Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

658

Maßsystem - Maß und Gewicht (im allgemeinen)

Grundlinie mit dem zweiten der obersten Parallele u. s. f. Durch diese Geraden (Transversalen) werden auf den verschiedenen Parallelen der Reihe nach von unten 1, 2, 3... Zehntel mm vom Nullstrich des Kopfes aus abgeschnitten. (S. auch Mikrometer.)

Bei Anfertigung von Zeichnungen müssen sehr oft die natürlichen Größenverhältnisse zur bessern Veranschaulichung in verändertem Maße wiedergegeben werden. So muß z. B. bei allen kartogr. Darstellungen eine sehr bedeutende Verkleinerung (Verjüngung) aller natürlichen Längen eintreten, um ein übersichtliches Bild zu schaffen, und man bezeichnet hierbei das gewählte Verjüngungsverhältnis selbst kurzweg als den M. einer Karte, z. B. Karte des Deutschen Reichs im M. 1:100 000. Bei Diagrammen (s. d.) sind für die Ordinaten und Abscissen meist verschiedene M. nötig, deren gegenseitiges Verhältnis für eine gefällige Darstellung von Wichtigkeit ist.

Maßsystem, absolutes, s. Maß und Gewicht (im absoluten Sinne).

Maß'ûdî, Abul-Hassan Ali, arab. Schriftsteller, geb. gegen Ende des 9. Jahrh. zu Bagdad, begab sich seit 912 als Jüngling auf Reisen und besuchte Persien, Indien, Tibet, Ceylon, die Küstenländer des Kaspischen Meers, verschiedene Teile Afrikas, die Länder im Sudan, Südarabien, Syrien und das Byzantinische Reich. Seine letzten Lebensjahre teilte er zwischen Ägypten und Syrien, er starb 957 zu Altkairo. Aus seinem umfassenden Achbâr al-Zemân ("Nachrichten der Zeit") verfaßte er einen Auszug u. d. T. Murûdsch.al-dhasab, d. h. "Goldwäschereien" (englisch von Sprenger, Bd. 1, Lond. 1841; Text mit franz. Übersetzung, 9 Bde., Par. 1861-78; Textausgabe in 2 Bdn., Bulâk 1283 der Hidschra). Das Werk bildet eine reiche Fundgrube für die Geographie und die Erkenntnis der Kultur und der Geschichte des Orients. Außerdem verfaßte M. eine große Anzahl anderer Werke zumeist geogr. und histor. Inhalts, von welchen das Kitâb al-tanbîh von de Goeje (in der "Bibl. geograph. arab", VIII, Leiden 1894) herausgegeben wurde.

Maß und Gewicht. 1) Bestimmung. Um die Menge oder die Schwere irgend einer Größe oder eines Gegenstandes zu bestimmen, vergleicht man sie mit einer bekannten Größe derselben Art, welche als Einheit dient. Diese Einheit nennt man "Maß" oder "Gewicht", die Vergleichung selbst aber "messen" oder "wiegen". Man nimmt also beim Messen von Längen eine Länge oder Linie, beim Messen von Flächen eine Fläche, beim Messen von Körpern einen körperlichen Raum, beim Feststellen der Schwere eines Körpers ein bekanntes Gewicht als Einheit oder Maß an. Die Einheiten des Flächen- und Körpermaßes lassen sich von der Einheit des Längenmaßes herleiten. Die Kenntnis der in den verschiedenen Ländern geltenden M. u. G. bildet einen wesentlichen Teil einer eigenen Wissenschaft (der Metrologie), deren anderer, allgemeiner Teil es mit den Bedingungen der M. u. G. sowie des Messens und Wagens überhaupt zu thun hat. In früherer Zeit legte man den Einheiten des Längenmaßes (Elle, Fuß, Zoll) Teile der Glieder des menschlichen Körpers zu Grunde. Erst in neuerer Zeit hat man unveränderliche Maßeinheiten aus der unbelebten Natur entnommen, um dadurch ein Weltmaß zu erhalten.

