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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Möhler - Mohr, J. C. B.

- Vgl. H. Schulze, Robert von M. Ein Erinnerungsblatt (Heidelb. 1886).

Möhler, Job. Adam, kath. Theolog, geb. 6. Mai 1796 zu Igersheim bei Mergentheim, studierte zu Ellwangen und Tübingen, erhielt 1819 die Priesterweihe, wurde Pfarrvikar zu Weilerstadt und Riedlingen, kehrte 1820 als Repetent am theol. Konvikt nach Tübingen zurück, wo er sich 1822 habilitierte, 1826 außerord. und 1828 ord. Professor wurde; 1835 folgte er einem Rufe nach München, wo er 12. April 1838 starb. Er schrieb: "Die Einheit in der Kirche oder das Princip des Katholicismus" (Tüb. 1825; 2. Aufl. 1843), "Athanasius d. Gr. und die Kirche seiner Zeit, besonders im Kampfe mit dem Arianismus" (Mainz 1827; 2. Aufl. 1814). Sein Hauptwerk ist die "Symbolik, oder Darstellung der dogmatischen Gegensätze der Katholiken und Protestanten nach ihren öffentlichen Bekenntnisschriften" (Mainz 1832; 9. Aufl. 1884), worin er die prot. Kirchenlehre mit den Mitteln prot. Wissenschaft bekämpft. Auf eine Gegenschrift seines Tübinger Kollegen Baur antwortete er in den "Neuen Untersuchungen der Lehrgegensätze zwischen den Katholiken und Protestanten" (Mainz 1834; 2. Aufl. 1835). Seine "Gesammelten Schriften" (2 Bde., Regensb. 1839) hat Döllinger, seine "Patrologie, oder christl. Litterärgeschichte" (Bd. 1, ebd. 1839) Reithmayr, seine "Kirchengeschichte" (3 Bde., ebd. 1867-70) Gams veröffentlicht. - Vgl. Wörner, Johann Adam M. (Regensb. 1866); Raich, Ergänzungen zu M.s Symbolik. Nebst dem Lebensbilde M.s von H. Kihn (ebd. 1889); Friedrich, Joh. Adam M., der Symboliker (Münch. 1894).

Mohn, s. Papaver.

Mohn, schwed. und russ. Moon, esthnisch Mullamaa, Insel, zum Kreis Arensburg des russ. Gouvernements Livland gehörig, in der Ostsee, westlich von der Insel Ösel durch den Kleinen Sund, östlich von der Küste Esthlands durch den Großen oder Mohnsund getrennt, ist flach, in der Mitte etwas erhöht, sehr wasserarm und hat 207,2 qkm, 750 E. in 10 Dörfern, Ackerbau, Fischerei und Schiffahrt.

Mohn, Henrik, Meteorolog, geb. 15. Mai 1835 zu Bergen in Norwegen, studierte in Kristiania, bekleidete seit 1861 die Stelle eines Observators an der Universitätssternwarte und wurde 1866 Direktor des wesentlich durch seine Veranlassung gegründeten Meteorologischen Instituts in Kristiania. 1876-78 sandte Norwegen eine unter seiner Leitung stehende wissenschaftliche Nordmeerexpedition aus, und 1882-83 stand auch die zu Bossekop errichtete Station unter M.s oberster Leitung. Seine größern Werke sind: "Grundzüge der Meteorologie" (4. Aufl., Berl. 1887), "Études sur les mouvements de l'atmosphère" (in Verbindung mit Professor C. M. Guldberg, 1876 und 1880), "The North Ocean, its depths, temperature and circulation" (1887); ferner eine Reihe Abhandlungen über das "Klima Norwegens" und über "Arktische Geographie". Auch ist die Errichtung meteorolog. Stationen im hohen Norden Europas als ein Verdienst M.s hervorzuheben.

Möhne, rechter Nebenfluß der Ruhr im preuß. Reg.-Bez. Arnsberg, entsteht als Ahe in der Gegend von Brilon und mündet, 55 km lang, bei Neheim.

Mohnöl, das fette, trocknende Öl, das in großen Mengen in den Samen des Mohns (Papaver somniferum L.) enthalten ist und durch Auspressen derselben gewonnen wird. Es dient als Speiseöl sowie in der Firnisfabrikation. Im Großhandel kosten (1891) 100 kg 80 M.

