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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Montmédy - Montmorency (Geschlecht)

Martis geheißen, nachher aber den Namen Mons Martyrium erhalten haben soll, weil am Fuße desselben der heil. Dionysius und seine Glaubensgenossen den Märtyrertod erlitten. Ludwig VI. gründete hier 1133 eine Benediktinerabtei, die durch die Revolution aufgehoben wurde; die Gebäude bestehen zum Teil noch, besonders die Kirche (St. Pierre). Am westl. Abhange, im Norden des Place de Clichy, dehnt sich über alte Gipsbrüche der Kirchhof (Cimetière de M. oder du Nord) aus. Der Südabhang ist mit Anlagen bedeckt. Am 30. März 1814 beendigte die Erstürmung des M. durch die schles. Armee (Korps Kleist und Langeron) die Schlacht bei Paris. In den ersten Tagen des März 1871 bemächtigten sich die Nationalgarden von M. eines in der Ebene von Monceaux gelegenen franz. Artillerieparks, dessen Geschütze nach der Anhöhe hinausgeschafft und hier in einem verschanzten Lager bewacht wurden, bis 25. Mai die Nationalgarden und Freikorps der Pariser Commune von den Truppen aus Versailles vertrieben und gefangen genommen wurden.

Montmedy (spr. mongmedih). 1) Arrondissement des franz. Depart. Meuse, hat 1380,95 qkm, (1891) 53 921 E., 131 Gemeinden und 6 Kantone. - 2) Hauptstadt des Arrondissements M. und Festung, am Chiers und an der Linie Mezières-Deutsche Grenze der Ostbahn, in den Ardennen, unweit der belg. Grenze, hat (1890) 2085, als Gemeinde 2782 E., einen Gerichtshof erster Instanz, Ackerbaukammer, Collège, Lohgerberei und Handel mit Getreide, Wein u. s. w. Die Oberstadt mit Citadelle (65 m) wurde 1235 erbaut und befestigt und in den Kriegen Frankreichs mit Karl V. und Philipp II. wiederholt erobert (1542 vom Herzog von Guise, dann 1544, 1555 vom Herzog von Nevers, 1596, endlich unter Ludwig XIV. 7. Aug. 1657), worauf sie 1659 an Frankreich abgetreten wurde. De Ville und Vauban leiteten den Bau der neuen Befestigungen. 1815 kapitulierte M., nachdem die Unterstadt erstürmt war, gegen freien Abzug der Besatzung. Am 5. Sept. 1870 wurde M. beschossen, vom 16. bis 28. Nov. von preuß. Truppen eingeschlossen und kapitulierte 13. Dez. - Vgl. Spohr, Geschichte der Beobachtung, Einschließung u. s. w. von M. (Berl. 1877).

Montmilch, Mineral, s. Bergmilch.

Montmirail (spr. mongmiráj), Städtchen im franz. Depart. Marne, Arrondissement Epernay, an der Linie Château-Thierry-Romilly und der Lokalbahnlinie La Ferté-sous-Jouarre-M. (45 km) der Ostbahn, mit (1891) 2373 E., Schloß, kalten Schwefelquellen und Fabrikation von Musikinstrumenten. Hier schlug 11. Febr. 1814 Napoleon I. die Preußen unter Blücher und die Russen unter Sacken.

Montmorency (spr. mongmorangßih), Stadt im franz. Depart. Seine-et-Oise, Arrondissement Pontoise, auf einer steilen Anhöhe, die das reizende Thal beherrscht, 15 km nördlich von Paris, durch Lokalbahn nach dem Badeort Enghien (6 km, s. d.) mit der Nordbahn verbunden, beliebter Sommerausflugsort der Pariser, mit (1891) 4577 E., Landhäusern, Obstzucht, Gartenbau und der Eremitage, in der Rousseau seinen "Emile" und die "Nouvelle Héloise" schrieb. Dabei liegt der 2000 ha große Wald von M., dessen Erhebungen jetzt Forts tragen. Das Schloß, aus welchem das berühmte Geschlecht M. stammt, wurde in der Revolutionszeit von der Bande noire abgetragen.

