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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Milleraies - Millin

hatte, wurde er 1775 in Ulm Vikar am Gymnasium, 1780 Pfarrer zu Jungingen bei Ulm, Professor am Gymnasium zu Ulm, wo er als Dekan und geistlicher Rat 21. Juni 1814 starb. Großes Aufsehen erregte sein Roman "Siegwart, eine Klostergeschichte" (2 Bde., Lpz. 1776 u. ö.), der, durch Goethes "Werther" veranlaßt, fast nur in der Schilderung weicher und schwärmerischer Gefühle besteht. Auch M.s spätere Romane sind in derselben sentimentalen Richtung geschrieben und veranlaßten eine große Zahl meist wertloser Nachahmungen. M.s lyrische "Gedichte" (Ulm 1783), darunter mehrere "Minnelieder", trugen denselben Charakter der Milde und Weiche wie seine Romane an sich; manche wurden viel gesungen und können als wirkliche Volkslieder gelten, wie "Was frag' ich viel nach Geld und Gut". - Vgl. Prutz, Der Göttinger Dichterbund (Lpz. 1841); Erich Schmidt, Charakteristiken (Berl. 1886); Kraeger, Johann Martin M. (Brem. 1893).

Milleraies (frz., spr. milräh), ein sehr fein gestreifter Seiden- oder Baumwollstoff.

Millerit, Haarkies, Nickelkies, ein in äußerst dünnen, nadelförmigen und haarförmigen Krystallen, die hexagonale Prismen mit rhomboedrischer Endigung darstellen, ausgebildetes Mineral von messinggelber Farbe, der Härte 3,5 und dem spec. Gewicht 5,3. Die haarfeinen Krystalle sind entweder zu Büscheln oder zu verworrenen Flocken gruppiert. Die chem. Analysen ergeben 64,45 Proz. Nickel und 35,55 Proz. Schwefel und führen auf die Formel NiS. Unter den Fundorten sind Johanngeorgenstadt, Pribram, Joachimsthal, Kamsdorf bei Saalfeld in Thüringen und Richelsdorf zu erwähnen. Sehr schön kommt der M. in Höhlungen des Kohlenkalks von St. Louis vor.

Milleriten, religiöse Sekte, s. Adventisten.

Millerolle (spr. mil'róll), Wein- und Ölmaß in Marseille und Toulon = 4 Escandaux oder 64 l. (S. Escandal.)

Milleschauer, Berg in Böhmen, s. Mittelgebirge.

Millesimo, Dorf in der ital. Provinz Genua, Kreis Savona, bekannt durch den Sieg Bonapartes über die Österreicher 13. und 14. April 1796.

Millet (spr. -leh), Aimé, franz. Bildhauer, geb. 27. Sept. 1819 zu Paris, erhielt seine künstlerische Ausbildung daselbst bei dem Bildhauer David d'Angers und dem Architekten Viollet-le-Duc, widmete sich anfangs ohne Erfolg der Malerei, bis er sich seit 1845 ganz für die Plastik entschied. Von seinen Arbeiten sind hervorzuheben: eine Verlassene Ariadne (1857), eine die Minerva anrufende Kassandra (1877; beide im Luxembourg zu Paris); ferner schuf er als Grabmonument ein Rosen entblätterndes junges Mädchen, für den Giebelfirst der Neuen Oper zu Paris einen Apollo mit der Leier (in Bronze), für Alice Ste. Reine die in Kupfer getriebene Statue des Vercingetorix (1865). Unter den zahlreichen Porträtbüsten und Porträtstatuen ist bemerkenswert die Statue Châteaubriands in St. Malo (1875), die Bronzestatue Papins für Blois (1880), die Quinets für Bourg (1883). Auf der Pariser Weltausstellung 1889 erhielt er eine goldene Medaille. Er starb 14. Jan. 1891 zu Paris.

