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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nikomedes - Nikotin
Nikomedes, mehrere Könige von Bithynien:
N. I. rief 277 v. Chr. die Kelten aus Thrazien
nach Asien und gründete Nikomedia (s. d.).
N. II. Epiphancs gelangte durch Aufruhr und
Ermordung feines vom Volke gehaßten Vaters
Prusias' II. 149 v. Chr. zur Regierung und starb 91.
Des vorigen Sohn N. III. Philopator wurde
gegen seinen Stiefbruder Sokrates und Mithridates
d. Gr. von den Römern unterstützt, im ersten Mi-
thridatischen Kriege durch Mithridates zweimal
vertrieben, aber von den Römern beidemal 90 und
das zweitemal durch Sulla 84 wieder eingesetzt.
Bei feinem Tode 74 v. Chr. vermachte er fein Reich
den Römern und veranlaßte dadurch den dritten
Mithridatifchen Krieg.
Nikomedia, die Hauptstadt von Bithynien (s. d.),
wurde 264 v. Chr. vom König Nikomedes I. an Stelle
der durch Lysimachus zerstörten alten megarischen
Kolonie Astakos, im innersten Winkel des Astakener
Golfes (jetzt Bufen von Ismid), erbaut. Sie er-
wuchs zu einer dcr blühendsten und prächtigsten
Städte der Alten Welt, und mehrere der spätern
röm. Kaiser, wie Diocletian und Konstantin d. Gr.,
der daselbst starb, residierten dort. N. wurde durch
häufige Erdbeben, 25)9 n. Chr. auch durch die Goten
schwer mitgenommen. N. ist die Vaterstadt des
Schriftstellers Arrianus und die Todesstätte Han-
nibals. Ruinen der alten Stadt finden sich noch
in und bei der heutigen Stadt Ismid (s. d.).
Nikon, russ. Patriarch, geb. 1605 in Weljami-
now bei Nifhnij Nowgorod, wurde weltlicher Prie-
ster und trat dann in das auf einer Infel im Weißen
Meere gelegene Anfersche Kloster. Als Abt eines
Klosters bei Moskau zog er die Aufmerksamkeit des
Zaren Alerej Michailowitsch auf sich, wurde 1646
zum Archimandriten des Klosters Nowospask in
Moskau und 1649 zum Erzbiscbof von Nowgorod
erhoben, wo er durch feine Entschlossenheit zur Un-
terdrückung eines Aufruhrs wesentlich beitrug. Am
26. Juli 1652 wurde er Patriarch von Rußland.
Aleres schenkte ihm anfangs ein unbegrenztes Ver-
trauen; als aber N., der wegen feiner Strenge, mit
der er gegen die Gegner feiner Reformen einfchritt,
verleumdet wurde, den Zaren gegen fick eingenom-
men fah, legte er gegen den Willen desfelben feine
Patriarchenwürde nieder, begab sich 1658 in das
Woskressenfkijkloster und trat in offene Opposition
gegen den Zaren. Alerej berief die Patriarcken von
Alerandria und Antiochia zu einem Konzil, das
12. Dez. 1666 N. seiner Würde entsetzte und als
Mönch in das Kloster Therapont bei Bjelosersk ver-
bannte , während es seine Herstellung der Terte der
alten Kirchenbücher wie überhaupt seine Reformen
billigte und feine Gegner verfluchte. Zar Feodor
Alerejewitfch erlaubte ihm, nach dem Woskressenskij-
kloster zurückzukehren, aber N. starb auf der Reife
dahin zu Iaroslaw 17. Aug. 1681. Die von ihm
durchgeführte Verbesserung des verderbten Textes
der flaw. Kirchenbücher und damit zusammen-
hangende Veränderungen riefen den Abfall der fog.
Altgläubigen (f. Raskolniken) hervor. - Vgl. Schu-
scherin, Leben N.s (im 17. Jahrh, verfaßt, hg.
von Kofadawlew, Petersb. 1784; neue Aufl. 1817;
deutsch von Bacmeister, Riga 1788); Solowjew,
Russ. Geschichte, Bd. 11 (russisch, Mosk. 1861);
Subbotin, Der Prozeß N.s (russisch, ebd. 1862).