Von den dahin zielenden Vorschlägen verdienen nur zwei eine nähere Erwähnung. Huyghens schlug 1673 die Länge des Sekundenpendels, welche nach seiner Theorie auf der ganzen Erde unveränderlich sein mußte, oder auch den dritten Teil desselben als Maßeinheit (Zeitfuß, pes horarius) vor. Aber diesem Vorschlage stand der fast gleichzeitig bekannt gewordene Umstand im Wege, daß die Länge des Sekundenpendels nicht überall auf der Erde gleich, sondern von der geogr. Breite abhängig ist, weshalb Bouguer um 1749 die Pendellänge unter dem 45. Breitengrad, La Condamine aber die Länge des Pendels unter dem Äquator als Maßeinheit vorschlug. Jedoch kam keiner von beiden Vorschlägen zur Ausführung. Zwar erklärte sich 1790 die franz. Nationalversammlung für die Pendellänge als natürliche Einheit und Grundlage des Maßsystems, aber die von der Akademie der Wissenschaften zur Begutachtung ernannte Kommission schlug 1791 vor, den zehnmillionsten Teil des Erdmeridianquadranten oder der Entfernung des Pols vom Äquator als Einheit des Längenmaßes anzunehmen. Dieser Vorschlag wurde sofort angenommen, worauf die franz. Regierung eine genaue und sehr ausgedehnte Gradmessung veranstaltete, um jene Maßeinheit, welche Meter (m) genannt wurde, zu bestimmen. Auf die so bestimmte Einheit ist das ganze sog. metrische Maß- und Gewichtssystem gegründet. (S. Decimalsystem, Meter und Metrisches System.)

Die Gewichtseinheit wird am zweckmäßigsten aus der Maßeinheit hergeleitet, indem man eine gewisse Menge reinen Wassers als Gewichtseinheit festsetzt. (S. Metrisches System.) Da jeder Stoff durch die Veränderungen der Temperatur auch Veränderungen seiner Ausdehnung erleidet, kann jedes konkrete Maß (jedes Meßwerkzeug, also jeder Maßstab und jedes Hohlmaß) nur bei einem bestimmten Temperaturgrad (bei der "Normaltemperatur") seine wahre Größe haben. Bei wissenschaftlichen Vergleichungen muß also auf die gesetzliche Normaltemperatur Rücksicht genommen werden, wie auch auf den Stoff des Normalmaßes (s. d.), da die verschiedenen Stoffe auch verschiedene Ausdehnung haben. Die nebenstehende Tabelle gewährt eine Übersicht über die hauptsächlichsten M. u. G. verglichen mit den Größen des Metrischen Systems.

Vgl. Noback, Münz-, Maß- und Gewichtsbuch (2. Aufl., Lpz. 1879); Treuber, Münz-, Maß- und Gewichtsbuch (2. Aufl., Dresd. 1891).

2) Bezeichnung. Vom internationalen Maß- und Gewichtskomitee (Comité international des poids et mesures) sind für die Benennungen der metrischen Maß- und Gewichtsgrößen Abkürzungen aufgestellt worden, welche Österreich sowohl für die Lehranstalten als auch für das Gebiet des Handelsministeriums vorgeschrieben hat. Wo diese Abkürzungen mit den nachfolgenden deutschen nicht übereinstimmen, sind sie, also die französischen und österreichischen, eingeklammert (in Kursivschrift) angegeben; dasselbe findet statt für die im Deutschen Reiche nicht gesetzlichen metrischen Größen.

Nach Verordnung des deutschen Bundesrats vom 8. Okt. 1887 sind folgende Abkürzungen im Deutschen Reiche vorgeschrieben: Längenmaße: Kilometer km, Meter m (Decimeter dm), Centimeter cm, Millimeter mm; Flächenmaße: Quadratkilometer qkm (km2), Hektar ha, Ar a, Quadratmeter qm (m2, Quadratdecimeter dm2, Quadratcentimeter qcm (cm2), Quadratmillimeter qmm (mm2); Körpermaße: (Kubikkilometer km3), Kubikmeter cbm (m3),