Millet (spr. -leh), Jean François, franz. Maler, geb. 4. Okt. 1814 in Gruchy bei Cherbourg, ging 1837 mit einem städtischen Stipendium nach Paris, wo er in das Atelier von Delaroche eintrat, dessen Richtung ihm jedoch nicht zusagte. Seine Begabung führte ihn aus das Gebiet der Landschafts- und der Genremalerei, in welchem er seine Erfolge erzielte. Zuerst behandelte er Genrestücke im Geschmack Watteaus und Bouchers, bis er im Salon 1848 mit seinem ersten ländlichen Bilde, dem Kornschwinger, auftrat. Diesem folgte 1850 Der Säemann und Die Heubinder, 1855 Der Baumpfropfer und nun ein Meisterwerk auf das andere, meist Abendstimmungen, in welche sich M. mit wachsender Vorliebe hineinversenkte und die ihren höchsten Ausdruck im Angelus fand. M. ist damit zum Schilderer des Bauernstandes geworden, aus dem er selbst hervorgegangen. Sein nächstes Bild war Der Tod und der Holzhacker, das von der Jury zurückgewiesen wurde, im Publikum aber hohe Anerkennung fand, während 1863 sein Bild Der Mann mit der Hacke einen Sturm der Entrüstung hervorrief. Erst 1868 wurde ihm durch die Verleihung des Ordens der Ehrenlegion die erste offizielle Auszeichnung zu teil. Die Hauptwerke seiner letzten Jahre waren: Die Strickstunde, Die Schweineschlächter, Die Frau am Spinnrocken, Der ruhende Winzer, Der Frühling, Der Heuschober, Die Buchweizenernte, Die Ährenleserin, Die Schäferin. (S. Tafel: Französische Kunst VI, Fig. 6.) Er starb 20. Juni 1874 in Barbizon, wo er seit 1849 lebte. Wie man ihn bei Lebzeiten verkannt und unterschätzt hatte, so hat man nach seinem Tode seine Bedeutung, die vorzugsweise in der Zurückführung der überfeinerten Kunst auf einfache Gegenstände und Darstellungsweise beruht, vielleicht übertrieben. Jedenfalls aber hat er einen großen Einfluß auf die naturalistische Malerei Frankreichs gehabt. Am 22. Sept. 1892 wurde ihm in Cherbourg ein Denkmal (Marmorbüste von Chapu) errichtet. - Vgl. die Biographien von Sensier (Par. 1880) und von Yriarte (ebd. 1885).

Milli..., im metrischen Maß- und Gewichtssystem der tausendste Teil der Einheit, also Millimeter (mm) = 1/1000 Meter, Milligramm (mg) = 1/1000 Gramm u. s. w.

Milliarde, s. Billion.

Milliarium (lat.), Meilenstein, eine steinerne 5äule, wie solche in Abständen von 1000 (mille) Schritt (s. Meile) an den röm. Heerstraßen aufgestellt waren; viele derselben sind noch erhalten, auch die Basis des von Augustus aus dem Forum in Rom neben dem Saturnustempel errichteten Centralmeilenzeigers des Römischen Reichs. M. wurde dann auch in der Bedeutung Meile (s. d.) gebraucht.

Millier métrique (spr. -ieh metrik), tonneau de mer, tonne, die franz. Schiffstonne zu 1000 kg. (S. Tonneau.)

Milligramm, abgekürzt mg, 1/1000 Gramm (0,001 g).

Millimeter, abgekürzt mm, = 1/1000 Meter (0,001 m).

Millin (spr. -läng), Aubin Louis, franz. Archäolog, geb. 19. Juli 1759 zu Paris, erhielt eine Anstellung bei der königl. Bibliothek, war während der Schreckensherrschaft einige Zeit eingekerkert, wurde dann Divisionschef im Bureau des öffentlichen Unterrichts, Professor an der Centralschule des Seinedepartements und 1795 Konservator des Antiken- und Medaillenkabinetts der Nationalbibliothek. 1805-11 bereiste M. das südl. Frankreich und Italien. Er starb 14. Aug. 1818 zu Paris. Durch das von ihm gegründete "Magasin encyclopédique" (122 Bde., Par. 1792-1816) und die "Annales enyclopédiques" (12 Bde., ebd. 1817-18), durch das "Nouveau Dictionnaire des beaux-arts" (3 Bde., ebd. 1806) und die "Monu-^[folgende Seite]