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Morley (John) – Mornay
«Tables of English literature» (Tl. 1, 1868), «A first sketch of English literature» (1873; 12. Aufl. 1886), «Library of English literature» (5 Bde., 1881), «English literature in the reign of Victoria» (Lpz. 1881) und «Early papers and some memories» (Lond. 1891). 1865‒89 bekleidete M. die Professur der engl. Sprache und Litteratur am University College in London und starb 14. Mai 1894 daselbst als Professor emeritus.
Morley (spr. mohrlĕ), John, engl. Schriftsteller und Politiker, geb. 24. Dez. 1838 zu Blackburn (Lancashire), studierte in Oxford, leitete dann mehrere Jahre die «Literary Gazette» und übernahm 1867‒82 die Redaktion der «Fortnightly Review». Zwei Serien seiner Essays sammelte er als «Critical miscellanies» (1871 u. 1877). Außerdem veröffentlichte M. die Monographien: «Edmund Burke, a historical study» (1867), «Voltaire» (1871; 3. Aufl. 1878), «Rousseau» (2 Bde., 1876) und «Diderot and the Encyclopaedists» (2 Bde., 1878), das biogr. Sammelwerk «English men of letters» (1879), «Life of Richard Cobden» (2 Bde., 1881) und «Walpole»(1889). Radikaler Politiker, übernahm M. 1880 die Redaktion der «Pall Mall Gazette»; 1883 wurde er für Newcastle ins Unterhaus gewählt, legte hierauf die Redaktion der «Pall Mall Gazette» nieder und war seitdem ausschließlich auf dem Gebiete der Politik thätig. Er war in Gladstones Home-Rule-Kabinett Februar bis Juli 1886 Staatssekretär für Irland, übernahm denselben Posten wieder unter Gladstone (1892) und behielt ihn auch unter Rosebery (1894), mit dem er 25. Juni 1895 zurücktrat.
Mormo oder Mormolȳke, in der griech. Sage eine Spukgestalt, womit man Kinder schreckte.
Mormon, soviel wie Mandrill.
Mormon-City, s. Salt-Lake-City.
Mormōnen oder Heilige der letzten Tage (engl. Latter-Day-Saints), die Mitglieder einer religiösen Sekte in Nordamerika. Sie haben ihren Namen von dem Buche «Mormon», einem vom Presbyterianerprediger Spaulding 1812 verfaßten, im Bibelton gehaltenen Roman, den der Stifter der Sekte, Joseph Smith (geb. 23. Dez. 1805 zu Sharon im Staate Vermont, gest. 27. Juni 1844 zu Karthago in Illinois), mit seinen vorgeblichen Gesichten und Offenbarungen bereichert, 1830 als eine heilige Prophetie der Vorzeit veröffentlichte. Es sollte auf goldenen Tafeln aufgezeichnet, samt der Wunderbrille, mit der allein die Geheimschrift zu entziffern sei, viele Jahre in der Erde verborgen gelegen haben. Dies Buch voll unsinniger Fabeln über die Einwanderung der Patriarchen in Nordamerika und über die Geschichte der Nephiten und Lamaniten samt dem von Smith verfaßten «Buch der Lehre und Bündnisse» nebst der willkürlich veränderten Bibel bilden die geistige Grundlage des Mormonentums. Mit 30 Anhängern organisierte Smith 1830 die neue Kirche nach Art einer geheimen Gesellschaft. An ihrer Spitze steht ein Präsident mit fast unbeschränkter Machtvollkommenheit. Außerdem wurden Apostel, Propheten, Patriarchen, Bischöfe, Älteste, Priester u. s. w. ernannt. Mit seiner Genossenschaft überall vertrieben, ließ Smith sich 1841 in Nauvoo nieder und baute einen Tempel. Hier befahl ihm 1843 eine angebliche Offenbarung die Einführung der Vielweiberei. Deshalb verjagt, entwichen die M., nachdem Smith und sein Bruder getötet waren, in die Wüste am Salzsee von Utah, gründeten dort 1848 