurden; b. vor der Porta Capena, an der Via Appia: in dem daselbst befindlichen Marstempel pflegte man die erbeuteten Waffen zu weihen; c. auf dem sog. Marsfelde (s. d.), wo auch die militär. Übungen stattfanden; d. auf dem Quirinal, wo M. als Quirinus (s. d.) von den Sabinern in ähnlicher Weise wie von den Saliern auf dem Palatinus verehrt wurde. Zu diesen ältern Kulten und Heiligtümern kamen später noch zwei andere: 1) ein Tempel in der Nähe des Circus Flaminius und 2) der von Augustus auf dem von ihm gegründeten Forum zum Gedächtnis an die Bestrafung der Mörder Cäsars gestiftete prachtvolle Tempel des M. Ultor (d. i. des Rächers; 2 v. Chr. eingeweiht). - Vgl. Röscher, Apollon und M. (Lpz. 1873). Hinsichtlich der bildlichen Darstellungen des M. s. Ares.

^[Abb.]

Mars, Anne Françoise Hippolyte Boutet-Monvel, genannt Mademoiselle M., franz. Schauspielerin, geb. 9. Febr. 1779 zu Paris als Tochter des Schauspielers Monvel, trat seit 1791 im Théâtre Montansier in Versailles in Kinderrollen auf, wurde dann am Théâtre française engagiert, wo sie junge Liebhaberinnen und naive Mädchen spielte und bald zu den hervorragendsten Künstlerinnen gezählt wurde. Seit 1812 übernahm sie die Rollen der grandes coquettes und wendete sich nun Molières Stücken zu, die durch ihr unnachahmliches Spiel einen neuen Wert erhielten. In ihren spätern Lebensjahren versuchte sie sich auch mit Erfolg im tragischen Fache. Erst 1841 verließ sie die Bühne und starb 20. März 1847 zu Paris. - Vgl. Roger de Beauvoir, Confidences de Mademoiselle M. (Par. 1855).

Mars., hinter wissenschaftlichen Insektenbenennungen Abkürzung für S. A. de Marseul (spr. -ßöhl), franz. Entomolog, namentlich bekannt durch seinen "Catalogue des coléoptères d'Europe (Par.1857).

Mar-Saba, der heutige Name des Sabasklosters (s. d.)

Marsal, Stadt in Deutsch-Lothringen, Kreis Château-Salins, bis 1874 Festung, nahe der Seille, hat (1890) 624 meist kath. E., Post und Telegraph. Unweit M. finden sich Überreste aus der Römerzeit, Teile einer von Ziegelsteinen auf sumpfiger Unterlage aufgeführten chaussierten Straße, ein histor. Denkmal, das in jener Gegend "Briquetage de la Seille" genannt wird. M. ergab sich 14. Aug. 1870 nach kurzer Beschießung an bayr. Truppen.

Marsala (arab., d. i. Hafen Alis), Seestadt in der Provinz und im Kreis Trapani der Insel Sicilien, östlich von dem Kap Boëo (dem alten Lilybäum, s. d.) und nördlich von der Mündung des Flüßchens M., an der Linie Trapani-Palermo, in fruchtbarer Gegend, ist ziemlich regelmäßig gebaut, ummauert, von einer langen Straße, Cassaro, durchschnitten, hat (1881) 40 342 E., Dom, Rathaus mit schöner antiker Marmorgruppe, Theater, Bibliothek; große Weinfabriken, bedeutenden Handel mit Getreide und Öl, mit Soda und Marsala (s. d.). Der Hafen, den Karl V. verschütten ließ, ist jetzt wiederhergestellt. Neuerdings ist M. historisch denkwürdig geworden durch die 11. Mai 1860 erfolgte Landung Garibaldis und seiner Freiwilligen.

Marsala, Marsalawein, der in der Umgebung von Marsala gezogene Wein. Das Produktionsgebiet ist die ganze Südwestecke der Insel Sicilien mit den Ortschaften Trapani, Mazzara bis an den Golf von Castellammare und Selinunte; bei Bedarf werden auch Weine von der Ostküste der Insel hergeholt. Die besten Weine kommen aus der nähern Umgebung Marsalas, von Mazzara, Campobello u. s. w. Nach vollständiger Vergärung sind die Weine hellgelb, sehr trocken, ähnlich andern südländischen starken Weißweinen mit einem natürlichen Alkoholgehalt von 13 bis 16 Proz. und selbst noch mehr. Zur Erzeugung der sog. Liqueur- oder Dessertweine wird der Grundwein mehrerer Sorten gemischt und erhält Zusätze von sog. Vino cotto, d. i. eingekochtem Weinmost, Vino sforzato, d. i. gealtertem, unvergorenem Weinmost (zuweilen einfachem Zucker) und zu verschiedenen Malen Spritzusatz, bis er wenigstens 18 Volumenprozent Alkoholstärke erreicht. Die Einführung des M. geschah 1772 durch den Engländer Woodhouse und hat hauptsächlich Bedeutung gewonnen, als der Madeira vorübergehend fehlte; die Jahresausfuhr beträgt ungefähr 20 000 Pipen (à 400 l). Unter dem Namen von Madeira, Oporto, Malaga und Bordeaux in den Handel gebrachte Imitationen, aus sicil. Weinen dargestellt, erreichen die Güte der Originale bei weitem nicht. Bereits wird auch begonnen, sicil. Weine zu Cognac zu brennen.

Marsberg. 1) Niedermarsberg, Stadt im Kreis Brilon des preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, an der Diemel und der Linie Cassel-Schwerte der Preuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Arnsberg), hat (1895) 3862 (1890: 3555) E., darunter 256 Evangelische und 145 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Provinzialirrenanstalt, Idiotenanstalt, Krankenhaus, Schlachthaus; Papierfabrik, Kupferhütte und Kupfererzbergbau. - 2) Obermarsberg, Stadt ebendaselbst, hat (1895) 1244 (1890: 1270) E., darunter 37 Evangelische.