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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Midoline - Mieroslawski

mentlich auch Steinkohlen bei Dalkeith (s. d.). Die Einwohner ziehen ihren Unterhalt hauptsächlich aus der Versorgung der Hauptstadt mit den Erzeugnissen der Landwirtschaft, des Bergbaues und der Fischerei. M. sendet einen Abgeordneten ins Parlament.

Midoline heißt im Buchdruck eine Schriftgattung, welche die Formen der deutschen (Fraktur) und der lat. Schrift (Antiqua) in sich vereinigt.

Midrasch (hebr., Mehrzahl Midraschim), d. h. Auslegung, Erklärung, s. Jüdische Litteratur.

Midshipmen (engl., spr. middschipp-, d. i. Mittschiffsleute), in der engl. und nordamerik. Marine die Kadetten der Kriegsschiffe, die nach Erlernung des praktischen Seedienstes und Ablegung einer Prüfung Schiffslieutenant werden. Sie haben ihren Namen davon, daß ihr dienstlicher Aufenthaltsort während ihrer Wache die Mitte des Schiffs ist, von wo aus sie die Befehle des wachhabenden Offiziers nach dem Vorderteil überbringen.

Miechowitz, Dorf im Kreis Beuthen des preuß. Reg.-Bez. Oppeln, hat (1895) 5244 (1890: 4550) E., darunter 59 Evangelische und 33 Israeliten, Post, Telegraph, Schloß, Erziehungshaus; Brauerei und Bergbau auf Galmei (Mariagrube), Blei- und Eisenerz.

Mieg, Armand, bayr. Infanteriemajor z. D., geb. 20. Dez. 1834 zu Ulm, trat nach Absolvierung des Gymnasiums freiwillig in die bayr. Armee ein, wurde 1858 Junker, 1859 Offizier und 1872 als Hauptmann und Direktionsmitglied zur Militärschießschule in Spandau kommandiert. Seine Theorien über die Verwendung der Infanteriegewehre, über Mantelgeschosse, über Wolfram als Geschoßmaterial, über Gewehrverschlüsse, über kleinkalibrige Gewehre u. s. w. haben fast in allen Armeen Anerkennung gefunden. Sein Anteil an der Konstruktion des deutschen Infanteriegewehrs 1888, besonders des Laufmantels (s. Handfeuerwaffen, Bd. 8, S. 767 a), wurde 1889 seitens des preuß. Kriegsministeriums durch Gewährung einer bedeutenden Gratifikation anerkannt. M. hat 1880 den Abschied genommen und lebt gänzlich seinen Erfindungen. Seine Schriften sind: "Die Verwendung des Infanteriegewehrs M/71 nebst einer Anleitung zum Distanzschätzen" (Berl. 1877; nicht im Buchhandel), "Theoretische äußere Ballistik nebst Anleitung zur praktischen Ermittelung der Flugbahnelemente" (ebd. 1884).

Mieltschin, Stadt im Kreis Witkowo des preuß. Reg.-Bez. Bromberg, hat (1895) 504 (1890: 525) kath. E., Postagentur, Telegraph, kath. Pfarrkirche.

Miene, die individuelle Gestaltung des menschlichen Antlitzes, namentlich insofern sie sich als Ausdruck innerer Gemütszustände darstellt. Das Mienenspiel ist daher ein Spiegel der Seele. Gewöhnlich verknüpfen sich mit ihm die Gebärden (s. d.). Wie diese ist es zunächst unabsichtlich und unwillkürlich, aber auch künstlerischer Ausbildung fähig. (S. Mimik.)

Mieres, span. Stadt in der Provinz Oviedo, Eisenbahnstation der Linie Gijon-Oviedo-Leon, 19 km im SSO. von Oviedo, nimmt mit der Entwicklung des Steinkohlenbergbaues rasch zu und hatte 1887: 12 897 E.

