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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mexiko (Föderativrepublik)

Handel und Verkehrswesen. Die Einfuhr hatte 1894/95 einen Wert von 34 000 440 Doll.; die zu drei Vierteln nach den Vereinigten Staaten gehende Ausfuhr betrug 90 854 953 Doll., darunter 52 535 854 Doll. für Edelmetalle; sonst waren Hauptausfuhrwaren Kaffee (12 270 783 Doll.), Henequen (Agavefaser, 7 720 058 Doll.), Holz (2 691 811 Doll.), Häute (2 350 262 Doll.), lebendes Vieh (1 745 075 Doll.), Tabak (1 460 140 Doll.) u. a. Hauptverkehrsländer sind, außer den Vereinigten Staaten von Amerika, England, Deutschland und Frankreich.

Es giebt 10 Banken, darunter Banco Nacional (Kapital 20 Mill. Doll.), Banco Hipotecano (5 Mill.), Banco de Londres (3 Mill.). Die mexik. Handelsmarine besaß 1894 außer zahlreichen kleinen Schiffen für die Küstenschiffahrt nur 29 Schiffe mit über 100 t, darunter 14 Dampfer mit 4006 t. 1893/94 liefen im überseeischen Verkehr ein: 1237 Schiffe mit 1 314 625 t, aus: 1211 Schiffe mit 1 296 834 t. 1896 gab es 90 872 km Telegraphen (davon ein Drittel den Einzelstaaten gehörig) und 1200 km Telephonleitungen. Es bestanden etwa 800 Telegraphen- und 1435 Postanstalten, welche letztere (1894/95) 150,8 Mill. Briefe und Postkarten beförderten. Über die Eisenbahnen s. Mexikanische Eisenbahnen.

Bevölkerung, Verfassung und Verwaltung. M. hat nach der Zählung vom 20. Okt. 1895: 12 570 195 E. Die Dichtigkeit ist sehr ungleich. Im ganzen sind die Staaten auf dem Hochland besser besiedelt als die an den Küsten. Die Bevölkerung zerfällt ihrer Abstammung und Sprache nach in vier Hauptteile: 1) Kreolen oder Weiße span. Abkunft, etwa 19 Proz. der Gesamtbewohner, deren Sprache, die spanische, die allgemein verbreitete und auch der Mehrzahl der ursprünglichen Einwohner bekannt und geläufig ist; 2) Indianer, 37 Proz., am zahlreichsten die aztekischen Stämme auf dem Hochlande, wogegen die nichtaztekischen Indianer meist nur schwache, großenteils herumschweifende Jägervölker sind; 3) Neger, deren Zahl noch gegen 70 000 beträgt und infolge der Aufhebung der Sklaverei abnimmt; 4) die aus der Vermischung der drei Rassen hervorgegangene Bastardbevölkerung, Mestizen, Mulatten, Zambos, Chinos u. s. w., in ihren verschiedenen Abstufungen, die, etwa 44 Proz. der Gesamtzahl, seit der Freierklärung aller Rassen in dem Volks- und Staatsleben ein höchst bedeutsames Element bildet. Mit Ausnahme von ungefähr 200 000 wilden Indianern, die im Gegensatze zu den Indios fideles, den gläubigen, d. i. christl. Indianern, Indios brovos genannt werden und in den nördl. Staaten herumschweifen, bekennt sich die ganze übrige Bevölkerung zur röm.-kath. Kirche. Die wenigen Protestanten leben in den größern Städten. Die kath. Kirche wird durch drei Erzbischöfe (M., Morelia und Guadalajara) und zehn Bischöfe verwaltet und besitzt 10 112 Kirchen und Kapellen.