Die ausführlichste Biographie N.s giebt Makarius,
Russ. Kirchengeschichte, Bd. 13 (1882); ders., Der
Patriarch N. und die Verbesserung der Kirchenschrif-
ten und Ritualien (Mosk. 1881); neue Materialien
zu feinem Prozeß gab Hübbenet aus den Akten dos
Staatsarchivs in Petersburg (Petersb. 1884).
Nikopöl, Flecken im rusf. Gouvernement und
Kreis Iekaterinoflaw, rechts an dem Dnjepr, hat
(1892) 10100 E., darunter viele Israeliten und
Mennoniten, Post, Telegraph, 2 russ. Kirchen,
2 Synagogen, Flußhafen, Werft für Kabotage-
fchiffe; Handel mit Weizen, Hanf, Flachs u. a.
Nikopöli, türk. Nigbebolü, auch Nebul,
Stadt im Fürstentum Bulgarien, Distrikt Oistov,
ehemals Festung, an der Donau, Sitz eines griech.
Bischofs, zählt (1888) 5156 E., darunter 3745 Türken
und 168 fpan. Juden. Auf der westl. Höhe liegt die
vernachlässigte Citadelle. N. ist Dampffchiffahrts-
station und trieb früher bedeutenden Handel mit der
Walackei. Die Umgegend erzeugt geschätzten Wein.
- Die Festung wurde berühmt durch die Nieder-
lage, die König Sigismund von Ungarn hier mit
dem franz.-ungar. Kreuzheere 28. Sept. 1396 durck
die Türken unter Bajazet I. erlitt. 1444 bestürmte
Wladislaw von Ungarn die Stadt vergeblich. Am
27. Sept. 1810 wurde sie von den Russen erobert,
welche 18. Febr. 1829 hier auch die Flotte der Tür-
ken zerstörten. 1877 wurden die Werke verstärkt und
mit gezogenen Geschützen armiert. Das 9. russ.
Armeekorps umzingelte 15. Juli 1877 die türk.
Division Hassan Pascha in N. und erstürmte die
stark befestigten Stellungen vor N., worauf Hassan
Pascka 16. Juli kapitulierte.
Das vom Kaiser Trajan zum Andenken an seine
Siege über die Dacier gegründete Mcopolis aä
lätrum in ^106313, inferior lag auf dem Ruinenfeld
von Stari-Nikup (Alt-Nikopoli), unweit von der
Mündung der Rusica in die Iantra, nördlich von
der Stadt Tirnova.
Nikopolis, Stadt in Epirus, s. Actium. - N.,
Stadt in Ägypten, s. Alerandria (Bd. 1, S. 374 d).
- N., Stadt in Palästina, s. Emmaus.
Nikotialnn, s. Nikotin.
Nikotm, (^t>IIi4^.2, eine flüchtige organische
Base, die sich in den Blättern und im Samen des
Tabaks (s. d.) findet. Man erhält es, wenn man
den eingedickten wässerigen Auszug der Blätter mit
Alkohol ausziebt, dann die gewonnene weingeistige
Lösung unter Zusatz von Wasser destilliert bis zur
Verdampfung des Alkohols, mit Kali versetzt und
mit Lither schüttelt. Aus der ätherischen Lösung
wird das N. durch Verdunsten des Äthers und dann
durck vorsichtige Destillation in einem Strome von
Wasserstoffgas über gebranntem Kalk gewonnen.
Das reine N. ist eine farblose ölige Flüssigkeit, von
1,03 spec. Gewickt, scharfem Geruch und brennendem
Geschmack. Es siedet bei 247° (I, löst sich in Wasser,
Weingeist und Äther und ist ein tödliches Gift. In
den Tabaksblättern findet sich das N. in Gestalt
eines Salzes. Trockner Schnupftabak enthält un-
gefähr 2 Proz. N.; trockne entrippte Tabaksblätter
2,0 bis 7,9 Proz. Die Menge des N. in den Tabaks-
blättern fcheint zu der Güte der Blätter in keinerlei
Beziehung zu stehen. Der fpecisifche Geruch des
Tabaksdampfes wird besonders durch einen andern
in den trocknen Tabaksblättern enthaltenen Stoff,
das Nikotianin (Tabakskampfer), hervorge-
bracht. Das über den trocknen Blättern destillierte
Wasser scheidet beim Stehen weiße, blätterige Kry-
stalle des Nikotianins ab, die wie Tabaksdampf
riechen, ähnlich schmecken und in geringer Menge
nicht giftig wirken.