9
Moritz von Craon – Morley (Henry)
Stände von Kurland zu ihrem Fürsten, doch annullierte der poln. Reichstag die auf M. gefallene Wahl, worauf M. Kurland verließ und nach Frankreich zurückkehrte. Er lebte hier oder auf Reisen bis zum Kriege von 1733. Während einer Krankheit 1731 schrieb er sein berühmtes Wert «Rêveries militaires». Im Polnischen Thronfolgekriege wurde er dem Marschall Berwick zugeteilt und zeichnete sich mehrfach so aus, daß er 1734 zum Generallieutenant befördert wurde. Im Österreichischen Erbfolgekriege nahm M. 26. Nov. 1741 Prag mit Sturm und 19. April 1742 Eger; 1744 wurde er zum Marschall von Frankreich ernannt. Er führte darauf in den Niederlanden den selbständigen Oberbefehl über einen Teil der Armee und wußte gegen die Übermacht so geschickt zu manövrieren, daß er sie ohne entscheidende Schlacht im Schach hielt. Im Feldzuge von 1745 entschied er die Schlacht von Fontenoy 11. Mai, worauf sich viele Städte in den Niederlanden ergaben; Febr. 1746 eroberte M. Brüssel, nahm darauf Antwerpen und Namur und gewann 11. Okt. den glänzenden Sieg bei Rocourt. Der Sieg bei Laffeld und die Erstürmung von Bergen-op-Zoom, infolge deren er Oberbefehlshaber in den eroberten Niederlanden wurde, endlich die Einnahme von Maastricht 1748 krönten seine glorreiche Feldherrenlaufbahn. M. starb 30. Nov. 1750 zu Chambord. Seine Leiche wurde in der Thomaskirche in Straßburg beigesetzt, wo ihm 1776 ein prächtiges Denkmal (von Pigalle) errichtet wurde. Nach seinem Tode wurden seine «Lettres et mémoires» (Par. 1794) veröffentlicht; seine «Rêveries» (beste Ausg., 2 Bde., 1757; deutsch Lpz. 1757) sind voll kühner und neuer Ansichten in der Kriegswissenschaft. – Vgl. K. von Weber, M., Graf von Sachsen, Marschall von Frankreich (Lpz. 1863); Taillandier, Maurice de Saxe (Par. 1865); Vitzthum von Eckstädt, Maurice comte de Saxe et Marie Josèphe de Saxe, Dauphine de France. Lettres et documents inédits (Lpz. 1867); de Broglie, Mauricede Saxe et le marquis d’Argenson (2 Bde., Par. 1891‒93).
Moritz von Craon, s. Craon, Moritz von.
Moritz, Karl Philipp, Schriftsteller, geb. 1757 zu Hameln, wuchs in dürftigen Verhältnissen auf, studierte Theologie in Erfurt und Wittenberg, folgte dann einem Rufe Basedows nach Dessau und wurde 1778 Lehrer am Militärwaisenhause zu Potsdam, bald darauf am Grauen Kloster zu Berlin. 1782 unternahm M. eine Reise nach England und wurde 1784 Professor am Berliner Köllnischen Gymnasium. Kurze Zeit führte er die Redaktion der «Vossischen Zeitung». 1786 trat er eine Reise nach Italien an und verweilte zwei Jahre in Rom, wo er mit Goethe bekannt wurde. Nach seiner Rückkehr erhielt er die Professur der Altertumskunde bei der Akademie der bildenden Künste in Berlin. Er starb 26. Juni 1793. Von seinen zahlreichen Schriften mytholog., archäolog., psycholog, und grammatischen Inhalts hatten der «Versuch einer deutschen Prosodie» (Berl. 1786; neue Aufl. 1815), «Über die bildende Nachahmung des Schönen» (Braunschw. 1788) und seine «Götterlehre» (Berl. 1791; 6. Aufl. 1825) den meisten Einfluß. Auch gab er das «Magazin zur Erfahrungsseelenkunde» (10 Bde., Berl. 1783‒95) heraus. In seinen Romanen, dem ausgezeichneten «Anton Reiser» (4 Bde., Berl. 1785‒90; Neudruck von L. Geiger in den «Deutschen Litteraturdenkmalen des 18. und 19. Jahrh.», Heilbr. 1886; Bd. 5 von Klischnig, 1794) und «Andreas Hartknopf» (Berl. 1786) schilderte er mit großer psychol. Wahrheit sein eigenes Leben. – Vgl. Dessoir, K. Ph. M. als Ästhetiker (Berl. 1889).
