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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Natal (Stadt) - Nathusius (Marie)
jeden polit. Zusammenhang mit der Kapkolonie auf.
In den nächsten Jahrzehnten verursachten die stamm-
verwandtschaftlichcn Beziehungen der eingeborenen
Bevölkerung zu dem Neich des unabhängigen Zulu-
sürsten Ketschwayo (s. d.) die ernsthaftesten Verwick-
lungen. 1887 wurde ganz Zululand (s. d.) von Eng-
land in Besitz genommen. Nach vielen Verhand-
lungen mit dem engl. Ministerium erhielt N. endlich
im Juli 1893 ein "i-68p0N8idi6 Government" und
die Möglichkeit vollkommen freier, nicht durch die
Kapkolonie beeinflußter wirtschaftlicher Entwicklung,
welche jedoch jetzt durch die ansässig und reich ge-
wordenen Kuli und deren Anspruch auf polit. Gleich-
berechtigung einigermaßen bedroht wird. - Vgl.
Brooks, Nawl (Lond. 1876); Statham, LiackL,
Noer8 anä Lriti8k (ebd. 1882); Russell, Natai (ebd.
1891); Peace, Note8 on N. (ebd. 1893).
Natal, Hauptstadt des brasil. Staates Rio
Grande do Norte, nahe der Mündung des Rio
Grande in den Atlantischen Ocean, mit 10000 E.,
Hafen und Ausfuhr von Zucker und Baumwolle.
Natalie, Königin von Serbien-, Tochter des
moldauischen Bojaren Johann Keschko, der in russ.
Diensten den Nang eines Obersten erlangt hatte, und
dessen Gemahlin Pulcheria, geborenen Prinzessin
Sturdza, wurde 14. Mai 1859 in Florenz geboren
und 17. Okt. 1875 mit dem damaligen Fürsten,
spätern König Milan von Serbien vermählt. Sie
erlangte im Lande eine bedeutende Popularität und
großen Einfluß, den sie im rufs. Interesse zu ge-
brauchensuchte, geriet aber seit 1885 in einwachsen-
des Zerwürfnis mit ihrem Gatten, dem sie 14. Aug.
1876 den jetzigen König Alexander I. geboren hatte,
lebte infolgedessen außerhalb des Landes, in Flo-
renz und Wiesbaden, wo der König im Juli 1888
den Kronprinzen mit Hilse der deutschen Behörden
aus ihren Händen nahm, um ihn unter eigener Auf-
sicht erziehen zu lassen. Im Okt. 1888 sprach die
serb. Synode, trotz aller Proteste N.s, die kirchliche
Scheidung aus. Nach der Abdankung Milans
(1889) kehrte N. nach Belgrad zurück, wurde aber
von der Regentschaft im Mai 1891 zur Abreise ge-
zwungen, wobei es zu einem Volksauflauf mit Blut-
vergießen kam. Sie lebte seitdem meist in Biarritz.
Große Überraschung erregte im Jan. 1893 ihre Ver-
söhnung mit Milan. Am 29. April 1894 wurde sie
durch einen Ukas ihres Sohnes in alle Rechte, die ihr
als Mitglied des königl. Hauses zustehen, wieder
eingesetzt. - Vgl. die Dokumentensammlung: Ne-
in0il63 äe!5., reine äe 8erdie (Par. 1891).
Ha.ta.1i8 (lat., zu ergänzen äie8), Geburtstag;
5iatMtium, Geburtstagsgeschenk, Geburtstagsfeier;
der Todestag eines Märtyrers als Geburtstag für
das ewige Leben.
Xa.ta.törs8, Schwimmvögel (s. d.).
Natchez (spr. nättsckes), Hauptort des County
Adams im nordamerik. Staate Mississippi, zum
Teil auf einem 60 in hohen Bluff (s. d.) des Mis-
sissippi, in hübscher Lage, hat (1890) 10101 E.
und Baumwollhandel. N., nach einem Indianer-
stamm benannt, war einst franz. Fort.
Nathan, ein Prophet zur Zeit Davids. Er war
mit dem Priester Iadok die Seele der Verschwörung
zu Gunsten Salomos gegen den rechtmäßigen
Thronsolger Adonia. Die Legende erzählt außer-
dem von ihm, er habe David den schon beschlossenen
Tempelbau widerraten, ihm wegen des mit Bath-
seba begangenen Ehebruchs die göttliche Strafe an-
gekündigt und Salomo erzogen (2 Sam. 12).