unter Brigham Young das Neue Zion oder Neu-Jerusalem und schufen durch ihren unermüdlichen Fleiß eine blühende Ansiedelung (Salt-Lake-City, s. d.). Zwar trennten sich Youngs Gegner, die Josephiten, unter dem jüngern Smith, und bald danach führte Adams eine Abteilung nach Palästina zur Aufrichtung des Davidsthrons; doch wuchs die Kolonie am Salzsee dank ihrer großartigen Propaganda in allen Ländern so schnell, daß man daran dachte, sich von der die Vielweiberei bekämpfenden Regierung unabhängig zu machen. 1877 übernahm John Taylor und nach dessen Tod (25. Juli 1887) Wilford Woodruff das Amt des Präsidenten und Propheten, 1886 baute man in Provo einen neuen Tempel. Anfangs hielten die M. an den christl. Glaubenslehren fest, später sind sie in die wüstesten, fast heidn. Irrtümer geraten. Unbedingter Gehorsam unter die Anordnungen des Präsidenten ist höchste Pflicht. Der Zehnte ist als regelmäßige Abgabe eingeführt. Schon 1882 versuchte die Regierung der Vereinigten Staaten die Vielweiberei durch das sog. Edmundsgesetz zu unterdrücken, indem sie die Polygamisten mit der Entziehung des Wahlrechts und einer Geldstrafe bedrohte. Der Erfolg war so gering, daß 1887 durch ein neues Gesetz noch strengere Maßregeln ergriffen werden mußten, die viele M. zur Auswanderung veranlaßten, aber die Unterdrückung der Vielweiberei in den Vereinigten Staaten erreichten. Man schätzt die Zahl der M., die selbst in London ihre Tempel haben, auf ½ Mill.; im Staate Utah leben 230000, in Idaho 25000, in Arizona 8000 M. Auch bestehen zwei Kolonien in Mexiko mit 1700 M. Die Propaganda der M. macht sich neuerdings in Schweden und auch in Deutschland bemerkbar. – Vgl. M. Busch, Geschichte der M. (Lpz. 1870); R. von Schlagintweit, Die M. (2. Aufl., ebd. 1878); Schmucker, History of the Mormons (Neuyork 1881); Kennedy, Early days of Mormons: Palmyra, Kirtland and Nauvoo (Lond. 1888); Fernhagel, Die Wahrheit über das Mormonentum. Blätter aus Utah (Zür. 1889).
Mormyrĭdae, Nilhechte, Familie der Schlundblasenfische (s. d.) mit beschupptem Rumpf und Schwanz, unbeschupptem Kopfe, ohne Barteln und Fettflosse und kleiner, schlitzförmiger Kiemenöffnung. Die 2 Gattungen und 52 Arten der M. bewohnen die süßen Gewässer des tropischen Afrikas. Die bekannteste Gattung Mormyrus hat eine kegelförmige, verlängerte, leicht nach unten gekrümmte Schnauze und besitzt in Gestalt von gallertigen, bandförmigen, an jeder Seite des Schwanzes, unmittelbar unter der Haut gelegenen Massen Organe, die den elektrischen ähnlich sehen, aber nicht als solche funktionieren und die zu den sog. pseudoelektrischen Organen gehören. Besonders Mormyrus caschive Hasselq. ist im Nil häufig und wurde von den alten Ägyptern verehrt.
Mornay (spr. -näh), Philippe de, Seigneur du Plessis-Marly, franz. Staatsmann, geb. 5. Nov. 1549 auf dem Schlosse Buhy in der Normandie, bekannte sich 1559 nach dem Tode seines Vaters, eines eifrigen Katholiken, zur Reformation und bereiste 1568‒72 Italien, Deutschland, Holland und England. Nach seiner Rückkehr in Colignys Dienste getreten, entging er mit Not den Metzeleien der Bartholomäusnacht, verbarg sich einige Tage zu Paris und entfloh dann nach England. 1573 zurückgekehrt, trat er 1576 in die Dienste des Königs von Navarra, des spätern Heinrich Ⅳ., dem er in Diplomatie und Kriegführung und besonders als gewandter