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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Michelianer - Michetti

(Berl. 1828) und drei Arbeiten über Aristoteles: außer einer Ausgabe der "Nikomachischen Ethik" (Bd. 1, Text, ebd. 1829; Bd. 2, lat. Kommentar, 1835; 2. Aufl. 1848) noch "Die Ethik des Aristoteles in ihrem Verhältnis zum System der Moral" (ebd. 1827) und das von der Pariser Akademie der moralischen und polit. Wissenschaften 1835 gekrönte Werk "Examen critique de l'ouvrage d'Aristote, intitulé Métaphysique" (Par. 1836). Hieran schlossen sich: "Geschichte der letzten Systeme der Philosophie in Deutschland von Kant bis Hegel" (2 Bde., Berl. 1837-38) und "Entwicklungsgeschichte der neuesten deutschen Philosophie" (ebd. 1843). Von 1832 bis 1842 nahm M. an der Herausgabe von Hegels Werken teil. Seinen Standpunkt legte er am bestimmtesten dar in den "Vorlesungen über die Persönlichkeit Gottes und die Unsterblichkeit der Seele oder die ewige Persönlichkeit des Geistes" (Berl. 1841) und "Die Epiphanie der ewigen Persönlichkeit des Geistes, eine philos. Trilogie" (Nürnb. 1844, Darmst. 1847, Berl. 1852; 2. Aufl. 1863). M. stiftete 1843 mit dem Grafen von Cieszkowski die Philosophische Gesellschaft zu Berlin. Eine der bedeutendsten Arbeiten ist die "Geschichte der Menschheit in ihrem Entwicklungsgange seit dem J. 1775 bis auf die neuesten Zeiten" (2 Bde., Berl. 1859-60). Als Schriftführer der Philosophischen Gesellschaft redigierte er seit 1860 deren Organ, die Zeitschrift "Der Gedanke" (Bd. 1-9, 1860-84). Später veröffentlichte M.: "Naturrecht, oder Rechtsphilosophie als die praktische Philosophie" (2 Bde., Berl. 1866). In seinem Werke "Das System der Philosophie, als exakter Wissenschaft" (4 Tle. in 5 Bdn., Berl. 1876-81) sucht M. eine Versöhnung zwischen der spekulativen Philosophie und den empirischen Wissenschaften zu begründen. Neuerdings erschien "Histor.-kritische Darstellung der dialektischen Methode Hegels" (mit Haring, Lpz. 1888). - Vgl. M., Wahrheit aus meinem Leben (Berl.1884).

Michelianer, eine von Joh. Michael Hahn (s. d.) gestiftete Sekte.