Die Verfassung des Bundesstaates (vom 4. Okt. 1824), der der Vereinigten Staaten nachgebildet, wurde häufig umgestaltet, Nach der Konstitution (vom 5. Febr. 1857, modifiziert im Dez. 1890) ruht die Exekutivgewalt in einem indirekt auf vier Jahre erwählten Präsidenten, welchem ein Kabinett von sieben Staatssekretären zur Seite steht. Die gesetzgebende Gewalt wird vom Kongreß ausgeübt. Die 227 Abgeordneten werden auf 2 Jahre indirekt gewählt; in den Senat sendet jeder Staat zwei über 30 J. alte Senatoren, von denen alle 2 Jahre die Hälfte ausscheidet. Während der Vertagung des Kongresses sitzt ein Regierungsausschuß. M. ist in 27 Staaten, 1 Bundesdistrikt und 2 Territorios eingeteilt.

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Staaten und Territorien Einwohner 1895 Einw. auf 1 qkm Hauptstadt Einwohnerzahl der Hauptstadt

Atlantische Küstenstaaten:

Tamaulipas 204 206 2,4 Victoria 14 575

Veracruz 855 975 12,1 Jalapa 18 173

Tabasco 134 794 5,3 S. Juan Bautista 27 030

Campeche 90 458 1,6 Campeche 16 631

Yucatan 297 507 3,5 Merida 36 720

Südliche Hochland-Küstenstaaten:

Bundesdistrikt 484 608 403,8 Mexiko 339 935

Mexiko 838 737 42,4 Toluca 23 648

Morelos 159 800 30,4 Cuernavaca 8 554

Puebla 979 723 30,4 Puebla 91 917

Tlaxcala 166 803 42,8 Tlaxcala 2 874

Hidalgo 548 039 23,6 Pachuca 52 189

Queretaro 227 233 24 2 Queretaru 32 790

Guanajuato 1 047 238 36,8 Guanajuato 39 337

Aguascalientes 103 645 17,0 Aguascalientes 31 619

Nördliche Hochlandstaaten:

Zacatecas 452 720 7,0 Zacatecas 40 026

San Louis Potosi 570 814 8,6 San Louis Potosi 69 676

Nuevo Leon 309 607 5,0 Monterey 56 855

Coahuila 235 638 1,5 Saltillo 19 654

Durango 294 366 3,1 Durango 42 165

Chihuahua 266 831 1,2 Chihuahua 18 521

Pacifische Küstenstaaten:

Niederkalifornien (Territorium) 42 287 0,3 La Paz 4 737

Sonora 191 281 0,9 Hermosillo 8 376

Sinaloa 256 414 3,5 Culiacan 14 205

Tepic (Territ.) 144 308 5,0 Tepic 16 226

Jalisco 1 107 863 11,9 Guadalajara 83 870

Colima 55 677 10,3 Colima 19 305

Michoacan 889 795 14,0 Morelia 32 287

Guerrero 417 621 6,3 Chilpancingo 6 204

Oaxaca 882 529 9,9 Oaxaca 32 641

Chiapas 313 678 5,7 Tuxtla 7 882

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Das Wappen von M. stellt einen Nopal (eine Kaktee) auf einem aus dem Meere hervorragenden Felsen dar, auf der Pflanze ein Adler mit ausgebreiteten Flügeln, eine Schlange tötend. Die Nationalflagge ist grün, weiß und rot, in der Mitte ebenfalls ein Adler. (S. Tafel: Flaggen der Seestaaten.)

Die Finanzen haben infolge des steten Sinkens des Silberwertes wenig Aussicht auf Besserung. Die Einnahmen betrugen 1893/94: 40, die Ausgaben 41 Mill. Doll., und zwar flossen 58 Proz. der Einnahmen aus Zöllen, 35 Proz. aus Abgaben, namentlich Stempelsteuern, während die Verwaltung, Heerwesen u. s. w. 44, die Verzinsung der Schuld 46 und die Eisenbahnsubventionen 10 Proz. der Ausgaben erforderten. Das Budget für 1896/97 verzeichnet an Einnahmen 46 104 000, an Ausgaben 46 015 000 Doll. Silber. Die Schuld beträgt (Sept. 1893) insgesamt 25 Mill. Pfd. St. (d. i. nach dem Kurs = 266 Mill. Pesos). Sie zerfällt in zwei 6prozentige äußere in Gold verzinsliche Anleihen von 1888 im Nominalbetrag von 10,5 und (1890)

^[Abb.]