Mierevelt, Michiel Jansze, niederländ. Porträtmaler, geb. 1. Mai 1567 zu Delft, gest. daselbst 27. Juli 1651, war Hofmaler der Prinzen von Oranien. Er malte treffliche Bildnisse, auch Stillleben und Bambocciaden, hat ein schönes Kolorit und zeigt trotz erstaunlicher Produktivität großen Fleiß und Feinheit in der Ausführung. Seine Werke, die sich besonders im Rijksmuseum zu Amsterdam und in der königl. Galerie des Haag befinden, bezeichnen nach der schlichten, noch etwas steifen Anordnung und Auffassung die letzte Stufe in der Entwicklung der holländ. Porträtmalerei vor Frans Hals' lebensvoll dramat. Richtung. Die vorzüglichsten ältern holländ. Stecher haben Blätter nach ihm geliefert. - Auch sein Sohn Pieter M., geb. 1596, gest. 1632, war als Porträtmaler geschätzt.

Mieris, Frans van, der Ältere, holländ. Maler, geb. 12. April 1635 zu Delft, gest. 12. März 1681 in Leiden, war Schüler von Dou. Seine Bilder, meist Darstellungen aus dem geselligen und häuslichen Leben der vornehmen Welt, sind fein im Ton und sauber durchgeführt und waren schon bei Lebzeiten des Künstlers sehr geschätzt. Besonders reich an Werken M.' ist die alte Pinakothek in München (15 Bilder): Das Austernfrühstück (1661), Die Lautenspielerin (1663), Der Reiterstiefel (1666), Die kranke Frau (1667), Der Trompeter (1672); ebenso die Dresdener Galerie (14 Bilder): Der Kesselflicker, Werkstatt des Künstlers; andere Bilder von ihm finden sich in den Galerien zu Wien (Kavalier im Verkaufsladen), Florenz und Petersburg.

Sein älterer Sohn, Jan van M., geb. 1660 zu Leiden, war ein ausgezeichneter Porträtmaler und ging nach Florenz, wo er schon 1690 starb.

Der jüngere Sohn, Willem van M., geb. 1662 zu Leiden, gest. daselbst 24. Jan. 1747, war Schüler seines Vaters, malte nicht mit gleicher Leichtigkeit wie dieser, ersetzte aber diese Mängel durch peinliche Vollendung seiner Gemälde.

Frans van M., der Jüngere, geb. 24. Dez. 1689 zu Leiden, gest. daselbst 22. Okt. 1763, Sohn von Willem van M., war ein glücklicher Nachahmer der Werke seines Vaters und Großvaters. Besonders aber machte er sich bekannt durch die "Historie der nederlandsche vorsten" (3 Bde., Haag 1732-35) und das "Groot charterboek der graaven van Holland, van Zeeland en heren van Vriesland" (4 Bde., Leid. 1753-56), in welchen Werken die Münzen nach seinen Zeichnungen gestochen wurden. Seiner unvollendeten Geschichte von Leiden ("Handvesten der stad Leiden", Leid. 1759) fügte Dan. van Alphen einen zweiten Band hinzu.

Mieroslawski (spr. mjä-), Ludwig, poln. Revolutionär und Militärschriftsteller, geb. 1814 zu Nemours in Frankreich, nahm als Offizier am poln. Aufstand 1830 teil, war dann Leiter der poln. Erhebung von 1846, wurde aber bei Gnesen verhaftet, zum Tode verurteilt, zu Gefängnis begnadigt und beim Aufstand in Berlin im März 1848 befreit. Am 30. April begab er sich wieder an die Spitze des Aufstandes nach Posen, hatte einen kleinen Erfolg bei Miloslaw, mußte sich aber im Mai ergeben. Nachdem er hierauf an der Revolution in Sicilien teilgenommen hatte, war er 1849 Oberbefehlshaber der Revolutionsarmee in Baden. Beim poln. Aufstand 1863 führte er ein Freikorps, ward aber 22. Febr. bei Radziejowo geschlagen. Er starb 23. Nov. 1878 in Paris. M. schrieb: "Histoire de la révolution de Pologne" (3 Bde., Par. 1837; Bd. 4, ebd. 1878), die Fortsetzung von Mochnackis "Historya powstania narodnu polksiego" (Bd. 3, ebd. 1845), "Kurs sztuki wojennéj, czyli Rozbiór krytyczny kampanii 1831" (ebd. 1845; deutsch: "Kritische Darstellung des Feldzugs von 1831 mit Anwendung auf Nationalkriege",