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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mounier – Mousquetaires

Gruppe verhältnismäßig einfach, oft langgestreckt, nach unten zugespitzt und mit flachem Boden, mit Schnurverzierung, eingedrückten Linien und Zähnelungen (s. Tafel: Amerikanische Altertümer Ⅰ, Fig. 1). Ungleich mannigfaltiger sind Formen und Dekoration der Gefäße der mittlern Zone. Man findet u. a. Schalen in Gestalt von Muscheln, Flaschen in Gestalt von Früchten, Gefäße von Tier- und Menschengestalt (Fig. 2‒5). Dabei werden zur Verzierung nicht nur Haut- und Basreliefs und Intagliolinien verwendet, sondern es findet auch Bemalung statt in weißen, roten, braunen und schwarzen Farben. Als Farben dienten helle Thone und verschieden gefärbte thonige Ocker. (Vgl. Holmes, Ancient Pottery of the Mississippi Valley. Fourth Annual Report of the Bureau of Ethnology, Washington 1886.) Weitere sehr charakteristische Gegenstände sind die aus Steatit (Speckstein) geschnitzten Tabakspfeifen. Sie haben meist eine flache blattartige Röhre, deren Fläche der Kopf aufgesetzt ist (Fig. 6). Doch kommen auch Formen vor, die einen Übergang zu der später bei den Indianern des Mississippigebietes üblichen Form darstellen (Fig. 7). Sehr häufig sind Pfeifen, bei denen der Kopf die Gestalt eines Vogels oder eines andern Tieres hat (Fig. 8), welche Squier und Davis als Manati erklärten, die aber wohl eine Fischotter darstellt, denn das Manati hat keine äußern Ohrmuscheln. Auch Pfeifenköpfe in Gestalt eines Menschenkopfes kommen vor.

Steinwaffen und Steinwerkzeuge sind verhältnismäßig selten. In großen Mengen findet man Gegenstände und Geräte, die aus der Schale von Muscheln oder Schneckengehäusen gefertigt sind, so daß man bei den Leuten der M. fast von einem Muschelzeitalter reden könnte. Von besonderm Interesse sind Muschelplatten, die man in ziemlicher Zahl in M. des östl. Tennessees und des westl. Nordcarolinas gefunden hat. Unter den mytholog. Zeichnungen, die man auf ihnen antrifft, sind zu nennen das Kreuz, das Hakenkreuz und die Spiralscheibe, das Schleifenviereck mit aufgesetzten Vogelköpfen (Fig. 9), Kreuzspinne, eingerollte Klapperschlange, endlich Menschengesichter und ganze menschliche Figuren.

Endlich ist noch zu erwähnen, daß man in einzelnen M. gehämmertes, nicht meteorisches Eisen, Glasperlen und Ohrringe europ. Fabrikation, ja sogar eine europ. Kinderklapper gefunden hat, wodurch bewiesen wird, daß die Sitte, M. zu errichten, noch nach der Ankunft der Weißen fortgedauert hat.

