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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Muradabad; Murad Efendi; Murad-su; Muraenidae; Murajewna; Muräne; Murano; Murat

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Muradabad – Murat

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Murad'

endigte. Ein 1593 gegen Österreich unternommener Krieg dauerte noch fort, als M. 17. Jan. 1595 starb.

M. IV. (1623–40), geb. 1609 als Sohn Achmeds I., wurde nach der Absetzung seines Oheims Mustapha I. 1623 auf den Thron erhoben und regierte während der ersten drei Jahre unter der Vormundschaft seiner Mutter Kösem. Er war nicht unbegabt und ungebildet, aber dem Trunke ergeben und von furchtbarer Grausamkeit. In einem Kriege gegen die Perser, an dem M. selbst teilnahm, eroberte er 1638 Bagdad. M. starb 9. Febr. 1640.

M. V., geb. 21. Sept. 1840 als Sohn des Sultans Abd ul-Medschid, kam nach dem Sturze seines Oheims Abd ul-Asis 30. Mai 1876 zur Herrschaft, wurde aber wegen Geisteskrankheit bereits 31. Aug. 1876 vom Scheich ul-Islam für regierungsunfähig erklärt und durch seinen Bruder Abd ul-Hamid ersetzt.

Muradabād, engl. Moradabad, Distrikt der Division Rohilkhand der Lieutenant-Gouverneurschaft der indobrit. Nordwestprovinzen, zählt auf 6008 qkm (1881) 1155173 E., darunter 66,4 Proz. Hindu, 33,3 Proz. Mohammedaner, 1877 Christen, erfreut sich eines kühlen und gesunden Klimas, nur der nordöstl. Teil ist Sitz der Malaria. Kulturpflanzen sind Zuckerrohr, Reis, Baumwolle, Weizen, Gerste und Hirse, Mango-, Aprikosen-, Feigen-, Maulbeer-, Guava- und Pflaumenbäume sowie eine große Zahl Gemüsepflanzen. Doch sind bei Dürre Hungersnöte nicht selten. Die Hauptstadt M. liegt auf dem rechten Ufer der Ramganga, an der Bahn von Lakhnau nach Lahaur, hat (1891) 72921E., zu gleichen Teilen Hindu und Mohammedaner, starke Garnison und Metallindustrie.

Murad Efendi, Pseudonym des österr. Dichters Franz von Werner (s. d.).

Murad-su, Quellfluß des Euphrat (s. d.).

Murājewnja, Dorf im Kreis Dankow des russ. Gouvernements Rjasan, an der Ranowa, hat 1364 E. und Steinkohlenlager, die 1887: 180000 Pud Kohle lieferten.

Muräne (Muraena), Fischgattung aus der Gruppe der Kahlbäuche (s. d.), welche dem Aal (s. d.) sehr nahe verwandt ist, von dem sie sich durch den Mangel der Brustflossen unterscheidet. Die Rücken- und Afterflosse sind sehr niedrig und rings um den Schwanz zu einer Längskante verwachsen. Von dieser Gattung ist die gemeine M. (Muraena helena L., s. Tafel: Fische III, Fig. 4) seit alten Zeiten berühmt, da sie ein höchst schmackhaftes Fleisch besitzt. Sie ist im Mittelländischen Meere häufig, ist 1 bis 1½ m lang und schön gefärbt, nämlich vorn lebhaft braun, nach hinten mehr purpurrot und mit gelblichen, braun punktierten Flecken bestreut. In beiden Kiefern steht eine einfache Reihe langer Zähne.

Muraenĭdae, s. Aal.

Murāno, Stadt in der ital. Provinz und dem Distrikt Venedig, auf der gleichnamigen Insel in den Lagunen, hat einen im griech.-arab. Stil gebauten Dom (San Donato), eine Basilika San Pietro Martire, ein Museum und (1881) 3636, als Gemeinde 3999 E. Die Glaskunstindustrie (s. d.), die im Mittelalter hier ihren Sitz hatte und M. weltberühmt machte, steht neuerdings wieder in hohem Ansehen, vor allem die Erzeugnisse der Firma Salviati.