Montmorency (spr. mongmorangßih), uraltes franz. Geschlecht, daö bereits um die Mitte des 10. Jahrh. hervortritt und drei Connétables und einen Marschall dem mittelalterlichen Frankreich schenkte. Anfang des 15. Jahrh. wurde Jean II. der Stammvater der drei Hauptzweige. Dieser setzte seinen Sohn Guillaume zum Haupterben ein, und aus dessen Nachkommenschaft, an ihrer Spitze der Connétable Anne de Montmorency (s. d.), entsprossen die Barone und Herzöge von M., die, nachdem vorher noch ein Connétable, Heinrich I. von Montmorency-Damville (1534-1614), lange allmächtiger Gouverneur des Languedoc und Führer der Politiker (s. d.), aus ihnen hervorgegangen war, 1632 in der Person Henris II. von Montmorency (s. d.) erloschen. Ein Besitz von mehr als 600 Unterlehen wird den M. nachgerühmt. Zwei andere Söhne Jeans II., Jean und Louis, stifteten, der erste die Linie Nivelle, die 1570 erlosch, der zweite die Linie der Marquis von Fosseux, die bis 1862 die herzogl. Würde führte, wo sie mit dem Herzog Raoul (geb. 14. Dez. 1790) erlosch. Erbe seines Titels wurde durch Dekret Napoleons III. vom 14. Mai 1864 der zweite Sohn seiner Schwester Adalbert von Talleyrand-Perigord, geb. 20. März 1837 (s. Talleyrand).

Zu den Nebenzweigen der Marquis von Fosseux gehören vornehmlich die Familie der Wastines, Prinzen von Robecque und Morbecque, gestiftet 1490 von Ogier von M., erloschen 1813 in der Person des Anne Louis Alexandre von M.; die Familie der Herren von Hallot und Bouteville, dann Herzöge von Beaufort-Montmorency und Pinei-Luxembourg, 1546-1761, welcher der Marschall von Luxembourg (s. d.) angehörte; die Familie der Herzöge von Chatillon-Bouteville, von Olonne und die von dem dritten Sohne des Marschalls gegründete jüngere Linie Pinei-Luxembourg, die 1861 erlosch; endlich die Familie des Prinzen von Tingri, die Christian Louis, ein vierter Sohn des Marschalls, stiftete, dessen letzter direkter Nachkomme 1878 starb.

Außerdem zählt das Geschlecht noch viele ältere Nebenäste, wie die Herren von Marly, 1160-1356, die Herren von Bouqueval und Goussainville, 1306-1461, die Herren von Croisilles und von Courrieres, die 1599 mit ihren Seitenzweigen erloschen. - Der wichtigste der alten Nebenäste ist die 1230 von Gui von M. gestiftete Familie Montmorency-Laval. Aus ihr entsprangen die Attichi, 1267-1408, die Herren von Chalouyou und Raiz, 1333-1474, die Herren von Lezai. Letzterm, 1525 von Gui de Laval gestifteten Zweige gehörte Matthieu Jean Felicité von Montmorency-Laval an. Ferner gehörte ihm an Anne Pierre Adrien, Herzog von Montmorency-Laval, geb. 1767, Pair von Frankreich und span. Grande. Er war 1814 franz. Gesandter zu Madrid, 1822 zu Rom, 1828 zu Wien und 1829 zu London, verlor 1830 die Pairswürde wegen Verweigerung des Eides und starb 1837. Mit seinem Bruder erlosch 1851 die männliche Nachkommenschaft des Zweiges Laval-Lezai. - Aus der Familie Laval sind außerdem hervorgegangen die Herren von Bois-Dauphin, 1433-1672, ferner die 1484 gestiftete Linie Laval-Tartigni, die 1828 erlosch. - Nach Erhebung der Baronie Bourbon zur Pairie und zum Herzogtum 1327 sollen die M. mit Bewilligung des Königs und der Nation den Titel der ersten Barone von Frankreich angenommen haben. Nach einem Familienpakt von 1820 wurden nur die vier herzogl. Häuser (M., Luxembourg, Beaumont-Luxem-^[folgende Seite]