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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Nordpolexpeditionen
Zweite Periode. Einen neuen Anlanf zur
Erforschung der Nordpolargebiete veranlaßten die
Reisen zur Auffindung der Nordwestlichen Durch-
fahrt. Die Bemühungen Cabotos blieben erfolglos.
Ebensowenig gelang es Giovanni Verazzano 1524
mit vier Schiffen und dein Spanier Esteban Gomez
1525, den erhofften kurzen Weg nach Indien zu finden.
Da entwarf Caboto den Plan, um das Nordkap und
die Nordküste von Asien herum einen kürzern See-
weq (Nordöstliche Durchfahrt) nach Hinterasien zu
suHen. Mit Hilfe reicher Kaufleute brachte er drei
Schiffe zusammen; ein Sturm trennte die kleine
von Sir Hugh Willoughby befehligte Flottille, zwei
Schiffe gingen im Weihen Meer zu Grunde, wäh-
rend das dritte unter Führung Chancelors nach
glücklicher Überwinterung im Weißen Meere von
dem Führer verlassen wurde. Dieser begab sich
über Land nach Moskau zum Zaren Iwan Wassilje-
witsch, mit dem er einen Handelsvertrag abschloß,
und kehrte 1554 nach England zurück, wo die
Königin Maria Tudor jene Gesellschaft, welche
die drei Schiffe ausgerüstet hatte, zur Moskowiti-
schen Handelscompagnie erhob und mit großen Vor-
rechten ausstattete. 1556 und 1580 wurden von der
Compagnie wieder Schiffe nach Osten gesandt, welche
vornehmlich die Karasee befuhren und die Mün-
dungen der großen russ. Ströme besuchten, die er-
strebte Durchfahrt aber nicht fanden. Während die-
ser Jahre war Frobisher nach Nordwesten gesegelt,
um Cabotos Entdeckungen weiter zu führen, kam aber
nur bis in die nach ihm benannte Bai und sah die
nordwestlich der Hudsonbai liegenden Inseln, seine
Meta Incognita. 1585 segelten Davis und Briton
von England ab, umfuhren die Südspitze von Grön-
land, gingen bei dem heutigen Godthaab vor Anker,
kreuzten sodann die Davisstraße, mußten aber, nach-
dem sie die Westküste dieser Straße bei 66,40" erreicht
hatten, wegen ungünstiger Witterung umkehren.
1587 gelangte Davis bis 72° 12' nördl. Br. und
fuhr an der Küste des Baffinlandes entlang nach
Süden. Die kühnste Nordfahrt, die zugleich mit
der ersten bekannt gewordenen Überwinterung im
Polargebiet verbunden war, ist die von Wilh. Ba-
rents (s. d.) 1596-97.
Im Anfang des 17. Jahrh, suchten die Dänen
mehrfach die frühern Kolonien in Grönland wieder
auf, ohne jedoch neue Entdeckungen zu machen. Erst
Hudson drang 1607 zwischen Grönland und Spitz-
bergen direkt nach Norden vor, wurde aber beim
81." von Eismassen aufgehalten. 1610 wurde Poole
ausgesandt, welcher auf Spitzbergen Steinkohlen-
lager fand und sich um die Großsischerei verdient
machte; 1630-34 wurden mehrere Überwinterungen
auf Spitzbergen, Nowaja Semlja und Jan Mayen
ausgeführt. Über die Entdeckung der Hudsonbai
s. Hudson (Henry). Vylotund Bassin entdeckten 1616
eine große Zahl der arktischen Inseln, wurden im For-
tanal durch das Eis zur Umkehr gezwungen, fuhren
an der Westküste von Grönland entlang, entdeckten
die Baffinbai und den Smithfund und erreichten
die Breite von 77° 30'. Die bis zum 18. Jahrh, fol-
genden Reifen sind nur für die Zwecke der Fischerei
ausgesandt und erforschten nur Bekanntes in seinen
Einzelheiten. Im Norden des asiat. Kontinents
wurde die geogr. Kenntnis durch kleinere Entdeckungs-
reisen, welche zunächst meist merkantilen oder Staats-
zwecken dienten, erweitert.