Moritzburg, königlich sächs. Jagdschloß in der Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt der sächs. Kreishauptmannschaft Dresden, zur Gemeinde Eisenberg gehörig, 11,3 km nordwestlich von Dresden, an der Nebenlinie Radebeul-Radeburg (Station M.-Eisenberg) der Sächs. Staatsbahnen, wurde von Kurfürst Moritz 1543 begonnen, unter Christian Ⅰ. 1589 vollendet und um 1720 unter August dem Starken umgebaut. Das Schloß enthält eine berühmte Geweihsammlung. In einem ehemaligen Hof-, jetzt Staatsgebäude befindet sich eine Blindenanstalt, Zweig der Dresdener Hauptanstalt, in den frühern Jägerhofgebäuden ein Landgestüt mit etwa 100 Beschälern. Nördlich vom Schloß der 1891 vergrößerte Hofgarten im altfranz. Stil, 3 km östlich das Neue oder Fasanerieschlößchen (1769) mit Fasanerie und den Oberforstmeistereigebäuden, darangrenzend der große Tiergarten. Jährlich finden gewöhnlich sechs königl. Jagden statt.
Morlaix (spr. -läh). 1) Arrondissement im franz. Depart. Finistère, hat 1323,83 qkm, (1891) 141841 E., 60 Gemeinden und 10 Kantone. – 2) Hauptstadt des Arrondissements M., 7 km vom Meere, am Zusammenfluß des Jarlot und des Queffleut, Station der Linien Paris-Brest, Carhaix-M. (50 km) und M.-Roscoff der Westbahn, hat (1891) 13259, als Gemeinde 16300 E., ein Handelsgericht, ein Kommunal-Collège, eine hydrogr. Schule, eine große Tabakfabrik und einen sichern Hafen (2 Bassins), in welchen Schiffe bis zu 400 t einfahren können. Die Bewohner treiben Industrie in Leinwand, Papier, Kerzen und Tabak sowie Handel mit Getreide, gesalzenem Schweinefleisch, Honig, Butter, Vieh, Gemüse und Stockfisch. Über die Stadt führt ein 284,50 m langer und 58 m hoher Eisenbahnviadukt mit Fußgängerbrücke.
Morlaken (ital. morlacco), Bezeichnung der slaw. (kroat.) Bewohner der Ostküste des Adriatischen Meers, südlich etwa bis Spalato. Der Name stammt aus dem griech. Mauróvlachos (Schwarzwlache); der Grund der Benennung ist unbekannt. Von den M. hat der Canale della Morlacca, die Meerenge an der kroat. Küste, seinen Namen.
Morlanwelz, Gemeinde in der belg. Provinz Hennegau, an der Bahnlinie Charleroi-Mons, hat (1890) 7307 E., Kohlengruben, Gießereien u. s. w.
Morley (spr. mohrlĕ), Municipalborough im West-Riding der engl. Grafschaft York, 6 km südwestlich von Leeds, mit großen Wollfabriken, zählt (1891) 18725 E., gegen 15011 im J. 1881.
Morley (spr. mohrlĕ), Henry, engl. Schriftsteller, geb. 15. Sept. 1822 zu London, wurde in Deutschland, dann im King’s College in London erzogen, widmete sich der ärztlichen Praxis, übernahm jedoch 1848 eine Privatschule in der Nähe von Liverpool. 1851 wurde er Mitarbeiter der «Household Words» und des «Examiner» in London. Seine Beiträge zu den «Household Words» sammelte er als «Gossip» (1857) und «Memoirs of Bartholomew Fair» (1858). Ferner erschienen von ihm mehrere Biographien sowie zwei Bände «Fairy tales» (1859‒60; neue Aufl. 1892), «Journal of a London playgoer from 1851‒66» (1866; neue Aufl. 1891) und die litterarhistor. Werke «English Writers» (2 Bde., 1864‒67; neue Ausgabe, auf über 20 Bände berechnet, Bd. 1‒11, 1887‒94),