Michelis, Friedr., altkath. Theolog und Philosoph, geb. 27. Juli 1815 zu Münster in Westfalen, studierte daselbst und nach empfangener Priesterweihe in Bonn, wurde dann Kaplan und Religionslehrer am Gymnasium zu Duisburg, 1849 Professor am Seminar zu Paderborn, 1854 Direktor des theol. Konvikts zu Münster, 1855 Pfarrer zu Albachten bei Münster, 1864 Professor der Philosophie am Lyceum Hosianum zu Braunsberg. Als Politiker war M. 1862 Mitbegründer des Reformvereins und 1866-67 Mitglied des preuß. Abgeordnetenhauses; auch schrieb er "Preußens Beruf für Deutschland und die Weltgeschichte" (Paderb. 1863). Ein eifriger Gegner der Infallibilitätslehre, schrieb er während des Vatikanischen Konzils "Die Unfehlbarkeit des Papstes im Lichte der kath. Wahrheit und der Humbug, den die neueste Verteidigung damit treibt" (Braunsb. 1869) und "Die Versuchung Christi und die Versuchung der Kirche" (ebd. 1870), wurde nach der Verkündigung des neuen Dogmas infolge seiner Weigerung, sich demselben zu unterwerfen, vom Bischof von Ermeland seines Amtes entsetzt, im Okt. 1871 exkommuniziert und war seitdem einer der energischsten Vorkämpfer der altkath. Sache. Seit 1874 war er Seelsorger der altkath. Gemeinde in Freiburg i.Br., wo er 28. Mai 1886 starb. Er schrieb ferner: "Kritik der Güntherschen Philosophie" (Paderb. 1854), "Die Philosophie Platos in ihrer innern Beziehung zur geoffenbarten Wahrheit" (2 Bde., Münster 1859-60), "Geschichte der Philosophie von Thales bis auf unsere Zeit" (Braunsb. 1865), "Die Philosophie des Bewußtseins" (Bonn 1877); gegen Darwinismus und Materialismus kämpfte er in der Zeitschrift "Natur und Offenbarung" und in den Schriften: "Der kirchliche Standpunkt in der Naturforschung" (Münster 1855), "Der Materialismus als Köhlerglaube" (ebd. 1856), "Das Formentwicklungsgesetz im Pflanzenreiche" (Bonn 1869), "Häckelogonie" (2. Aufl., ebd. 1876), "Antidarwinistische Beobachtungen" (ebd. 1877), "Ist die Annahme eines Raumes mit mehr als drei Dimensionen wissenschaftlich berechtigt?" (Freib .i. Br. 1879), "Das Gesamtergebnis der Naturforschung denkend erfaßt" (ebd. 1885), "Antidarwinismus" (Heidelb. 1886). In seiner "Kath. Dogmatik" (Freib. i. Br. 1881) versucht er die altkath. Auffassung des Christentums als die höhere Einheit der prot. und röm.-kath. Dogmatik darzustellen. Von den zahlreichen kirchenpolit. Veröffentlichungen seien noch genannt: die auf den Index gesetzten "50 Thesen über die Gestaltung der kirchlichen Verhältnisse der Gegenwart" (2. Aufl., Lpz. 1868), "Zur Infallibilität" (Münster 1871), "Der häretische Charakter der Infallibilitätslehre" (Hannov. 1872), "Die Pflicht des deutschen Gewissens gegenüber den röm. Anmaßungen" (Offenbach 1872), "Meine Ansichten über Wissen und Glauben und über das Ziel der kath. Reformbewegung" (Bern 1873), "Was ist und was will der Altkatholicismus?" (Konstanz 1875), "Kurze Geschichte des Vatikanischen Konzils" (ebd. 1875) u. s. w. Von ihm erschienen auch "Hobelspäne. Gedichte mit einem geharnischten Vorwort" (Mainz 1885).

Michelozzo (spr. mikel-), ital. Baumeister und Bildhauer der Frührenaissance, geb. 1396 zu Florenz, gest. 1479. Als Architekt schließt er sich eng an Brunelleschi an, dessen Stil er nach Mailand brachte, wo er den Palazzo Vismara und eine Kapelle an San Eustorgio aufführte. Seine berühmtesten Bauten in Florenz sind der herrliche Palazzo Riccardi (um 1430), der Palazzo Ricasoli und die Klosteranlagen von Sta. Croce und San Marco. Auch in Venedig war er (1433) thätig. In seinen Skulpturen, unter denen die Silberstatue Johannes des Täufers für die Opera des Doms zu Florenz, ein Johannes der Täufer in Sta. Annunziata, das Holzcrucifix in San Giorgio Maggiore zu Venedig und das Portal des Palastes Vismara in Mailand hervorzuheben sind, steht er ganz unter dem Einflusse Donatellos, an dessen Werken (z. B. am Grabmal Johanns XXIII. im Baptisterium zu Florenz) er häufig mitgearbeitet hat.

Michelsberg, Groß-Gemeinde und Kurort bei Hermannstadt (s. d.) in Siebenbürgen.

Michelstadt, Stadt im Kreis Erbach der hess. Provinz Starkenburg, an der Mümling und der Linie Frankfurt-Eberbach der Hess. Ludwigsbahn, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Darmstadt), hat (1895) 3112 (1890: 3084) E., darunter 206 Katholiken und 180 Israeliten, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, Realschule, landwirtschaftliche Winterschule, Kaltwasserheilanstalt; Baumwoll- und Tuchweberei, Gerberei, Drahtzieherei, Drahtstiftenfabrik, Elfenbeinschnitzerei und ein Eisenhüttenwerk.

Michetti (spr. miké-), Paolo, ital. Maler, geb. 2. Okt. 1851 zu Tocco da Casauria (Provinz Chieti), besuchte seit 1868 die Akademie zu Neapel und wid-^[folgende Seite]