Murat (spr. mürah), Joachim, König von Neapel, franz. Marschall, geb. 23. März 1771 zu La Bastide bei Cahors als Sohn eines kleinen Gastwirts, studierte Theologie in Toulouse, trat aber 1790 in die franz. Armee und hatte sich bis zum Obersten ↔ emporgeschwungen, als er mit dem Sturze der Schreckensherrschaft 1794 aus dem Heere scheiden mußte. M. lebte nun in Paris, bis Bonaparte sich seiner am 5. Okt. 1795 bei Niederwerfung des Aufstandes bediente und ihn mit nach Italien nahm, wo er sich als Reiterführer hervorthat. Er wurde 1796 Brigadegeneral und zeichnete sich wieder besonders vor Akka und bei Abukir aus. Zum Divisionsgeneral ernannt, leistete er Bonaparte am 18. Brumaire (9. Nov. 1799) Beistand, indem er den Rat der Fünfhundert auseinandertrieb. M. erhielt darauf den Oberbefehl über die Konsulargarde und heiratete 20. Jan. 1800 Bonapartes jüngste Schwester Annunciata (Karoline, s. unten). Im ital. Feldzug trug M. wesentlich zum Siege bei Marengo (14. Juni 1800) bei; darauf vertrieb er die Neapolitaner aus dem Kirchenstaat und zwang sie zum Waffenstillstand. Bei Errichtung des Kaiserreichs erhob ihn Napoleon 1804 zum Marschall von Frankreich und 1805 zum kaiserl. Prinzen, Großadmiral und Großoffizier der Ehrenlegion. Im Feldzug gegen Österreich siegte er 8. Okt. 1805 bei Wertingen, nahm 18. Okt. den General Werneck mit 16000 Mann gefangen, zog 20. Nov. in Wien ein und befehligte bei Austerlitz (2. Dez. 1805) die gesamte Reiterei. Am 15. März 1806 erhob ihn Napoleon zum Beherrscher des neu gebildeten Großherzogtums Berg. Im Kriege gegen Preußen leitete M. 1806 die Verfolgung nach der Schlacht von Jena und nahm an den Schlachten bei Eylau und Friedland teil. Nach dem Frieden von Tilsit wurde M. der Oberbefehl in Spanien übertragen, wo er im Mai 1808 den Aufstand in Madrid unterdrückte. Gegen sein Erwarten erhielt er nicht die Krone von Spanien, wurde aber dann von Napoleon zum König von Neapel gemacht. Im September begab sich M. in sein neues Reich und verjagte die Engländer aus Capri, während die Bourbonen sich auf Sicilien behaupteten. Er ordnete die Civilverwaltung, vermehrte und disciplinierte sein Heer und bekämpfte das Räuberunwesen. Zur Teilnahme an dem Feldzug gegen Rußland aufgefordert, ließ M. 1812 nicht nur 10000 Neapolitaner zur Großen Armee stoßen, sondern nahm auch den Oberbefehl über die gesamte Kavallerie an, zeichnete sich bei Ostrowno, bei Smolensk und an der Moskwa aus und übernahm bei dem Rückzug, als Napoleon 5. Dez. das Heer verließ, den Oberbefehl, den er allerdings bald an Eugen Beauharnais abgab. Er ging nach Neapel, begab sich zwar 1813 nach den ersten Erfolgen Napoleons wieder zur franz. Armee, bewies aber nicht mehr den frühern Eifer. Nachdem die Franzosen bei Leipzig besiegt waren, kehrte M. nach Neapel zurück, fing Unterhandlungen mit den Verbündeten an und schloß 11. Jan. 1814 mit Österreich einen Vertrag, worin er den Verbündeten ein Hilfskorps von 30000 Mann zusagte. Er marschierte auch wirklich gegen den Vicekönig Eugen Beauharnais, unternahm aber sonst nichts Entscheidendes. Da die Kongreßverhandlungen in Wien keinen günstigen Verlauf für ihn zu nehmen schienen, verhandelte er heimlich mit Napoleon. Nach Napoleons Rückkehr rückte M. Mit 40000 Mann gegen den Po vor und verkündigte die Unabhängigkeit ganz Italiens. Er wurde 12. April 1815 bei Ferrara und 2. Mai bei Tolentino geschlagen, eilte nach Frankreich, wurde von Napoleon zurückgewiesen und flüchtete nach der Schlacht von Waterloo 25. Aug. nach Corsica, von wo er sich mit einer kleinen Truppenmacht nach Neapel einschiffte, um sein Reich wiederzuerobern. Ungünstiger Wind

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 91.