Mohnsaft, s. Opium.

Mohnsirup (Sirupus papaveris, S. diacodion), ein mit Zucker versetzter Auszug von zerschnittenen Mohnköpfen. Es wird kleinen Kindern vielfach als Schlafmittel gegeben, ist aber nicht ungefährlich.

Mohr, pharmaceutisches Präparat, s. Aethiops.

Mohr, Gewebe, soviel wie Moiré (s. d.).

Mohr, Menschenrasse, s. Neger.

Mohr, Christian Otto, Bauingenieur, geb. 8. Okt. 1835 zu Wesselburen in Holstein, studierte 1851-56 an der Polytechnischen Schule in Hannover, stand bis 1867 als Ingenieur in Diensten der königlich hannov. und großherzoglich oldenb. Eisenbahnverwaltung und wurde dann Professor der Ingenieurwissenschaften am Polytechnikum zu Stuttgart. Seit 1873 ist er ord. Professor an der Technischen Hochschule in Dresden. M. hat zahlreiche wertvolle Beiträge zur Graphostatik geliefert; einzelne Lösungen graphostatischer Probleme sind nach ihm benannt. Veröffentlicht sind seine Arbeiten in den Jahrgängen 1860-93 der "Zeitschrift des Architekten- und Ingenieurvereins zu Hannover" und in den Jahrgängen 1875-92 des "Civilingenieurs".

Mohr, Karl Friedr., Chemiker, gev. 4. Nov. 1806 in Koblenz, studierte in Bonn, Heidelberg und Berlin Naturwissenschaften und Pharmacie, übernahm später eine Apotheke an seinem Geburtsort, wurde Medizinalassessor beim rhein. Medizinalkollegium daselbst, habilitierte sich 1864 als Privatdocent in Bonn, wurde 1867 außerord. Professor der Pharmacie und starb hier 27. Sept. 1879. M. hat sich Verdienste durch die Erfindung der Quetschhahnbürette sowie durch die Popularisierung der Maßanalyse erworben. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: die Vollendung der von Geiger begonnenen "Pharmacopoea universalis" (Bd. 2, Heidelb. 1845), "Lehrbuch der pharmaceutischen Technik" (Braunschw. 1847; 3. Aufl. 1866), "Kommentar zur preuß. Pharmakopöe" i2 Bde., ebd. 1847; in neuer Bearbeitung als "Kommentar zur Deutschen Pharmakopöe", 1874), "Lehrbuch der chem. analytischen Titriermethode" (ebd. 1855; 5. Aufl. 1877), "Der Weinstock und der Wein" (Koblenz 1864), "Der Weinbau und die Weinbereitungskunde" (Braunschw. 1865), "Geschichte der Erde" (2. Aufl., Bonn 1875), "Mechan. Theorie der chem. Affinität" (Braunschw. 1868; mit Nachtrag: "Allgemeine Theorie der Bewegung und Kraft", ebd. 1869), "Chem. Toxikologie" (ebd. 1874).

Moehr., hinter der lat. Benennung von naturwissenschaftlichen Gegenständen Abkürzung für Paul Heinrich Gerh. Möhring, geb. 1720 zu Jever, gest. 1792 zu Zerbst als fürstl. anhalt.-zerbstischer Leibarzt.

Mohr, J. C. B., Akademische Verlagsbuchhandlung in Freiburg im Breisgau, gegründet 1801 in Frankfurt a. M. von Jakob Christian Benjamin Mohr (geb. 9. Okt. 1778) durch Übernahme der Hermannschen Buchhandlung daselbst. Er errichtete 1805 in Gemeinschaft mit Heinrich Zimmer eine Filiale in Heidelberg und siedelte 1810 selbst dahin über. Nach Austritt Zimmers 1815 war E. F .Winter Teilhaber bis 1822. Im J. 1851 zum Ehrendoktor der Philosophie ernannt, starb Mohr 29. Juni 1854. Seine Söhne verkauften den Verlag 1878 an die H. Lauppsche Buchhandlung (s. d.) in Tübingen, und bei der Trennung der beiden Besitzer derselben 1880 übernahm der eine von ihnen, Paul Siebeck (geb. 7. März 1855), den Mohrschen