Nathanäel (hebr., "Gottgcgebener"), ein nur
im Johannesevangelium erwähnter Jünger Iefu;
feine Bekehrung foll durch eine von Iefu abgelegte
Probe wunderbaren Wissens veranlaßt worden sein
(Joh. 1, 46 fg.). Nach Joh. 21,2 war er aus Kana
in Galiläa. Manche haben ihn mit Bartholomäus
(s. d.), andere mit Matthäus, noch andere mit Jo-
hannes identifiziert.
Nathusius, Gottlob, Industrieller, geb. 30. April
1760 in Baruth, widmete sich in Berlin dem Kauf-
mannsstande und erhielt 1784 eine Stellung im
Hause Sengewald in Magdeburg, dessen Teilhaber
er später (Firma: Richter <5 Nathusius) wurde. Als
mit dem Tode Friedrichs II. das Tabakmonopol
aushörte, legte N. eine Tabakfabrik an, die sich
einen solchen Ruf erwarb, daß er bei der bald darauf
stattfindenden Wiedereinführung des Monopols
zum königl. Generalfabrikdirektor ernannt wurde.
Doch legte er diese Stellung nieder. Nach dem Re-
gierungsantritt Friedrich Wilhelms III. wurde N.
mit der Auslösung der Monopolverwaltung betraut,
und er übernahm seine frühere Fabrik, die inzwischen
als Kronfabrik fortbestanden, wieder für eigene Rech-
nung, betrieb sie aber nur bis 1807, um darauf das
Kloster Althaldensleben mit dem Gut Glüsig sowie
später auch das Gut Hundisburg bei Magdeburg
anzukaufen. Er machte diese Besitzungen zu Muster-
wirtschaften. N. starb 23. Juli 1835. Von seinen fünf
löhnen wurden der älteste 1840, die übrigen vier
1861 in den Adelsstand erhoben.
Nathusius, Heinrich von, Sohn des vorigen,
geb. 15. Sept. 1824 zu Althaldensleben, welches Gut
er 1849 von feinem Bruder Philipp übernahm,
1854-63 Landrat des Kreises Neuhaldensleben,
war als Pferdezüchter und Schriftsteller auf diesem
Gebiet ("über die Lage der Landespferdezucht in
Preußens, Verl. 1872; "Das schwere Arbeitspferd",
ebd. 1882; "über die Zucht schwerer Arbeitspferde",
ebd. 1885) thätig. Längere Zeit war N. auch bei
der Tierabteilung der Deutschen Landwirtschafts-
gefellschaft thätig. Er starb 12. Sept. 1890 auf
Sylt. - Vgl. W. von Nathusius, Heinrich von N.
Ein Lebensbild (Berl. 1891).
Nathusius, Herm. Engelhard von, Tierzüchter,
Bruder des vorigen, geb. 9. Dez. 1809 zu Magdeburg,
studierte Naturwissenschaften und übernahm dann
das Gut Hundisburg. Seine Versuche, die engl. Vieh-
rassen nach Deutschland zu verpflanzen, waren vom
günstigsten Erfolge begleitet. N. war 1847 Mitglied
des preuß. Vereinigten Landtags und wurde 1868
zum Präsidenten des preuß. Landes-Okonomiekolle-
giums und in das Ministerium für Landwirtschaft
und in den Bundesrat berufen. Er starb 29. Juni
1879. Seine Sammlung von anatom. Präparaten,
Zeichnungen u. dgl. kann als einzig in ihrer Art gel-
ten. In allen feinen wissenschaftlichen Arbeiten be-
kundet er sich als Gegner der Darwinschen Theorie.
Er veröffentlichte "Erfahrungen und Ansichten über
dieZuchtvon Fleischschafen" (Berl.1856), "ÜberKon-
stanz in der Tierzucht" (ebd. 1860), "über Shorthorn-
Rindvieh" (2. Aufl., ebd. 1861), "Die Rassen des
Schweins" (ebd. 1860), "Vorstudien für Geschichte
und Zucht der Haustiere" (ebd. 1864), "Vorträge
über Viehzuchtund Rassenkenntnis" (3Tle., ebd.1872
- 80; 1. Tl., 2. Aufl. 1890), "Wandtafeln für den
naturwissenschaftlichen Unterricht" (Serie 1-5, ebd.
1871-80), "Über die sog. Leporiden" (ebd. 1876).
Nathusius, Marie, die Gattin des folgenden, geb.
10. März 1817 zu Magdeburg, erhielt zu Calbe als