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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Neuorleansfieber - Neupreußische Befestigungsmanier
tiert wird vor allem Baumwolle letwa 1,5 Mill.
Ballen im Werte von 70Mill.Doll.), ferner Baum-
wollsamenkuchen, Weizen und Blättertabak. Der
Handel mit Baumwolle war vor dem Kriege noch
wichtiger, dagegen hat sich der Handel namentlich
mit Wolle, Früchten, Kohlen, Eisen u. s. w. ent-
wickelt. Die Industrie ist vertreten durch Zucker-
rafsinerien, Fabrikation von Bier, Eis, Cigarren,
Cigaretten, Baumwollwaren, Maschinen, Dünge-
mitteln u. s. w. Der Census von 1890 zählte 1961
industrielle Etablissements mit 25221 Angestellten
und 48 Mill. Doll. Fabrikaten, darunter 11,? Mill.
Doll. raffinierter Zucker und 3,6 Mill. Doll. be-
arbeiteter Reis. N. ist der Sitz vieler Konsulate,
darunter auch eines deutschen.
Geschichte. N. wurde 1718 von den Franzosen
gegründet und blieb französisch bis 1763, wo es
an Spanien abgetreten wurde. Der span. Besitz
währte bis 1803, worauf N. mit Louisiana (s. d.)
an die Vereinigten Staaten kam. Am 8. Jan.
1815 schlug Jackson die brit. Armee bei N. Im
Bürgerkriege erzwang Farragut (s. d.) 24. April
1862 die Einfahrt in den Mississippi, worauf N.
26. April kapitulieren mußte. - Vgl. ^6^v 0ri6an3
^vitii inHp, 1)^ ^vriterL ok tli6 ^6^ OrieanZ Vl683
(Neuorleans 1885).
Neuorleansfieber, s. Sumpfsieber.
Neu Orsova, s. Orsova.
Neuoftpreußen, ehemalige Provinz des König-
reichs Preußen. Das Gebiet wurde bei der dritten
poln. Teilung 1795 erworben und umfaßte südlich
und östlich von dem eigentlichen Ostpreußen die
Lande zwischen Weichsel, Bug und Riemen und der
alten preuß. Grenze. Durch den Tilsiter Frieden
kam das umfangreiche Gebiet, etwa 45000 hkm,
an das Herzogtum Warschau, durch den Wiener
Kongreß an Rußland.
Neuötting, Stadt im Bezirksamt Altötting des
bayr. Neg.-Vez. Oberbayern, 2 km im N. von Alt-
ötting (s. d.), unweit vom Inn, an der Linie Mün-
chen-Simbach der Bayr. Staatsbahnen, nach dem
großen Brande in ital. Art mit Laubengängen wie-
der aufgebaut, hatte 1890: 2572,1895: 2715 meist
kath. E., Postexpedition, Telegraph, Kapuziner-
hospiz, Waisen-, Krankenhaus, Bürgerspital, In-
stitut der Englischen Fräulein, St. Iosefstist, ein
Pensionat für Knaben und Mädchen, Agentur der
BayrischenNotenbank,elektrischeVeleuchtung; Eisen-
gießerei, Wollspinn erei,Tuchfabrikation, Brauereien,
Schisfahrt, Viehzucht. Auf dem nahen Mordfeld
siegten 912 die Bayern über die Hunnen.
Neupersisch, s. Iranische Sprachen.
Neuplatoniker, die letzte große Schule der
Griechischen Philosophie (s. d.). Sie hat zu ihrer
Voraussetzung den gelehrten Eklekticismus der ersten
Jahrhunderte n. Chr. und baut ihr System aus den
Einzellehren der Platonischen, Aristotelischen und
Stoischen Philosophie auf; aber ihr eigenes, diese
ganze Fülle des Stoffs aufs neue zu einem großen
System anordnendes Princip ist der mystische Grund-
gedanke der religiösen Sehnsucht, der den Abgrund
zwischen der unendlichen, rein geistig und tran-
scendent gedachten Gottheit und dem in die böse
Materie versenkten Einzelgeiste durch ein System
von Zwischenexistenzen auszufüllen suchte; hierin
fanden die heidn. Götterwelt und die Dämonen der
orient. Religionen ebenso ihren Platz wie die meta-
physischen Grundbegriffe der klassischen Zeit der
griech. Philosophie. So wurde der Neuplatonismus
von selbst zu dem Versuche, dem siegenden Christen-
tum gegenüber den Kulturgehalt des Altertums zu
einem religiösen System zusammenzufassen. In
dieser Hinsicht nun scheiterte er zwar an seiner eige-
nen gelehrten Künstlichkeit; aber die in ihm ver-
knüpften philos. Gedanken übten ihrerseits sowohl
in dem Ausbau der christl. Philosophie, als auch
in der Weiterentwicklung der gesamten mittelalter-
lichen Wissenschaft einen mächtigen Einfluß aus.
