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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Neupythagoreer - Neuralgien
Kusgänge wurden gemeinschaftlich durch einen Kehl- ^
ivaffenplatz (Tambour) gedeckt. Nachstehende Fig. 6 ^
Fig. 0.
zeigt ein Fort nach der N. V. um die Mitte
des 19. Jahrh.
Neuftythagoreer, Philosophen, die seit dem
1. Jahrh. v. Chr. die Lehre der Pythagoreer er-
neuerten, zugleich aber dieselbe einerseits mit Ent-
lehnungen aus Plato, Aristoteles und den Stoikern,
andererseits mit orientalisch gefärbten, religiösen
Vorstellungen versetzten und dabei alle diese zu-
sammengelesene Weisheit auf Pythagoras zurück-
zuführen suchten. Aus diesem Bestreben ging eine
reiche Litteratur hervor, die man größtenteils auf
Pythagoras oder dessen uächste Nachfolger (wie
Ocellus) zurückzuführen suchte, durch die daher die
Tradition über die ältere Pythagoreische Lehre viel-
fach verfälscht worden ist. Als erster Vertreter des
Neupythagoreismus gilt der um 50 v. Chr. in
Alexandria lebende P. Nigidius Figulus (über ihn
M. Hertz, Verl. 1845); später (unter Nero) hat
namentlich Apollonius (s. d.) von Tyana als wunder-
thätiger Phantast Aufmerksamkeit erregt. - Vgl.
Zeller, Die Philosophie der Griechen, Bd. 3,1. Ab-
teil. (3. Aufl., Lpz. 1881).
Neuquen (spr. -ken), nördl. Quellfluß des Rio
Negro in Argentinien, entspringt mit zahlreichen
Quellarmen am Ostabhang der Anden zwischen 36
und 39° südl. Br., namentlich aus einer Reihe von
Lagunen und vereinigt sich mit dem Rio Limay
zum Rio Negro. Er ist im Unterlaufe bis zum
Fort Cuarta-Division schiffbar.
Neuquen (spr. -kcn), Gobernacion del, Na-
tionalterritorium in Argentinien, zwischen dem
Andenkamm, dem Colorado und Limay, vom
Rio N. durchströmt, ist stark gebirgig und bedeckt
109080 qkm. Zahlreiche Vulkane, der Quetrupillan
l3680m), Trilope, stehen an der Grenze gegen Chile.
Unter den Pässen sind besonders wichtig: der
1990 in hohe Pichachcn, der Palanquen und der
Saco. Hauptort ist das Fort der 4. Division, Fuerte
Cuarta-Division, am obern N. Die Indianer sind
seit 1881 verdrängt.
Neu-Raaoczi, Vad im Saalkreis des preuß.
Reg.-Bez. Mersebura, zur Gemeinde Salzmünde
gehörig, an der Saale, nordwestlich von Halle und
mit diesem durch Dampfschiffahrt verbunden, besitzt
eine Kuranstalt und mehrere salzhaltige Mineral-
quellen, von denen die eine dem Elisabethbrunnen
zu Homburg, die andere dem Ragoczibrunnen zu
.Kissingen gleicht. Sie enthalten Magnesia, Pott-
asche und Eisen.
Neuralgien (grch.) oder Nervenschmerzen,
diejenigen Schmerzen, welche zuweilen anfalls-
weise in dem Verbreitungsgebiete eines bestimmten
Empfindungsnerven (s. Nerven) auftreten und sich
meist einige Zeit, bisweilen Monate und Jahre in
dem befallenen Nerven konstant erbalten, ohne je-
doch zu greifbaren anatom. (organischen) Verände-
rungen des Nerven selbst zu führen. Durch das
letztgenannte Verhalten unterfcheiden sich die N.
von den verschiedenen Formen der Nervenentzün-
dung (Neuritis), in deren Gefolge anfallsweise auf-
tretende Schmerzen auch häufig beobachtet werden.
Zu den bekannten Formen der N. gehört unter an-
derm der Gesichtsschmerz (s. d.), welcber sich auf die
Bahnen des fünften Gehirnnerven lokalisiert und
bald die ganze Gesichtshälfte oder nur die Stirn-,
Oberkiefer- und Unterkieferpartie (je nachdem der
erste, zweite oder dritte Ast des genannten Nerven
erkrankt ist) einnimmt, ferner das Hüftweh (s. d.,
Ischias), welches sich in dem Bereiche des hintern
Schenkelnerven abspielt und die bintcre Fläche des
Oberschenkels, die Wade und den Fuß in Mitleiden-
schaft zieht. Zu den charakteristischen Merkmalen
einer echten Neuralgie gehört die scharfe Beschrän-
kuug der Schmerzen auf einen bestimmten Nerven;
nur in sehr schweren Fällen erfolgt ein überspringen
des Schmerzes während der Anfälle auf benach-
barte Nebenbahnen (Irradiation des Schmerzes),
z.B. von einem rechtsseitigen Zwischenrippennerven
auf den linksseitigen, über die Entstehung der N.
hat man zwei Theorien aufgestellt, von welchen die
eine für den peripherischen, die andere für den cen-
tralen Sitz des Leidens eintritt; nach der erstern
entsteht der Schmerz in den Nervenfafern selbst, nach
der letztern in den Nervenzellen und wird von da
aus nach dem Gesetz der peripherischen Lokalisation
(s. Nerven) in das Gebiet der Nervenendigungen
verlegt. Ein weiteres wichtiges Merkmal der N.
bilden die anfalls weise auftretenden Schmerzen;
dieses Verhalten wird auch dann, wenn die Inter-
valle zwischen den Anfällen durch einen dumpfen
Schmerz ausgefüllt werden, dadurch gewahrt, daß
oine anfallsweise auftretende Steigerung (Eracer-
bation) des Schmerzes beobachtet wird. Die An-
fälle können durch Aufregungen, Kälteeinwirkung,
Berührungen des von dem erkrankten Nerven ver-
sorgten Körperteils u. s. w. ausgelöst werden; sind
sie sehr bestig, fo können sie auf reflektorischem Wege
eine Zusammenziehung (spasinuZ) des zugehörigen
Bewegungsnerven bervorrufen; so tritt z. V. bei
deftigem Gesichtsschmerz (tie äonlonroux) ein
Krampf in den Muskeln der betreffenden Gesichts-
hälfte ein. Auch Störuugen von feiten der Gefäß'
nerven (starke Rötung des fchmcrzhaften Gebietes)
und der Drüsennerven (sekretorische N.) begleiten
die Anfälle ziemlich häufig. Einer besondern Er-
wähnung bedarf schließlich noch die Beobachtung,
daß die von Neuralgie befallenen Nerven an den
Stellen, wo sie eine derbe oder knöcherne Unterlage
baben, auf Druck empfindlich sind (Valleirsche
Druckpunkte, points clonloui-enx).
Die Neuralgie ist ein Leiden der Erwachsenen und
kommt bei Frauen häufiger vor als bei Männern;
eine wichtige Rolle für die Entstehung der N. spielt
die erbliche nervöse Belastung. Die Ursachen der
N. sind sehr mannigfaltig; von besonderer Bedeu-
tung sind geistige und körperliche Überanstrengung,
Erkältungen, Einwirkungen von reizenden Vorgän-
gen an den Nervenendigungen (kariöse Zähne, Ge-
schwülste u. s. w.), gewisse Gifte resp. Gcnußmittel
(Alkohol, Tabak, Blei, Arsenik), Zuckerharnruhr,
Wechselsieber und Herpes. Der Verlauf der N. ist