Im I. 1728 fegelte Bering von Kamtschatka aus an
der asiat. Küste nordwärts; 1741 ging er nochmals
von Ochotvk aus nach Norden uuo untersuchte dic
amerik. Küste bis zu 69' nördl. Br. Etwa um die-
selbe Zeit wurde von Tscheljuskin das nach ihm
benannte Kap entdeckt. Zu Ende des 18. und zu
Anfang des 19. Jahrh, wurden Neusibirien, Wran-
gell-Land u. s. w. aufgefunden und besucht, auch
wurde nachgewiesen, daß Nowaja Semlja nicht aus
einer einzigen Insel bestehe. 1778 war der berühmte
Seefahrer Cook durch die Veringstraße gesegelt,
hatte die Breite von 70° 44' erreicht, sich dann aber,
überall vom Eise aufgehalten, nach Westen gewandt
und war in 69° nördl-. Br. auf die amerik. Küste ge-
troffen. 1806 drang Scoresby von Spitzbergen bis
81° 30' nördl. Br. Cooks Nachfolger Clerke erreichte
nur 70° 30' nördl. Br. Cook und Clerke hielten eine
Nordwestdurchfahrt für unmöglich. Kotzebue mit
Chamisso an Bord drang 1816-17 auf demselben
Wege vor. 1823 führten Sabine und Clavering au
der Ostküste von Grönland vielfache wissenschaftliche
Unternehmungen aus, so namentlich der erstere seine
Bestimmungen der Länge des Sekundenpendels.
Graah umfuhr 1828-30 Kap Farewell und unter-
fuchte die Ostküste von Grönland. Parry erreichte
1827 im Norden von Spitzbergen die Breite von
82° 40', wurde aber vom Eife wieder zurückgetrieben.
Die zweite Periode der Bestrebungen, eine Nord-
westliche Durchfahrt aufzusuchen, beginnt mit den
auf Veranlassung der brit. Regierung unternomme-
nen Fahrten von John Roß (s. d.) und Parry (s. d.)
1818, als sehr günstige Eisverhältnisse ein Gelingen
wahrscheinlich machten. Diese Erpedition kehrte je-
doch, als sie kaum bis ins Baffimneer gekommen,
ohne große Erfolge zurück. Im selben Jahre wurde
der schon 1743 ausgesetzte Preis von 20000 Pfd. St.
von der engl. Regierung erneuert. Da das Ver-
halten von Roß von vielen Seiten nicht gebilligt
wurde, schickte man 1819 Parry allein mit den
Schiffen Hekla und Griper nach der Davisstrahe.
Sie erschlossen den Lancastersund und segelten durch
die Barrowstrahe bis zur Melville-Insel, wo sie in
74° 47' nördl. Br. und 110° 48' westl. L. überwin-
tern mußten. Im Frühjahr wurden Schlittenreisen
unternommen und die Kenntnis des nordamerik.
Archipels bedeutend erweitert.
ImI. 1820fuhrenFranklin,Richardson, Back u.a.
den Kupferminenfluß hinunter und erforschten bis
1821 sowie auf einer zweiten Reise 1825 -26 die
Gegend bis Kap Barrow. Auch Parry mit Lyon
war wieder auf der Fury und Hekla nach der Hudson-
straße gegangen und hatte durch häufigen Verkehr
mit Eskimos mehrfache Entdeckungen gemacht, unter
andern die des Forkanals und der Fury- und Hekla-
straße. Auf einer zweiten Reise verlor die Expedition
die Fury und kehrte nach einer harten Überwinte-
rung heim. Nachdem 1826 die engl. Regierung den
ausgesetzten Preis wieder zurückgezogen, befuhr
John Roß 1829 mit dem Dampfer Victory den
Lancastersund auf Kosten des Sir Felix Vooth, mußte
aber zwei Winter im Eife aushalten; 1831 wurde von
seinem Neffen James Clarke Roß auf der Halbinsel
Voothia Felix der magnetische Nordpol entdeckt.
1833, nachdem sie drei Winter im Eise zugebracht
und die Victory verlassen hatten, kehrte 3loß auf
einem Walftschfahrer zurück. Während der folgenden
10-12 Jahre waren es außer Walfischfahrern,
welche jene Gewässer trotz der großen Verluste, welche
sie erlitten, häusig besuchten, auch von der Hudson-
baicompagnie ausgerüstete Expeditionen unter Dease
und Simpson, welche die nordamerik. Küste zwischen