So beruht namentlich die Mystik des Mittelalters
wesentlich auf dem Ncuplatonismus. Aber auch in
der Renaissancezeit war er, vom echten Platonismus
kaum unterschieden, von weitgehendem Einfluß. In
der Geschichte des antiken Neuplatonismus unter-
scheidet man drei Phasen: 1) die alerandrinisch-röm.
Schule, in der die philos. Tendenz und Originalität
vorwaltet und welcher außer dem Stifter Ammonius
Saccas (um 200 n. Chr.) hauptsächlich Plotin, der
bedeutendste Geist unter denN., und Porphyrius
angehörten; 2) die syr. Schule, von phantastisch-re-
ligiöser Grundrichtung, vertreten durch Iamblichus
und den Kaiser Julian; 3) die atheniens. Schule,
an ihrer Spitze Proclus, in der die kommentierende,
nachsammelnde Thätigkeit überwog und der die letz-
ten Scholarchen der Akademie angehörten. - Vgl.
Zeller, Philosophie der Griechen, Bd. 3, Abteil. 2
(3. Aufl., Lpz.1881); Harnack, Lehrbuch der Dogmen-
geschichte, Bd. 1 (3. Aufl., Freib. i. Br. 1894).
Neupommern, vor 1885 Neubritannien
oder Virara, die größte Insel des Vismarck-
Archipels (s. d.), erstreckt sich vom 146. bis 150.°
östl. L. in der Form eines flach gekrümmten Bo-
gens und bedeckt etwa 32000 hkin. N. ist stark ge-
gliedert; seine nordöstl. Spitze, die vulkanische Ga-
zellehalbinsel (s. d.), ist fast ganz abgetrennt; auch
in der Mitte der Nordseite zweigt sich eine Halbinsel
ab, die bis 1889 als eine Kette besonderer Inseln
angesehen wurde. Das Innere ist gebirgig, aber
fast noch völlig unbekannt, im S. häufig mit breiten
Terrassen an der Küste. Zwischen der gebirgigen
Westspitze und dem Kern schiebt sich eine Ebene
ein, welche, gut bewässert, dieser Gegend eine Zu-
kunft verheißt. Soweit die Küsten von N. bis jetzt
bekannt sind, zeigen sie viele, zum Teil schiffbare
Wasserläuse. N. wurde bis Ende des 17. Jahrh,
für einen Teil von Neuguinea gehalten; obwohl be-
reits im 16. Jahrh. Spanier und im Anfang des
17. Jahrh. Schonten und Lemaire die Küsten ge-
sehen und besucht hatten, entdeckte erst 1700 Dam-
pier die nach ihm benannte Mceresstrahe und erst
1767 wurde durch Carteret die N. von Neumecklen-
burg trennende Meeresstraße entdeckt. Erst 1872
begann mit der Niederlassung der Firma Godesfroy
in der Blanchebai, welcher sich bald andere Firmen
sowie Missionen anschlössen, die freilich noch auf
die Gazellehalbinsel beschränkte Vesiedelung. 1885
ging die Insel in den Besitz der Neuguinea-Com-
pagnie (s. d.) über. Nach vergeblichen Versuchen,
bei Matupi (s. d.) einen geeigneten Ort für eme
Station Zu finden, verlegte die Compagnie die Ver-
waltung 1888 auf die zu Neulauenburg gehörige
Insel Kerawara und erst 1890 nach Herbertshöhe bei
Nalum auf N. Hier ist mit gutem Erfolg die Kul-
tur einer sehr langstapeligen Baumwolle eingeführt.
(S. Karte: Kaiser-Wilhelms-Land, Bis-
marck-Archipel u. s. w.)
Neupreußen, s. Altpreuhen.
Neupreutzische Befestigungsmanier. Aus
der Altpreuhischen Befestigungsmanier (s. d.) und