Mounier (spr. munĭeh), Jean Joseph, franz. Politiker, geb. 12. Nov. 1758 zu Grenoble, studierte die Rechte und kaufte sich 1783 zu Grenoble ein Richteramt. Als sich 1788 die Stände der Dauphiné eigenmächtig versammelten, ernannten sie M. zu ihrem Generalsekretär. Zum Deputierten in die Reichsstände erwählt, veröffentlichte er die Schriften «Nouvelles observations sur les états généraux» (Grenoble 1789) und «Considérations sur le gouvernement et principalement sur celui qui convient à la France» (1789), in denen er die Vorteile des Zweikammersystems auseinandersetzte und so gleichsam der Urheber der spätern Charte wurde. Auf M.s Antrag erklärten sich die Reichsstände zur Nationalversammlung, er reichte einen Entwurf der Menschenrechte ein, und man wählte ihn in das Komitee, das die neue Verfassung entwerfen sollte. Als die Versammlung das Zweikammersystem mit dem absoluten Veto verwarf, trat er aus dem Komitee und schloß sich den Monarchisten an. Dennoch wurde er 29. Sept. 1789 zum Präsidenten erwählt, in welcher Eigenschaft er sich vergeblich dem revolutionären Andrängen des Pariser Pöbels am 5. und 6. Okt. entgegenstemmte. Infolge des Beschlusses, die Versammlung nach Paris zu verlegen, reichte er 8. Okt. seine Entlassung ein und begab sich in die Schweiz. Damals gab er seine berühmte Schrift «Recherches sur les causes qui ont empêché les Français de devenir libres» (2 Bde., Genf 1792; deutsch von Gentz, 2 Bde., Berl. 1794‒95) heraus. Nachdem er 1793 eine Reise nach London unternommen hatte, ging er nach Weimar und errichtete auf dem Schlosse Belvedere eine Unterrichtsanstalt. Nach dem 18. Brumaire (9. Nov. 1799) kehrte er nach Frankreich zurück, wo ihn Bonaparte zum Präfekten im Depart. Ille-et-Villaine und später zum Staatsrat ernannte. M. starb 16. Jan. 1806. Von seinen Schriften verdient noch Erwähnung: «De l’influence attribuće aux philosophes, aux francs-maçons et aux illuminés sur la révolution de France» (Tüb. 1891; neue Aufl., Par. 1828). – Vgl. Lanzac de Laborie, Un royaliste libéral en 1789. Jean Joseph M., sa vie politique et ses écrits (Par. 1887).

Mounster, irische Provinz, s. Munster.

Mount (engl., spr. maunt) oder Mountain (spr. mauntĭn), Berg.

Mountain-Ash (spr. mauntĭn äsch), Stadt in der Grafschaft Glamorgan des engl. Fürstentums Wales, am Cynon, hat (1891) 17495 E., gegen 10259 im J. 1881. Es verdankt seinen schnellen Aufschwung den Steinkohlengruben und der damit verbundenen Eisenindustrie.

Mount-Everest (spr. maunt éww-), s. Gaurisankar.

Mount-Hamilton (engl., spr. maunthämmilt’n), Berg in Kalifornien, auf dem die Lick-Sternwarte (s. d.) errichtet ist.

Mountjoy (spr mauntdscheu), Lord, s. Devon.

Mount-Melbourne (spr. maunt méllbörn), Berg von vulkanischer Gestalt im antarktischen Victorialand, zwischen 74 und 75° südl. Br., von Roß auf 4570 m geschätzt.

Mountmellick (spr. maunt-), Stadt in Irland, in Queens-County, rechts am Barrow, Endpunkt der Bahn, mit einer Quäkeransiedelung, Wollspinnerei, Gerberei, Tabakfabrikation und (1891) 2623 E.

Mount-Mitchell (spr. maunt mitsch-), Gipfel (2044 m) der Appalachen (s. d.).

Mount-Terror (spr. maunt), s. Erebus.

Mount-Vernon (spr. maunt wörnĕn), Orte in den Vereinigten Staaten von Amerika; darunter: Hauptort des County Posey in Indiana, unterhalb Evansville am Ohio, mit Mehl- und Sägemühlen und (1890) 4705 E. – Stadt im County Westchester in Neuyork mit 10830 E., Wohnort vieler Neuyorker Geschäftsleute. Landsitz und Beerdigungsstätte George Washingtons.

Mourneberge (spr. mohrn-), Kette in der irischen Grafschaft Down (s. d.).

Mouscron (spr. mußkróng), Gemeinde in der belg. Provinz Weststandern, hart an der franz. Grenze, an der Linie Gent-Tournai der Staatsbahnen, hat (1890) 13764 E., Zollstätte; Möbelfabriken, Weberei von Woll- und Baumwollstoffen.

Mousquetaires, M. de la garde (spr. mußkĕtähr de la gard), eine aus Edelleuten ergänzte Truppe der Maison du Roi, die von Ludwig ⅩⅢ. 1622 aus den Carabins, der leichten Reiterei der